UNHINGED – Ausser Kontrolle

Rachel (Caren Pistorius) ist spät dran, als sie an einer Ampel mit einem Fremden (Russell Crowe) aneinandergerät. Bald findet Rachel sich und alle anderen, die sie liebt, als Ziel eines Mannes wieder, der sich unsichtbar fühlt und versucht, ein letztes Zeichen in der Welt zu setzen, indem er ihr eine Reihe tödlicher Lektionen beibringt. Was folgt, ist ein gefährliches Katz- und Mausspiel, das beweist, dass man nie weiß, neben wem man wirklich fährt. (Leonine)

Unhinged eröffnet mit Szenen, die die ausgedünnte amerikanische Geduld auf offener Straße porträtieren, wobei diese bald nicht mehr existierende Geduld nach einem Grund sucht, um explodieren zu können. Andere Filme haben sich bereits mit diesem Konzept befasst (einschließlich Falling Down – Ein ganz normaler Tag aus dem Jahr 1993), doch wie die Dinge heutzutage mit den Bürgern laufen und wie sie sich gewalttätig ausdrücken müssen, gibt dieses Thema hier definitiv genügend Raum für einen Film. Unhinged versucht für die Dauer seiner Haupttitelsequenz (die zunehmende Gewalt auf den Straßen zeigt) bei diesem Thema zu bleiben, beim Rest des Films handelt es sich allerdings um reine Exploitation des Drehbuchautors Carl Ellsworth, der zuvor mit dem Remake von Red Dawn (2012) die Einschränkung seiner Vorstellungskraft aufgezeigt hatte. Genauso verhielt es sich mit dem Remake zu The Last House on the Left (2009) und Disturbia – Auch Killer haben Nachbarn (2007), einem losen Remake von Rear Window (Das Fenster zum Hof, 1954). Mit dem Ziel etwas Effizientes und Garstiges zu erschaffen, ist Ellsworth innerhalb der ersten Hälfte des Films erfolgreich und schneidet mit dieser einfachen Übung zur Manipulation des Publikums beim setup viel besser ab, als beim payoff.

Rachel (Caren Pistorius) hat gerade sehr viel um die Ohren, was mit einer schwierigen Scheidung, der Ankunft ihres Bruders Fred (Austin P. McKenzie) als Mitbewohner, Beschäftigungsproblemen aufgrund ihrer Verantwortungslosigkeit und der Erziehung ihres Teenager Sohnes Kyle (Gabriel Bateman) zu tun hat. Eines Morgens, während es Rachel wieder einmal droht zu spät zur Arbeit zu kommen, hupt sie ungeduldig und wütend den Fahrer eines großen Pick-Up Trucks an, der an der Ampel bei grünem Licht einfach nicht losfahren will. Rachel fährt an dem Fremden vorbei und ist entsetzt, als sie erkennt, dass Man (Russell Crowe) im Verkehr neben ihr hält und eine Entschuldigung verlangt. Als sie sich weigert, entfesselt das Mans Wut, womit der Ärger auf den Straßen von New Orleans beginnt. Er droht ihr zu Schaden, während sie sich einfach nur in Sicherheit bringen will. Rachel gerät in Panik und weiß nicht, wie sie den Stalker loswerden soll, während Man jetzt erst richtig ernst macht, die Kontrolle über ihr Telefon übernimmt und plant sämtliche Personen auf ihrer Kontaktliste hinzurichten, wenn sie sich nicht seiner Dominanz unterwirft.

Unhinged bietet kein raffiniertes Drehbuch und versorgt das Publikum im ersten Akt mit einer lahmen Exposition, in der man gezeigt bekommt, dass Rachel eine schwierige Zeit durchmacht und nur sehr begrenztes Interesse daran hat, aus dem Bett zu kommen, um die Probleme des Tages zu bewältigen. Ihr geht es derzeit überhaupt nicht gut, doch Man geht es noch schlechter, denn er hat mit tiefen emotionalen Verletzungen zu kämpfen, die sich nicht mehr länger mit Pillen betäuben lassen. Seine erste Handlung im Film besteht darin die Tür eines Vorstadthauses einzuschlagen, alle darin befindlichen Personen zu ermorden und die Wohnung in Brand zu stecken. Ok, das Publikum weiß nun, er ist der Böse. Rachel hingegen bietet ihrem Bruder und seiner Freundin ein freies Zimmer an und versucht eine gute Mutter für Kyle zu sein. Der Verkehr in New Orleans hilft der Sache nicht weiter, was Rachel nervös macht, als sie versucht Kyle pünktlich zur Schule zu bringen und ihren Job zu retten. An einer Ampel hält sie hinter Man, der nicht auf das grüne Licht achtet. Sie hupt wütend und unterschreibt damit im Grunde ihr eigenes Todesurteil.

Regisseur Derrick Borte (Familie Jones – Zu perfekt, um wahr zu sein; H8RZ) leistet angemessene Arbeit, um Unhinged „zum Kochen“ zu bringen. Er bietet eine direkte Herausforderung von Man an Rachel dar und lässt ihren Krieg ohne große Verzögerung auf der Straße stattfinden. Der Regisseur liefert auch ein paar Stunt-Highlights ab, wobei sich Man auf seine Rache konzentriert und auf den Straßen etliche Unfälle verursacht. Rachel verbringt nun die nächsten 60 Minuten damit dem rasenden Pick-up zu entkommen. Ellsworth versucht die Angelegenheit eskalieren zu lassen, indem er Rachels entsperrtes Telefon in Mans Hände legt und ihm somit Zugang zu ihrem Leben gewährt. Es beginnt ein Spiel von „Russischem Roulette mit einer Kontaktliste“, wo Unhinged seine reale Anziehungskraft verliert, indem Mans Menschenjagt plötzlich in persönlichen Konfrontationen eskaliert, einschließlich eines recht bösartigen Besuchs bei Rachels verwirrtem Anwalt. Das Unterfangen entwickelt sich zu einem Horrorfilm, der Crowe Raum bietet, sich als übergewichtiger Amerikaner zu etablieren, der mit seinem Auto nach „Gerechtigkeit“ sucht. Um Rachel zu bestrafen treibt er die Dinge auf die Spitze, doch er tut das auch, weil er das Chaos auf eine gewisse Art und Weise liebt und seine Aufmerksamkeit auf die Lieben seiner Beute lenkt, um dem Kampf Endgültigkeit zu bescheren.

Es ist durchaus Potenzial für eine Form von Kommentar zu psychischen Gesundheitsproblemen oder bedrohter Männlichkeit vorhanden, doch Ellsworth strebt nicht mehr als ein paar Schockmomente und böse Blicke an, bevor er sich lächerlichem Verhalten und schrecklichen Dialogen zuwendet, um einen Ausweg aus diesem Chaos zu finden. Unhinged weiß nicht, wie er zum Schluss kommen soll und klaut dann ein wenig vom Slasher-Kino, um den Job zu erledigen. Man verwandelt sich in einen Filmwahnsinnigen, anstatt seine überzeugendere Position als machtloser Mann in einer unfairen Welt zu bewahren und seinem Amoklauf eine tiefere Bedeutung sowie ein erschreckenderes Maß an Engagement zu verleihen.

Unhinged erhält von Leonine eine würdige Blu-Ray Veröffentlichung, die auf technischem Gebiet äußerst gelungen ist. Das Bild wird in 1080/24p High Definition (2,40:1) präsentiert und lässt keine Wünsche offen. Beim Ton verhält es sich genauso. Die beiden Tonspuren (deutsch und englisch DTS-HD 5.1) klingen super. Deutsche Untertitel können auch angewählt werden. Als Extras wurden der deutsche und englische Trailer sowie das Featurette „This Side of Rage“ und ein Audiokommentar mit Derrick Borte, Brendan Galvin, Fredrick Waff und Denise Wingate auf die Blu-Ray gepackt. Unhinged wird nicht jedermanns Sache sein aber wer Filme wie Falling Down (1993) mit Michael Douglas oder Duell (1971) von Steven Spielberg mag, der sollte auch hier einen Blick riskieren.

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  • Alterseinstufung : Freigegeben ab 16 Jahren
  • Regisseur : Borte, Derrick
  • Laufzeit : 1 Stunde und 30 Minuten
  • Darsteller : Crowe, Russell, Pistorius, Caren, Bateman, Gabriel, Leighton, Anne, Simpson, Jimmy
  • Untertitel: : Deutsch
  • Studio : Leonine

Diese Blu-Ray sowie das Bildmaterial wurde uns freundlicherweise von Leonine zur Verfügung gestellt.

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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