Titane

Titane

Titane is der mit der goldenen Palme von Cannes ausgezeichnete letzte Film von Julia Ducournau (Raw) aus dem Jahr 2021.

Die Handlung: Alexia erleidet bei einem Autounfall mit ihrem Vater eine schwer Kopfverletzung und man setzt ihr eine Titanplatte ein. Viele Jahre später lebt die nun erwachsene Alexia (Agathe Rousselle) zuhause, entfremdet von ihren Eltern, arbeitet als Tänzerin bei einem Auto-Striptease – hat überhaupt ein Faible für Autos und Metall – und fühlt sich auch zu Kolleginnen hingezogen. Doch es bleibt nicht bei dem übergriffigen „Fan“ der ihr nachts nach der Vorstellung nachstellt und den sie kurzerhand mit ihrer Haarnadel tötet. Weitere Personen sterben als sie Gefallen daran findet und leichtherzig mordet. Nach einem weiteren brutalen Tötungsdelikt ist sie auf der Flucht vor der Polizei; sie wird auf ein Fahndungsfoto nach einem vermissten Jungen aufmerksam. Kurzerhand gibt sie sich als der vor zehn Jahren weggleaufende Bub aus und schlüpft bei dem trauernden Vater, einem Steroid-abhängigen Feuerwehrmann (Vincent Lindon), unter…..

Titane

Titane bietet jede Menge Stoff für Interpretation, man kann diverse Aspekte oder Motive des Films scheibchenweise abtragen und näher betrachten. Ganz wichtig scheint mir, dass es eine Ebene des Films gibt, die nicht real ist, sondern sowas wie metaphorisch, nur dass der Film das nicht super explizit macht – allerdings wären manche Aspekte des Films fast schon pervers wenn es nicht diese extra Dosis „das ist jetzt bildhaft“ gäbe. Soviel vorweg. Denn das macht den Film letztlich auch ein wenig verdaulich.

Da wäre zunächst die Gewaltsucht bzw. Tötungslust oder gar Pyromanie der Protagonistin. Ausgelöst duch den Unfall in der Kindheit oder die Titanplatte im Kopf? Mindestens ein Tötungsdelikt würde man als Zuschauer fast noch in die Kategorie Selbstverteidigung packen, aber schnell wird klar wer die Serienmörderin ist. Dann wäre da das gestörte Vater-Kind Verhältnis, bis hin zu ihrer Flucht aus der biologischen Familie und die Zuflucht in einer, in der jemand trotz besseren Wissens sie bzw. ihn als Sohn aufnimmt. Hier kommt eine weitere Ebene ins Spiel, die ich mal vereinfacht als Gender-Thematik umschreiben würde. Und das ist nur der Tropfen auf dem heißen Stein.

Titane

Titane erinnerte mich ein klein wenig an das Werk von Larrain, zum Beispiel den noch nicht ganz so alten Ema. Eine Protagonistin ohne Platz in der Gesellschaft, unruhig und unsicher zugleich. Was die beiden Filme auch gemeinsam haben ist eine gewisse Uneindeutigkeit in der eigenen Message. Zwar wird es viele Zielgruppen im Publikum geben die sich hier wunderbar angesprochen fühlen und diverse Aussagen zur Interpretation passend identifizieren können, aber, ähnlich wie bei dem etwas abstoßenden Der Hauptmann, fühlte ich mich als Zuschauender eher ständig unsicher ob ich vom Regisseur für eine Aussage oder Intention zwangsverpflichtet werde mit der ich nicht einhergehe.

Titane

Insgesamt hat mich Titane nicht beeindruckt. Zwar ist er gut gemacht, verstörend und tiefgehend zugleich, aber einfach viel zu schräg, ekelhaft und abgedreht. Dabei ist er künstlerisch ansprechend und auch dramaturgisch gar nicht schlecht gemacht, es ist handwerklich kein schlechter Film, aber mutig, kontrovers und abgedreht zu sein reicht mir irgendwie nicht.

Titane

Die BluRay sieht sehr gut aus und bietet überzeugende Farben, Schärfen, Kontraste und Schwarzwerte. Ich hätte eigentlich ein 4K Release erwartet, aber das kommt vielleicht ja noch. Es gibt eine deutsche Synchronfassung und das französische Original (getestet) zur Auswahl, dessen Surround-Effekt sich im Grenzen halten. Es ist zwar eigentlich kein stiller Film aber er offenbart sich auf Ebene des Tons als eher zurückhaltend. Es gibt optionale deutsche Untertitel.

Überraschend für einen preisgekrönten Film wie diesen, und etwas enttäuschend: außer ein paar Interviews und dem Trailer gibt es keine Extras auf der Scheibe. Man kann auch zu dem Steelbook greifen dem noch der Soundtrack als CD beiliegt. Der Soundtrack ist zwar sehr gut, aber wer hört noch CDs?

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Die BluRay wurde uns von Koch Films bereitgestellt.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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