X312 – Flug zur Hölle / X312 – Flight to Hell

Rio de Janeiro: Tom Nilsen (Thomas Hunter), Korrespondent einer US-Zeitung, kommt erschöpft in sein Büro. Von dort aus telefoniert er mit einem Bekannten bei der Polizei, der nicht glauben kann, mit wem er da spricht! Tom war nämlich an Bord des Flugs X 312, der über dem Amazonas im Dschungel von Mato Grosso spurlos verschwand und galt seither wie die gesamte Besatzung als verschollen. Wie durch ein Wunder gelang es ihm jedoch, aus der grünen Hölle zu entkommen. Nun hat er Angst zu sterben und bespricht ein Tonband, auf dem er die entsetzlichen Ereignisse dokumentiert: er berichtet über eine Flugzeugentführung, die Juwelen des chilenischen Bankpräsidenten (Siegfried Schürenberg), einen Flugzeugabsturz und den gefährlichen Weg der Überlebenden, die sich durch den Dschungel kämpfen. Im Nacken lauert stets die Gefahr, denn die Juwelen strahlen weiterhin großen Anreiz auf Verbrecher aus… (Pidax)

X312 – Flug zur Hölle, eine Art inoffizielles Partnerstück zu Der Teufel kam aus Akasava (1971) gehört zu einem Quartett von Filmen, das Jesús Franco für die CCC-Film des deutschen Produzenten Artur Brauner gedreht hat, wobei das spanische Produktionshaus Fénix Cooperativa Cinematográfica noch zusätzlichen finanziellen Beitrag leistete. Genauso wie Der Teufel kam aus Akasava stellt X312 – Flug zur Hölle einen exotischen Abenteuerfilm dar, der sich teilweise vom Spionage-Genre beeinflusst sieht, jedoch auch von viel älteren Action-Serien (denen er im Verlauf der Handlung zunehmend ähnelt), nicht zuletzt aufgrund seiner eher episodischen Natur und der altmodischen Erzählweise, die den Plot konkretisiert.

Als der versoffene Journalist Tom Nilson (Thomas Hunter) einen Flug von Chile nach Rio bucht, erwartet er eigentlich keine Turbulenzen. An Board befindet sich die üblich bunte Auswahl an Passagieren, von denen die meisten vor der politischen Krise in Chile fliehen, doch zunächst deutet nichts darauf hin, dass sich die Reise noch alles andere als routiniert gestalten soll. Was Nilson allerdings nicht weiß, ist, dass Alberto Rupprecht (Siegfried Schürenberg), der Präsident von Chiles größter Bank, auch im Flugzeug sitzt und in seiner Aktentasche eine Auswahl wertvoller Juwelen aus dem Land schmuggelt. Leider ist diese Tatsache jemand anderem nur zu gut bekannt, weswegen das sich in der Luft befindliche Flugzeug entführt werden soll, was jedoch schief läuft und dazu führt, dass es inmitten des brasilianischen Dschungels abstürzt.

Die Überlebenden sehen sich nun gezwungen eine schwierige Entscheidung treffen zu müssen: verweilen sie beim Flugzeugwrack in der Hoffnung, dass die Fluggesellschaft einen Suchtrupp aussendet oder machen sie sich auf den Weg, um sich in Sicherheit zu bringen? Als sie bemerken, dass sie während des Absturzes weit vom Kurs abgekommen sind und dass man wahrscheinlich am falschen Ort nach ihnen suchen würde, entscheiden sie sich dafür sich von den Flugzeugtrümmern zu entfernen, um eventuell eine nahe gelegene Siedlung finden zu können. Erschwerend kommt hinzu, dass eine ganze Bande von Komplizen der inzwischen verstorbenen Entführer den Dschungel durchkämmt, um unsere „Helden“ sowie vor allem die Aktentasche des Herrn Rupprecht zu finden. Darüber hinaus wird nun auch den Überlebenden klar, dass hier ein wahres Vermögen zur Hand ist, was mörderische Habgier unter ihnen ausbrechen lässt.

X312 – Flug zur Hölle ist zwar kaum als ein Klassiker des europäischen Kinos oder sogar seines eigenen Genres zu bezeichnen, gestaltet sich jedoch zumindest unterhaltsam, wenn auch auf eine ziemlich dümmliche, undifferenzierte Art und Weise. Obwohl der Plot anscheinend von jemandem mit Aufmerksamkeitsdefizitstörung verfasst wurde, hat er doch genügend zu bieten, um das Interesse der Zuschauer aufrechtzuerhalten. Wobei die allgemeine technische Leistung angesichts des geringen Budgets und der noch geringeren Ambitionen als recht angemessen beschrieben werden kann. Selbstverständlich steckt der Film voller absoluter Inkongruenzen: Was genau passiert mit dem alternden Aristokraten mit der schlechten Perücke, der zehn Minuten nach Beginn des Streifens verschwindet? Wer genau sind die Bösewichte? Warum durchlaufen mehrere Charaktere ohne guten Grund vollständige Charakterumwandlungen? Doch mit einer Sache versteht es der Film wirklich zu punkten, nämlich damit kompromisslos nihilistisch zu sein, da beinahe jede der Figuren stirbt. Außerdem gibt es noch ein paar unerwartete (ganz zu schweigen von unwahrscheinlichen) twists & turns zu „bestaunen“.

Wie immer wurde der Film in der gewohnheitsmäßigen Schluder-Form des Regisseurs produziert. Er ist so voller unscharfer Aufnahmen, zufälligen zoom ins und zooms out, so dass es sich anfühlt, als würde man die Action durch die Augen eines schwankenden Betrunkenen beobachten. Da Franco keine vernünftige Action-Sequenz inszenieren konnte, wird viel herumgeschlendert, zum Beispiel in einem botanischen Garten sowie in ein paar Wäldern, wobei auch stock-footage eines Papageis zum Einsatz kommt, was offensichtlich einen Dschungel suggerieren soll. Selbst das Auftauchen eines Stammes von Kopfjägern kann nicht helfen echte Spannung aufzubauen (obwohl diese Sequenz eigentlich recht ordentlich gefilmt worden ist). Immer wenn sich die Figuren einer Gefahr ausgesetzt sehen, besteht ihre unmittelbare Reaktion darin, plötzlich rumzuknutschen, was im Francoverse durchaus Sinn macht, ansonsten allerdings recht lächerlich erscheint.

Glücklicherweise wird all dieser Unsinn von einer sehr sympathischen Besetzung aufgeführt. Thomas Hunter spielte in einer Vielzahl von europäischen Filmen mit (Eine Flut von Dollars, Drei Pistolen gegen Cesare) und legt eine gewisse Tendenz zum übertriebenen Schauspiel an den Tag, lässt aber sportliche Vitalität in seine Rolle einfließen. Gila von Weitershausen übernimmt einen ziemlich undankbaren Part als junge, schwangere Frau, die einen Teddybär herumträgt und mit der Mentalität einer Fünfjährigen ausgestattet zu sein scheint. Esperanza Roy, eine spanische Schauspielerin, die ungefähr zur gleichen Zeit auch in Una vela para el diablo (Die Saat der Angst, 1973) auftrat, eignet sich hervorragend als lebhafte weibliche Hauptrolle, zumal sie ein bisschen mehr „gelebt“ zu haben scheint, als die üblichen weiblichen Protagonistinnen. Die Auszeichnung für den am meisten fehlbesetzten Darsteller geht jedoch an den vornehmen Howard Vernon, der hier einen brasilianischen Banditen mit einem merkwürdigen Schnurrbart verkörpert. Dafür spielt Fernando Sancho als Steward Bill, wie gewohnt, ganz groß auf.

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  • Seitenverhältnis : 16:9 – 1.66:1
  • Alterseinstufung : Freigegeben ab 16 Jahren
  • Regisseur : Jess Franco
  • Medienformat : Dolby, PAL, Breitbild
  • Laufzeit : 1 Stunde und 38 Minuten
  • Darsteller : Thomas Hunter, Gila von Weitershausen, Siegfried Schürenberg, Hans Hass jr.
  • Sprache, : Deutsch (Dolby Digital 2.0)
  • Studio : Pidax Film- und Hörspielverlag

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Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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