Vampire Hookers / Graveyard Tramps / Twice Bitten

Auf der Suche nach ihrem verschollenen Offizier treffen zwei amerikanische Segler auf eine Gruppe von weiblichen Vampiren, die vorgeben Prostituierte zu sein, um Männer in ihre verborgene Höhle zu locken…

Es ist mitten in der Nacht in Manila, während der jahrhundertealte Vampir Richmond Reed (John Carradine) in seiner Krypta erwacht, um den drei blutsaugenden Bräuten, die bei ihm wohnen, Shakespeare zu rezitieren. Üblicherweise begeben sie sich danach in Richtung Stadt, um dort einige unglückselige Männer in ihre Behausung zu locken und deren Blut in einem Bloody-Mary-Cocktail zu trinken. Zwei Seeleute, Tom (Bruce Fairbairn) und Terry (Trey Wilson), die gerade frisch von ihrem Schiff auf Landurlaub sind und nach ein wenig abendlicher Unterhaltung suchen, könnten ihre nächsten Opfer sein. Ihr C.P.O. (Lex Winter), der seinen eigenen Taxifahrer (Leo Martinez) zur Verfügung gestellt bekommen hat, überlässt sie dem Nachtleben.

Ihr Streifzug durch das Nachtleben von Manila beinhaltet zunächst von einer Bande von Einheimischen zum Essen von Entenembryonen eingeladen zu werden! Was gestaltet sich empörender, das oder das Blutsaugen!? Nun, hier sind es eindeutig die Embryonen, da die wirklich gegessen werden, während niemand von der Besetzung seine kostbare Körperflüssigkeit für diesen Streifen abgezapft bekam. Wer war also der Kopf hinter diesem schlecht konzipierten kleinen Handlungspunkt? Wenn es nicht Eddie Romero war, muss es wohl der produktivste philippinische Regisseur gewesen sein, Cirio H. Santiago, der in den siebziger Jahren einen seiner zahlreichen Exploitation-Flicks drehte, bevor er sich ein Jahrzehnt später eher auf Mad Max Rip-Offs und Kriegs- bzw. Söldnerfilme konzentrierte, die man im nahe gelegenen Dschungel wunderbar kostengünstig produzieren konnte.

In diesem Fall bekommt man Manila bei Nacht präsentiert, da sich Santiago nicht um ein Studio gekümmert hatte und an wirklich existierenden Orten drehte. Allerdings handelt es sich dabei nicht gerade um die touristenfreundlichsten Gebiete, sondern eher um die Orte, die man entdecken kann, wenn man sich verlaufen haben sollte. Es gab dort diesen Friedhof, auf dem sich eine echte Krypta eines Richmond Reed befand, die dann eben als Set verwendet wurde. Die seidengesäumten Särge für die vier Vampire wurden offenbar von einem örtlichen Bestattungsinstitut ausgeliehen, während Vic Diaz als Pavu (ein Renfield-ähnlicher Vertrauter der Vampirbrut) in einer einfachen Verpackungskiste schlafen musste. Nicht nur das, denn da Vampire Hookers als Komödie konzipiert war, verbringt er die Hälfte seiner Bildschirmzeit damit donnernde Fürze abzusondern (!?).

Wenn es irgendetwas gibt, das das Publikum garantiert zum Lachen bringt, dann sind es donnernde Fürze, oder!? Naja, vielleicht auch nicht, egal wie sehr versucht wurde die Sache zu verschönern. Schon alleine der Gedanke, dass Diaz einen nach dem anderen fahren lässt, wenn Pavu mit einem Plastikschlauch im Mund schläft, damit er etwas Luft von außerhalb des provisorischen Sarges bekommen kann, lässt das Publikum angewidert zurück. Doch dafür wurde dieser Schwachsinn mit so etwas kontrastiert: Carradine zitiert zu jeder Gelegenheit Shakespeare (und Walt Whitman), was Berichten zu Folge auch im echten Leben so gewesen sein soll. Carradine musste während seiner Karriere etliche lange Passagen von Theaterstücken und Gedichten auswendig lernen, sodass man durchaus vermuten kann, dass er sein Drehbuch weggeworfen hatte und stattdessen begann einen Dialog zu sprechen, den er wirklich genießen konnte, ohne dass Santiago dadurch beleidigt wurde. Diese Sache beschert der Produktion eine bizarre Qualität, bringt das Publikum jedoch noch immer nicht zum Lachen.

Obwohl sich mit einem Titel wie Vampire Hookers doch eine ganz andere Quelle der Unterhaltung hätte ergeben können, bei der sich das potenzielle Publikum die Hosen reiben könnte … ähm … vor Erwartung die Hände reiben könnte, und das wären dann die Sexszenen. Nun, davon gibt es allerdings keine große Auswahl zu „bestaunen“, höchstens etwas Softcore, nachdem Tom und Jerry, ähm, Terry auf den Friedhof gelockt wurden und Tom der Haupt-Vampirin Cherish (Karen Stride) willenlos folgt. Terry (eine frühe Rolle für den talentierten, aber auf tragische Art und Weise früh verstorbenen Trey Wilson, der heutzutage am ehesten für Raising Arizona/Arizona Junior bekannt sein dürfte) muss Draußen bleiben und hat sowieso Angst vor Friedhöfen, was ihm später Heldenstatus verleiht, wenn er seinen Kumpel retten muss. Dieser Kumpel bekommt derweil einen Vierer mit den vermutlich eher kaltblütigen Damen spendiert, wobei alle Beteiligten jedoch ihre Unterhosen anbehalten und obwohl die Sequenz ca. zehn Minuten andauert, wird währenddessen nur enttäuschend milde Kopulation präsentiert. Dann geht es zurück zu den klassischen Zitaten, wobei Wilson sein Bestes tut, um etwas Amüsantes aus seiner unterirdischen Lou Costello Imitation heraus zu wringen, bevor die Zuschauer mit einem sogenannten twist „verwöhnt“ werden. Nicht gut, nein, aber unvergesslich.

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Regie: Cirio H. Santiago

Hauptdarsteller: John Carradine, Bruce Fairbairn, Trey Wilson

Genre: Comedy, Horror

Untertitel: Keine verfügbar

Wiedergabesprachen: Deutsch

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Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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