Troll – Teil 3 / Artor IV – Das Schwert der Macht / Quest for the Mighty Sword

Es war einmal ein Gott, der dem König von Aquiles ein mächtiges Schwert gab, um seinem Volk Gerechtigkeit zu bringen. Jetzt will er es zurück – aber der König gibt lieber sein Leben als das Schwert. Göttin Dehamira, die für ihn sprach, werden alle ihre Privilegien genommen und sie in einem Feuerkreis gebannt, bis ein Mensch daherkommt, der stark genug ist, um sie zu befreien. Als Prinz Ator 18 Jahre alt wird, bekommt er das Schwert vom bösen Zauberer Gnom Grindl, um Dehamira und sein Volk zu befreien. Auf seiner Reise muss er gegen Drachen und andere fantastische Figuren kämpfen.

Das Eintauchen in die italienische ATOR-Serie kann einem schon ziemliche Gänsehaut bereiten, da man das Gefühl hat, ein bizarres alternatives Universum betreten zu haben. Wie sonst könnte man sich erklären, dass der Meister der Exploitation Joe D’Amato Filme ohne Sleaze abliefert, während uns Alfonso Brescia mit einem inoffiziellen (und unterhaltsamen) Ator-Eintrag mit Blut, Brüsten und Schlachten verwöhnt? D’Amato muss wütend gewesen sein und beschlossen haben, dieses „Unrecht“ zu „korrigieren“, indem er mit dem faden Schlusskapitel QUEST FOR THE MIGHTY SWORD zur Serie zurückkehrte. Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der langweiligste Ator im ganzen Land?

Troll – Teil 3 ist eigentlich ein Versuch, die Ator-Legende neu aufzustellen, ähm, neu zu starten. Der Film beginnt mit Nephele (Marisa Mell), die dem jungen Ator (Eric Allan Kramer, der definitiv nicht wie achtzehn aussieht) die Geschichte erzählt, wie er zum menschlichen Sklaven des Troll-Alchemisten Grindel wurde. Sein Vater Prinz Ator (wieder Kramer) scheint dem Land mit dem Schwert der heiligen Aquilien Frieden und Gerechtigkeit gebracht zu haben. Ein Bösewicht namens Thorn will das Schwert und eine Göttin namens DeJanira (Margaret Lenzey) versucht zu intervenieren. Prinz Ator wird getötet und sein Schwert von Thorn gespalten, was natürlich totalen Mist für seine Frau und seinen kleinen Sohn Ator darstellt, die in der Nähe sitzen. Für ihre Einmischung wird DeJanira für die Ewigkeit in einen Feuerring gehüllt. In der Zwischenzeit beschließt Ators verwitwete Frau, Ator Jr. und das zerbrochene Schwert in die Obhut von Grindel zu geben und ihn einen Selbstmordtrank für sich selbst zubereiten zu lassen. Äh, vielen lieben Dank Mama! Grindel ist nämlich ein hinterhältiges Scheusal und verabreicht ihr einen anderen Trank, um sie zu seiner „Schlampe“ zu machen, damit er zukünftig Troll-on-Chick-Action genießen kann.

Irgendwie ist es Ators Schicksal, DeJanira zu befreien, das Schwert zu finden und der rechtmäßige Herrscher des Landes zu werden. Natürlich hat er größere Fische zu braten. Selbstverständlich ist Ator sauer, als er herausfindet, dass seine Mutter es toll mit diesem Troll getrieben hat und schwört, ihn zu töten. Er beobachtet, wie Grindel das Schwert herausholt und ergreift es, als der Zauberer nicht hinschaut. Oh, du wirst jetzt so dermaßen dafür bezahlen, dass meine Mutter mit dir pimpern musste. Ator lässt das Schwert direkt in Richtung Grindels Kopf schwingen und es zerbricht. Haha, du Trottel! Es war nur eine Fälschung und jetzt weiß Grindel, was Ator tun wird, wenn er jemals das echte Schwert findet, was jedoch als nächstes passiert. Grindel lässt das Schwert herumliegen, Ator schnappt es sich und schwingt es direkt in Richtung Grindels Kopf und es zerbricht … schon wieder. OMFG!? Ist Ator wirklich zweimal darauf hereingefallen? Verdammt, mein Sohn, das Peroxid in deinen Haaren muss in dein Gehirn eingedrungen sein.

Für so viel Dummheit, bekommt Ator von Grindel einen blinden Zauber verabreicht und bleibt in der Höhle eingesperrt (ja, die Höhle hat ein Tor; muss wohl eine raue Nachbarschaft sein). Ator stolpert herum und bricht den Zauber, indem er Wasser in seine Augen bekommt. Er bemerkt das Spiegelbild auf einem Schild, das auf einen riesigen Felsbrocken an der Wand zeigt. Er bewegt es und – siehe da – es kommt das echte Schwert zum Vorschein. Also, ja, die Suche nach dem mächtigen Schwert, welche der Titel verspricht, dauert also ganze zwei Minuten und beinhaltet, dass Ator ein 5×8-Höhlenset durchsucht. Yay! Ator führt nun erstmal das schnellste Schwertschmieden der Welt durch und wartet darauf, dass Grindel zurückkommt. Beim dritten Mal klappt es dann, da der liebenswerte Troll durch Ators echtes Schwert in zwei Hälften gespalten wird. Ahlemächt’jer, endlich! Ator ist jetzt frei von Sklaverei und bereit, seine Mission anzugehen und seine Liebe DeJanira zu befreien. Natürlich wird es nicht einfach, denn Ator wird von Nephele informiert, dass er den Göttern den „Schatz des Königs des Westens“ anbieten muss.

Sie teilt ihm mit, der Schatz befände sich in einer Höhle, die von einem siamesischen Zwillingsroboter bewacht wird, bevor sie sich mit den Worten „Meine Reise endet hier“ verabschiedet. Der verkoppelte Roboter ist Ators Verstand glücklicherweise nicht gewachsen, da der sich in einer kleinen Höhle versteckt, in die der doppelte Roboter nicht hineinpasst und von unserem Helden in zwei Hälften geschnitten wird. Ator macht sich nun auf den Weg zum Schatz, trifft aber zuerst auf einen feuerspeienden Drachen. Was zum Teufel? Nephele berichtete nichts über einen feuerspeienden Drachen. Was soll‘s? Ein paar gut platzierte Schläge mit dem Schwert und Ator geht erneut als Sieger hervor. Endlich findet er jetzt auch den Schatz und bietet ihn den Göttern an (indem er schreit: „Ich biete Euch diesen Schatz an“). Dies ermöglicht es ihm DeJaniras Gruft zu betreten und sie von ihrem Zauber zu befreien. Kein Scherz, Ator wirbt um sie, indem er sagt: „Du lebst nun nicht mehr für immer wie die Götter, du lebst und stirbst nun wie ein Sterblicher.“ Irgendwie scheint das nicht richtig zu sein. Denn sobald sie befreit ist, bricht ein Stock-Footage-Vulkan aus, doch unsere Helden schaffen es dem zu entkommen.

Frisch verliebt tut Ator seiner neuen Frau etwas Gutes und bringt sie in die lokale Bar. Ator ist eben ein wirklicher Barbar in Kontakt mit seiner weiblichen Seite. Trotzdem beginnen die Flitterwochen steinig, denn Ator findet seine Hurenmutter in der Gegend herumhängen. Er rettet sie vor einer Prügelei mit einen stämmigen Kerl, weswegen sie Ator im Gegenzug ihre „Dienste“ anbietet. Doch er erkennt sie (man kann sich nicht sicher sein wie und warum), was sie von ihrem Fluch befreit sowie in eine alte Dame verwandelt. Unsere Helden vollziehen nun erstmal die obligatorische Feuerbestattung, bevor sie sich wieder auf die Suche machen. Man fängt bereits an zu vergessen, um was es bei der Suche jetzt eigentlich noch geht. Sie schließen sich mit einem Bumerang schwingenden Skiold (Chris Murphy) zusammen, bevor DeJanira von Gunthers (Donald O’Brien) und Grimildes (Laura Gemser) Männern entführt wird, einem Bruder-und-Schwester-Team, das gemeinsam das Königreich regiert. Gunther verbringt seine Zeit damit menschliche Skulpturen herzustellen und hat großes Verlangen nach DeJanira, während Grimilde in Ators Codpiece springen möchte.

Autsch, mein Kopf! Das ist etwa die genaue Reaktion, nachdem man diesen letzten Eintrag der ATOR-Serie gesehen hat. Man hätte wissen müssen, dass etwas nicht stimmt, als sie Miles O’Keeffe nicht bekommen konnten, der noch immer B-Flicks wie Crime Task Force (1989) und Cartel (1990) drehte. Darüber hinaus wurde hier ein Typ besetzt, der in jeder Hinsicht das genaue Gegenteil von Miles O’Keeffe darstellt. Eric Allan Kramer, der während des Drehs gerade mal 30 Jahre alt war, kauft man einen 18-Jährigen aufgrund seines krausen, schütteren Haares nur sehr schwer ab. Es ist lustig, wie man den Film jederzeit einfrieren kann, um zu erraten, welchem Rockstar er gerade ähnlich sieht. Meat Loaf und CC Deville kommen einem dabei zuerst in den Sinn. Margaret Lenzey „unterstützt“ ihn in der Schauspielabteilung. Sie ist zwar recht attraktiv, jedoch eine schreckliche Schauspielerin. Das scheint D’Amato nicht gestört zu haben, da er sogar eine ihrer verpfuschten Zeilen im Film gelassen hat. Auf der positiven Seite bekommt man italienische Genre-Veteranen wie O’Brien (leider nach dessen Schlaganfall, obwohl es zu seinem Charakter passt) und Gemser in einem einigermaßen gut gemachten Film präsentiert.

Es gibt einige anständige Höhlen- und Burg-Sets zu bestaunen. Auch die Kinematographie (ebenfalls von D’Amato) ist als schön zu bezeichnen, während die Produktion genug Budget zur Verfügung hatte, um ein paar gute Kostüme zum Einsatz bringen zu können. Amüsanterweise ist der Grindel-Charakter ein recyceltes Stück aus der früheren Filmirage-Produktion von Troll 2. Trotzdem ist dies eine schreckliche Art und Weise, um unsere Liebesbeziehung mit dem mächtigen Ator zu beenden. Quest for the Mighty Sword ist leider einer der letzten „legitimen“ Filme, die D’Amato gedreht hat, bevor er vollkommen in die Pornowelt eintauchte. Troll Teil 3 ist zu dieser Zeit als ein Mikrokosmos der italienischen Filmindustrie anzusehen. Im Großen und Ganzen starb diese Industrie einen langsamen Tod und – wie ein Zombie, der nach einer letzten Mahlzeit hungert – kannibalisierte alles, was sich damals zu Geld machen ließ. Zu wenig, zu spät, da dies einer der letzten – wenn nicht der letzte – Versuch(e) war, aus einem Genre Kapital zu schlagen, das 1984 von Conan der Zerstörer (passender Titel, oder!?) in den Vereinigten Staaten schon ziemlich zerstört wurde.

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Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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