Una jena in cassaforte / A Hyena in the Safe

Vier internationale Juwelendiebe versammeln sich im italienischen Schloss ihres ehemaligen Chefs, um einen versteckten Diamantenschatz aufzuteilen. Die Diamanten sind sicher in einem Safe eingeschlossen und jeder Dieb hat seinen eigenen Schlüssel, der zum Öffnen des Safes benötigt wird. Einer der Gruppe, Albert, kann seinen Schlüssel nicht finden, weswegen die anderen glauben, er würde versuchen sie auszutricksen. Deshalb stehlen sie seinen Vorrat an Betäubungsmitteln, um ihn zum Reden zu bringen. Als Albert (Sandro Pizzochero) stirbt, wird zunächst angenommen, er habe aufgrund des kalten Entzugs Selbstmord begangen, doch schon bald wird deutlich, dass einer der Gruppenmitglieder versucht, die Beute ganz für sich allein zu beanspruchen…

Dieser Giallo-Krimi-Hybrid hat viel an Charme und Atmosphäre zu bieten. Das set up antizipiert bereits spätere zynische Thriller wie Mario Bavas 5 bambole per la luna d’agosto (Five Dolls for a August Moon, 1970) und Ecologia del delitto (Im Blutrausch des Satans, 1971), wobei eine Gruppe von gierigen, niederträchtigen Menschen an einem isolierten Ort zusammentrifft, in der Hoffnung, sich für eine gewaltige Geldsumme gegenseitig übers Ohr hauen zu können. Das Konzept mag vielleicht nichts bahnbrechend Neues darstellen, wird jedoch auf ansprechende Art und Weise entwickelt und umgesetzt. Der Film präsentiert sich enorm obskur, was ein wenig schade ist, da er sicherlich mehr zu offerieren hat und sich gleichzeitig auch lebhafter erweist, als viele der Möchtegern-Gothic-Thriller dieser Zeit.

„Namenswerte“ versetzen dem Film wahrscheinlich den größten Schlag, denn kein Streifen mit diesem Problem, hat je die Kult-Popularität erreicht, die später dafür gesorgt hat, dass so viele kleinere Gialli vor der Anonymität gerettet und in liebevoll restaurierten Editionen auf Video präsentiert wurden. Das soll nun nicht bedeuten, der Film würde ein vergessenes Meisterwerk repräsentieren. Um ehrlich zu sein, ist er einer solchen Hyperbel überhaupt nicht würdig. Trotz all seiner Fehler steckt in A Hyena in the Safe jedoch so viel Vitalität und schierer Stil, dass er sich als überraschend entwaffnend herausstellt. Auf der anderen Seite zeigt sich der Streifen zu sehr darum bemüht seine Zuschauer zu überraschen.

Gegen Ende häufen sich zu viele Wendungen an, während es sich als äußerst unglaubwürdig gestaltet, dass die hier versammelten sogenannten kriminellen Genies so dumm sind in einige der tödlichen Fallen zu tappen, welche die Besetzung allmählich dezimieren. Die verschiedenen Mordszenen werden in einer allgemein abgestumpften und einfallslosen Weise abgehandelt, was umso überraschender erscheint, wenn man bedenkt, wie kreativ der Rest des Materials umgesetzt worden ist. Diese Ärgernisse beiseite gestellt, versteht es A Hyena in the Safe (richtig, der Titel macht eigentlich nicht viel Sinn) recht gut sich flott, stylisch und sehr ordentlich inszeniert zu präsentieren.

Die Farbaufnahmen sind als exzellent zu bezeichnen, wobei es einige sehr interessante visuelle Gimmicks, die über den gesamten Film verteilt sind, zu bestaunen gibt. Der poppige Soundtrack von Gian Piero Reverberi schlägt den richtigen Ton an, während die kleine sowie – außer Cristina Gaioni (Der Killer der sündigen Mädchen; El Cisco) und Sandro Pizzochero (Schön, nackt und liebestoll; Killer sind unsere Gäste) – weitgehend unbekannte Besetzung (Dimitri Nabokov, Maria Luisa Geisberger, Ben Salvador und Karina Kar) glaubwürdige Darbietungen abliefert. Regisseur Cesare Canevari wurde 1927 in Mailand geboren. 1964 drehte er in Tucson seinen ersten Film, den Italo-Western Per un dollaro a Tucson si muore (Blutige Rache in Tucson). Anschließend drehte er den bizarren Spaghetti-Western ¡Mátalo! (Willkommen in der Hölle, 1970), bevor er mit La principessa nuda (Black Magic, 1976) und dem berüchtigten L’ultima orgia del III Reich (The Gestapo’s Last Orgy, 1977) direkt in das sogenannte Genre der Sexploitation eintauchte. Sein letzter Film sollte der trashige Giallo Delitto carnale (Killing of the Flesh, 1983) sein. Er verstarb im Jahr 2012.

Da der Titel nur noch ziemlich schwierig (oder teuer) zu bekommen ist, lag uns zur Ansicht „nur“ ein italienischer VHS-Rip im Grindhouse-Stil mit englischen Untertiteln vor.

 

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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3 Antworten

  1. DJ_Ango sagt:

    „Da der Titel nur noch ziemlich schwierig (oder teuer) zu bekommen ist, lag uns zur Ansicht „nur“ ein italienischer VHS-Rip im Grindhouse-Stil mit englischen Untertiteln vor.“

    …dafür sehen die Screenshots aber recht gut aus…

    Schade, dass es den Streifen nicht auf Blu oder DVD gibt.