Unter dem Sand (Under sandet)

Unter dem Sand (Under Sandet aka Land of Mine) ist ein deutsch-dänisches Nachkriegsdrama von Martin Zandvliet.

Kurz nach dem Krieg an der Westküste Dänemarks. Hunderte deutscher Kriegsgefangener müssen die unzähligen Tretminen entsorgen, die die Wehrmacht dort vergraben hatte in der Annahme, die Landung der Alliierten könnte hier stattfinden. Dem dänischen Offizier Rasmussen (Roland Moller) wird eine Gruppe junger Deutscher, allesamt nicht älter als 19, abkommandiert, die nach einer kurzen Schulung im Entschärfen von Tellerminen nun tausender von tödlicher Fallen am Strand räumen müssen. Ausgehungert, teilweise krank, traumatisiert und verängstigt, werden sie ohne Hilfsmittel durch den Sand geschickt, um eine Tellermine nach der anderen händisch zu entschärfen. Eine mörderische Aufgabe, die laut Abspann des Films von 2000 dafür eingesetzten Kriegsgefangenen etwa die Hälfte das Leben gekostet hat. Erst bekommen die Jungs den Abscheu des Offiziers zu spüren, aber die Zusammenarbeit soll sich ändern, wären da nicht dramatische Vorfälle…..

Unter dem Sand

Der Film schildert sehr eindrucksvoll die brutale Härte, mit der sich ganz persönliche Schicksale verbinden. Hier ist es kein namenloses Gemetzel, wie am Strand von Saving Private Ryan, sondern hier ist es eine kleine Gruppe Kinder, die das Werk ihrer Armee ausbaden müssen. Schuldige kennt der Film nicht, denn die menschenverachtende Härte der Dänen und Briten steht der vorangegangenen Härte der Wehrmacht gegenüber, und es ist die Tatsache dass die Protagonisten Kinder sind, was den Film zu so einem zwiespältigen moralischen Erlebnis macht. Das birgt diesen inneren Konflikt, den vor allem auch Rasmussen am eigenen Leibe spürt, aber auch die Kinder, denen es nicht an grausamen Kriegserlebnissen fehlt, aber durchaus in einer ordentlichen Vaterfigur.

Sehr bedrückende Bilder sind es, die Zandvliet hier auf die Leinwand zaubert, und darüber hinaus auch noch sehr melancholisch-schöne Aufnahmen. Glücklicherweise hält sich der Gore-Effekt in Grenzen, und so beweist sich die Strategie des Regisseurs, das Grauen durch einige wenige Beispiele aufzuzeigen als viel wirksameres Mittel. Er hätte den Film auch anders gestalten können. Es ging ihm aber mehr um diesen erwähnten Konflikt, und die absolut bittere Wahrheiten dieser verzwickten Nachkriegssituation, die ausweglose Realität für die Kinder. Teilweise geht der Film aber auch recht locker flockig über die kritischen Momente hinweg, schwelgt nicht lange in Emotionen, harrt nicht lange genug in Momenten aus, damit diese ihre volle Kraft entfalten können. Das sind oft wertvolle Sekunden die dem Film substantiell fehlen, aber ist wohl dem etwas europäischen Stil geschuldet. Eine amerikanische Produktion hätte hier wohl viel dicker auf die emotionale Tube gedrückt.

Unter dem Sand

Die BluRay bietet erstklassiges Bild, das die teils sehr schönen Aufnahmen des Films gut zur Geltung bringt. Hier gibt es nix zu meckern. Als Extras gibt es ein paar Aufnahmen vom Dreh (mittelmäßig interessant, 12min), den Trailer, den Teaser sowie fünf Interviews. (insgesamt etwa 40min, sehr PR lastig aber nicht uninteressant). Also in etwa unterdurchschnittlich für eine Normalo-Edition. Der Ton ist ebenfalls sehr gut, wenn auch die subtile Natur des Films nicht so arg viel Spielraum für Sounddesign lässt. Des Teufels ist letztlich leider die Sprachauswahl:

Der Film ist eine deutsch-dänische Koproduktion und ist insofern Originalgetreu, als dass die Originalsprache auch Deutsch ist, bzw. die Dialoge unter Dänen dann eben in dänisch gehalten sind mit deutschen Untertiteln. Das große Versagen dieser BluRay, und im weitesten Sinne das Versagen der Filmbranche (immer wieder zu beobachten) ist der völlige Mangel jeglicher Sprachoptionen, ob Tonspuren oder Untertitel, darüber hinaus. Es ist typisch deutsch und kleingeistig, es ist anti-europäisch, es widerspricht der Logik der verfügbaren Technologie, und es ist arrogant, hier nicht mal dänische Untertitel für die deutschen Stellen anzubieten, oder eine durchgängige englische Tonspur. Das bescheuerte Geflecht an Lizenzen und Auswertungsfenstern der Filmindustrie ist ein selbst gemachtes Fass Scheisse dass die Konsumenten, Kunden, Filmliebhabenden immer wieder auszubaden haben. Koch Media trifft hier sicherlich eine nur sekundäre Schuld, aber man sollte nicht müde werden, der Industrie immer wieder diese Konsumenten- und auch Urheberfeindliche Lizenzpolitik vorzuhalten. Sehr sehr schade.

Unter dem Sand

Insgesamt ein sehr guter, ergreifender und erschütternder Film. Unter dem Sand erzählt ein finsteres Kapitel Nachkriegsgeschichte auf beiden Seiten, beleuchtet menschliche Schicksale die von den Geschichtsbüchern gerne ignoriert werden. Nur wenig zeugt heute noch von dieser grausamen Vergangenheit. Ich erinnere mich noch an Dänemark-Urlaube, bei denen man halb versunkene Bunker am Strand entdecken konnte. Wie viele Menschen ihr Leben lassen mussten, um die Strände frei zu räumen deutet der Film an. Zusammen mit einigen anderen dänischen Filmen der letzten Zeit stellt es ein sehr ordentliches Stück Vergangenheitsbewältigung dar. Die BluRay ist völlig in Ordnung, bietet aber kaum Extras und ist was Sprachoptionen betrifft eine Frechheit.

Bei Amazon kaufen

Unter dem Sand

Die BluRay wurde uns von Koch Media zur Verfügung gestellt.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

Das könnte dich auch interessieren …