Um Kopf und Kragen

Um Kopf und Kragen (The Tall T) ist ein bei Columbia gedrehter US-Western von Budd Boetticher aus dem Jahr 1957.
Pat Brennan (Scott) ist auf dem Weg in die Stadt, und verspricht dem Stationswärter und seinem Sohn, etwas Süßigkeiten mit zu bringen. In der Stadt verzockt er sein Pferd und fährt per Anhalter nach Hause, mit dem reichen Willard Mims (John Hubbard) und seiner frisch vermählten Doretta (Maureen). Doch an der Station angekommen, haben Banditen den Alten und den Sohn entsorgt. Sie erschießen den Kutscher Rintoon (Arthur Hunnicutt) und nehmen die anderen als Geisel, denn sie haben es auf Lösegeld von Dorettas Vater abgesehen. Während die Banditen Usher (Richard Boone) und seine Kollegen Billy Jack (Skip Homeier) und Chink (Henry Silva) mit den Geiseln durch die Berge zieht, planen die ihre Rettung… doch es kommt nochmal ganz anders als vermutet.
Altmeister Budd Boetticher (Comanche Station, Flucht vor dem Tode) machte diesen etwas unkonventionelleren Western bei Columbia Pictures, und griff dabei auf seinen alten Haudegen Randolph Scott zurück (auch Produzent), der schon etwas über der Spitze seiner Karriere angelangt war, aber einer der größten Stars des Genres war und hier selbstbewusst eine Story tragen konnte, die von den Filmkritikern als eine Art Stierkampf bezeichnet wird (siehe Audiokommentare). Eingerahmt wird er von einem großartigen Richard Boone und der guten Maureen O’Sullivan, deren eher bedachte Charaktere aber im starken Kontrast zu denen von John Hubbard und Henry Silva stehen. Letzterer soll hier wohl so etwas wie einen Asiaten spielen (sein rassistischer Spitzname „Chink“ ist dafür ein amerikanisches Schimpfwort, in etwa wie „Schlitzauge“). Usher ist nämlich nicht der Prototyp eines durchdrungen bösen Arschloches ohne Moral, er ist komplexer. Er muss sich aber mit dumpfen Schergen umgeben um den Job zu erledigen. Das ist sogar im Film dann ein Gesprächsthema zwischen ihm und Brennan.
Das Drehbuch des Films ist von Burt Kennedy nach Story von Elmore Leonard, der laut Scorsese den Film aber nicht so großartig fand (das hat sich mit der Zeit vielleicht etwas gewandelt). Diese Kombination ist eine Rezept für einige großartige Dialoge, Charaktere die richtig sitzen und eine Thematik die viel hergibt. Ohne zu viel zu verraten gibt es diverse Wendungen im Film, Verbindungen zwischen den Charakteren, und Offenbarungen darüber was deren Motivation und Können angeht. Es ist also, obwohl es ein etwas minimalistischer Western ist, ein sehr spannender.
In schönem Technicolor in Lone Pine, Kalifornien, gedreht (junge Kinogänger kennen das höchstens noch aus Django Unchained), bietet der Film jedoch wie ein typische Boetticher Streifen natürlich großartige Landschaftsaufnahmen, erdige Farbtöne und prima Sets. Untermalt von einer typischen aber eingängigen und passenden Musik rundet sich das Bild ab und man kann nur sagen es ist in der Tat einer der wirklich ganz großen Vertreter seines Genres.
Die BluRay bietet den Film in Deutsch und Englisch (getestet) mit optionalen Untertiteln auf Deutsch. Das ganze klingt ziemlich solide, man hat sich hier für satten und auch tiefen Ton entschieden statt blechern wie sonst so üblich. Das ganze klingt echt und mach Spaß, auch wenns bei weitem nicht perfekt ist. Das Bild ist schwer zu beurteilen. Der Rauschfilter arbeitet nicht immer astrein. Abgesehen einigen Momente wo das Bild deshalb etwas zittert (am Anfang als das Pferd gezähmt wird) sieht das Bild hervorragend aus! Allerdings hat man hier wirklich sichtbar mit schweren digitalen Geschützen das Bild angefasst. Das sieht wie gesagt echt mega aus, aber bei den Übergängen, wenn das System quasi aus Rücksicht immer mal aussetzt, merkt man wie das Material eigentlich aussieht (in Rohform). Das erschreckt ein wenig.
Hier gibt es einige Extras. Zum einen ein Audiokommentar mit Filmhistorikerin Jeanine Basinger, der sehr informiert aber etwas zu erzählerisch klingt, fast schon als ob sie einen Aufsatz vorlesen würde. Dann ein zweiter Audiokommentar aus einem sehr unterhaltsamen und informativen Interview des Guardian mit Elmore Leonard von 1997 (das man hier einfach parallel zum Film eingebaut hat). Dann ein kurzes Interview mit Martin Scorsese über Um Kopf und Kragen (7min), und letztlich noch der Trailer und eine Bildergalerie.
Fazit: Ein hervorragender Film auf sehr vielen Ebenen, ganz anders als viele klassische Western. Die BluRay bietet mit einigen Abstrichen sehr gute Qualität und wirklich überdurchschnittlich viele und gute Extras. Absolute Kaufempfehlung für Western- und Elmore Leonard Fans.
Die BluRay wurde uns freundlicherweise von Koch Films zur Verfügung gestellt.
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