Yellow: le cugine / Die Mühle der Jungfrauen

Giallo double bill - Kopie

Anlässlich der Beerdigung ihres Großvaters treffen die unterschiedlichen Cousinen Valentina und Marta aufeinander. Während Valentina sich gerne öffentlich mit ihrem Gatten Pierre vergnügt, Drogen-und Sexparties feiert und mit Vorliebe Miniröcke trägt, gibt sich Marta äußerst steif und zugeknöpft, um nicht zu sagen:lustfeindlich. Dennoch scheint Pierre von der prüden Cousine fasziniert zu sein und testet seine Verführungskünste an ihr. Dies bleibt Valentina nicht verborgen und es kommt zum Streit zwischen den Eheleuten. Am nächsten Tag wird Valentinas Leiche auf dem Familiengut gefunden… (Mauritia Mayer/Illusions Ultd.)

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Gianfranco Baldanello gab mit dem Italo-Western 30 Winchester per El Diablo, der sich noch stark an den US-Vorbildern orientierte aber auch schon einige sogenannte Spaghetti-Western trademarks erkennen ließ, 1965 sein Regiedebüt. Dieser Film rangiert mit ca. 92 Bodycounts auf Platz 12 der Bestenliste der „leichenreichsten“ Spaghetti-Western, stellt allerdings höchstens einen sehr durchschnittlichen Vertreter des Genres dar. Mit Uccidete Johnny Ringo (1966), I lunghi giorni dell’odio (1968), Black Jack (1968) und Una Colt in mano al diavolo (1972) folgten weitere Western, die es bis auf Black Jack (mit einem bestens aufgelegten Robert Woods) ebenfalls nicht vermochten aus der breiten Masse der Mittelmäßigkeit hervorzustechen. 1969 unternahm Baldanello mit Yellow: le cugine einen Ausflug in das Genre des Giallo und auch hier lieferte er bestenfalls Durchschnitt ab. Die Mühle der Jungfrauen wurde nur in italienischen und deutschen Kinos aufgeführt, erhielt bis jetzt keine offizielle Auswertung auf dem Heimkinomarkt und galt unter Sammlern somit als seltenes, schwer zu bekommendes Exemplar. Durch die Veröffentlichung von Illusions Ultd. erhält man nun endlich Zugang zu diesem obskuren Streifen.

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Der Film beginnt eigentlich noch recht vielversprechend, als Valentina (Caterina Barbero) und Pierre (Maurizio Bonuglia), deren lärmende Ankunft im starken Kontrast zu der Trauergemeinde steht, die Beerdigungszeremonie des Großvaters auf ziemlich rüde Art und Weise unterbrechen. Anschließend zieht der Minirock der jungen Frau die Aufmerksamkeit einiger alter Männer auf sich, die sich dadurch gerne von ihrer Trauer ablenken lassen. Leider verpasst es Baldanello in der Folgezeit ordentliche Atmosphäre aufzubauen, während sich der Film von einem in die Länge gezogenen Dialog in den nächsten schleppt. Wenigstens einige innovative Kameraeinstellungen bekommt der geneigte Zuschauer geboten (wie zum Beispiel die subjektive Aufnahme des gelangweilten Pierre, der die Verlesung des Testaments durch den Boden eines Glases verfolgt). Doch leider setzt der Regisseur mehr darauf sein Material mit hippen Elementen, wie der überlangen Drogenparty-Sequenz inklusive Sitar Musik zu polstern. Die Thriller-Elemente sind schwach und kommen erst im letzten Drittel des Films richtig zum tragen. Die Geschichte vermittelt ein Gefühl der ’68er Generation mit all ihren Konflikten zwischen den Generationen, wobei die Protestgeneration in dem kruden und vereinfachten Stil der italienischen Popkultur jener Zeit mit gängigen Klichees und stereotypen Charakteren gezeichnet wird. Der Generationskonflikt wird jedoch nie richtig ausgeführt und auch der Versuch einen Schuß Erotik in den Plot einfließen zu lassen wirkt genauso gezwungen sowie halbherzig. Trotzdem sind Caterina Barbero und Lisa Seagram (als Martha) nett anzusehen. In weiteren Rollen kommen Renato De Carmine als Kommissar Saccara und Attilio Dottesio als Gärtner Romolo zum Einsatz. Einige Variationen von Lallo Goris Score wurden in Mario Bavas Erotik Komödie Quante volte … quella notte von 1972 wiederverwendet und passen auch sehr viel besser in diesen Film. Das Editing übernahm der berühmt berüchtigte Bruno Mattei, der sich als Regisseur neben vielen verrufenen Filmen auch für den Spät-Giallo Omicidio al telefono (1994) auszeichnete.

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Die Mühle der Jungfrauen erscheint im Rahmen des Italian Cult Cinema Giallo Double Features, das die Herzen von Italo-Kino-Fans höher schlagen läßt, denn bei dem „Hauptfilm“ der Edition handelt es sich um keinen geringeren als Giulio Questis Die Falle, dessen erste ordentliche, offizielle VÖ im deutschsprachigen Raum schon längst überfällig war. Dagegen kommt Baldanellos Streifen natürlich nicht an, repräsentiert innerhalb des Genres bestenfalls Durchschnitt, versprüht aber trotzdem eine angenehme Brise Italo-Feeling und Sleaze. Das Bild wird uns in 1,50:1/16:9 (1080/24p) präsentiert und ist wirklich gut restauriert worden. Zwar befindet sich die Qualität nicht auf allerhöchstem Niveau, man kann allerdings beim Ansehen des Rastaurationsvergleichs gut erkennen was noch aus dem Ausgangsmaterial herausgeholt werden konnte (bedauerlicherweise liegen uns keine Screenshots vor). Beim Ton ist leider „nur“ eine deutsche Spur (DTS-HD 2.0) verfügbar, die sich aber angenehm hören läßt. Auf Wunsch können englische Untertitel zugeschaltet werden. Als Extras wurden neben einer Bildergalerie und dem Restaurationsvergleich noch ein italienischer Fotoroman auf die Scheibe gepackt. Die gelungene Veröffentlichung von Illusions Ultd. wird durch ein Booklet mit Liner-Notes von Christian Kessler bestens abgerundet. Giallo Liebhaber dürften um dieses Double-Feature nicht herumkommen.

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Giallo double bill BR

  • FSK: Nicht geprüft
  • Studio: ELEA-Media
  • Erscheinungstermin: 26. März 2015
  • Spieldauer: 174 Minuten

Diese BluRay wurde uns freundlicherweise von Illusions Ultd. zur Verfügung gestellt.

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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