Trommeln am Mohawk

Trommeln am Mohawk (Drums along the Mohawk) ist ein Film von John Ford aus dem Jahr 1939, der 1949 auch in Deutschland ins Kino kam. Es handelte sich dabei übrigens um den ersten Farbfilm von Ford.

Gilbert Martin (Henry Fonda) zieht mit seiner frisch vermählten Ehefrau Lana (Claudette Colbert) in das Mohawk-Tal um dort als Farmer ein neues Leben zu beginnen. Das Leben an der Grenze ist hart und gefährlich, doch der junge Mann ambitioniert und die Landschaft reich. Doch die Wirren des Unabhängigkeitskrieges holen die beiden ein. Die britische Armee rückt näher und stachelt verfeindete Stämme auf, den eigenwilligen Siedlern das Fürchten zu lehren. Schon bald muss Gilbert die Harke gegen die Flinte eintauschen und um das blanke Überleben kämpfen…

Die frühen Henry Fonda Darbietungen sind jetzt persönlich nicht so ganz mein Fall, wobei das auch stark unterschiedlich ist. In Grapes of Wrath und My Darling Clementine fand ich Fonda besser als in Drums along the Mohawk. Was Ford hier auf die Leinwand zaubert ist außerdem fast schon etwas zu opulent, Fonda wird in den Hintergrund gedrängt. Statt Schauspielern und Charakteren werden der Konflikt, das Land, und die Ideen zu den tragenden Figuren der Geschichte. Überhaupt ist das ja bei Ford zumeist nicht unüblich, aber bei diesem Film fällt es mir stark – nicht unbedingt negativ – auf. Fonda ist kein Teufelshauptmann, und Colbert ist auch keine Maureen O’Hara. Soweit mal zu diesen ersten Gedanken. Den Film reflektierend muss man sagen, er spart leider doch vieles aus oder streift nur so darüber hinweg. Dazu gehört der Charakter der von John Carradine gespielt wird, und die Rolle der Loyalisten in diesem Konflikt, dazu gehört auch vielleicht die Rolle von Religion und Landbesitz, aber auch einfach der verschiedenen Personen selbst, über die man zu wenig erfährt und daher, wie ich schrieb, man das Gefühlt hat dass Land und Landschaft dominiert, und die Schauspieler in den Hintergrund geraten fast schon.

Der Film erschien bei Koch als Teil 51 der „Western Helden“ Reihe im April, in den USA erschien er bei Twilight Time. Nun ist Trommeln am Mohawk natürlich wie viele Western kein Klassischer Cowboy-Film sondern ein frühes Period Piece, oder ein Frontier-Adventure, eine Geschichte aus der Formierungszeit einer jungen Nation, die mit einer Dosis Politik und Pathos durchkommt, ohne zu schmalzig oder zu kontrovers zu sein. Besonders wichtig ist der Film eigentlich stilistisch, was in den wunderbaren Extras auch gut erläutert wird (dazu gleich noch mehr). Ich fand vor allem, dass man auch sehr gut sagen könnte, dass es ohne diesen Film keine späteren Verfilmungen von James F. Cooper gegeben hätte. Vor allem die Interpretation von The Last of the Mohicans aus dem Jahr 1996 von Michael Mann erinnerte mich sehr an Trommeln am Mohawk. Ford malt hier Natur, Leute und Geschichte auf die Leinwand mit einer handwerklichen Wucht, wie man sie zu dieser frühen Farbfilm-Zeit oft noch nicht zu sehen bekam.

Insgesamt ist Drums along the Mohawk ein mitreissender, exzellent inszenierter Film voller Patriotismus und Heldenmut, ohne zu schmalzig zu werden und mit einem Anspruch auf Details und schöne Bilder. Gilbert steht synonym für den Ehrgeiz der jungen Vereinigten Staaten, sich vom Joch der britischen Monarchie zu lösen und mit der Kraft der eigenen Hände ein freies Land aufzubauen. Es ist der Gründungsmythos des Landes, aufgebaut auf Blut, Schweiß und Idealismus. John Ford schafft es jedenfalls in diesem frühen Film, in etwas mehr Filmminuten als notwendig, eine Charaktergeschichte aus dieser Zeit auf die Leinwand zu zaubern, die aus der Fülle an Western aus dieser Zeit klar hervorsticht.

Nach der Frühphase ging John Ford (The Searchers) übrigens zur Navy. Was er und einige seiner Kollegen gemacht haben in dem Kontext, kann man in der Doku „Five came back“ sehen, die bei Netflix verfügbar ist, und für den Oscar nominiert war.

Die Tonspur ist zwar sehr solide, aber insbesondere bei dem Gekreische der Frauen offenbart sich wie wenig pegelfest das ganze ist. Unangenehm für die Ohren, aber insgesamt kann sich die Spur hören lassen. Deutsch habe ich nicht getestet. Leider gibt es auf dieser Scheibe keinerlei Untertitel. Die Bildqualität ist sehr gut, das alte Technicolor kommt mit satten Farben und guten Kontrasten sehr gut rüber. Das Bild ist sorgfältig restauriert worden und sieht aus wie von gestern. Allerdings empfinde ich die Kantenglättung für teilweise zu aggressiv.

Man kann hier einen Audiokommentar mit den Filmhistorikern Nick Redman und Julie Kirgo zuschalten, von deren Twilight Time diese BluRay wahrscheinlich samt Extras auch übernommen worden. Der Kommentar ist wie immer mit den beiden sehr informativ, akademisch aber nicht langweilig, enthusiastisch und voller interessanter Geschichten und Einsichten. Fast so gut wie der Film selbst Für Cineasten ein Muss. Ausserdem ist die 2007 Doku der beiden, „Becoming John Ford“, enthalten. Diese zeichnet in 90min mit einer geballten Ladung Fachwissen den Werdegang von Ford auf. Ein wunderbares Extra, das allerdings echte John Ford Fans möglicherweise bereits kennen. Alle anderen dürfen sich sehr freuen über die Anfänge von Ford zu lernen, unter anderem zu Filmen we Young Mr Lincoln, der vor Jahren schon bei Explosive Media erschien und ich – endlich – in Kürze auf Nischenkino auch rezensieren werde (motiviert durch diese Doku). Der Kinotrailer und eine Bildergalerie runden das ganze ab.

Insgesamt ist Trommeln am Mohawk auf dieser BluRay also zum einen ein oft übersehener Meilenstein der Filmgeschichte und zu anderen ein sehr wichtiger Eintrag in der Akte John Ford. Fans von Ford, und Filmkenner, kommen an dieser Scheibe nicht vorbei, allerdings kann es wie gesagt sein dass die Hardcore-Ford-Fans einige der Extras in der Tat schon kennen. Für alle anderen ist es ein wunderbares Einsteiger-Seminar.

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Trommeln am Mohawk BluRay Koch Media Rezension Filmkritik

Die BluRay wurde uns von Koch Media freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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