Fantasy Filmfest 2023

In Hollywood wird gestreikt, Kinostarts verschieben sich, aber auf eines ist Verlass: das Fantasy Filmfest. Wie im Jahr zuvor startet auch in diesem Jahr das wohl wichtigste Genrefilm-Festival Deutschlands im September und bespielt in sieben Städten die Leinwände der größten Metropolen mit einem erlesenen Programm.

Es ist fast schon überflüssig zu sagen, aber auch 2023 macht das Programm einen ausgesprochen guten Eindruck. Gerade die Filme, die man so gar nicht auf dem Schirm hat, bieten dabei oft die größten (positiven) Überraschungen. Nichtsdestotrotz gibt es natürlich auch dieses Jahr Titel, auf die wir besonders gespannt sind und die wir euch an dieser Stelle gerne vorstellen möchten. Alles aus rein subjektiver Sicht verfasst und auf Basis der vorhandenen Informationen (Trailer etc.) ausgesucht.

Den Beginn in diesem Jahr macht der neue Film von Luc Besson. Dogman verspricht dabei schnörkellos und stilsicher inszenierte Thrillerkost, bei der auch die Action nicht zu kurz kommen dürfte. Ob Besson mit diesem Film ein Comeback gelingt und er zu alter (zuletzt schmerzlich vermisster) Stärke aufläuft, bleibt abzuwarten, die Synopsis und der Trailer lassen dennoch aufhorchen und machen neugierig.

Unser Herz schlägt in besonderem Maße (auch) für das asiatische Kino, insofern sind wir natürlich immer sehr gespannt, welche Produktionen aus dem asiatischen Raum im Programm zu finden sind. Ein Must-see-Titel ist sicherlich Mad Fate von Regisseur Soi Cheang. Eine (so lässt es die Inhaltsangabe und der Trailer vermuten) wilde Genre-Mixtur über Serienkiller, Wahrsager und allerlei andere mysteriöse Begebenheiten. Cheang, der in diesem Jahr mit Limbo bei den Fantasy Filmfest White Nights begeistern konnte, wird hoffentlich auch mit diesem Film wieder auf gewohnt kompromisslose Weise abliefern.

Aber nicht nur dieser Film dürfte einen Besuch wert sein. Verrückt-schräge Unterhaltung verspricht ebenfalls der japanische Beitrag Mad Cats, in dem sich ein Taugenichts mit einer Horde mordlustiger Katzenfrauen anlegt. Sehr interessant werden dürfte ebenso die Koproduktion (Malaysia, Taiwan usw.) Tiger Stripes, die auf Body-Horror der etwas anderen Art hoffen lässt und die auch auf anderen Festivals (Cannes, NIFF) positive Reviews einheimsen konnte.

Das Segment Directors Spotlight hat sich schon diverse Male als passender Rahmen für intelligente Genrefilme gezeigt, weshalb wir auch in diesem Jahr den dort platzierten Film in unsere Vorschau aufnehmen möchten. The Survival of Kindness von Rolf de Heer erzählt von Rassismus, Unterdrückung und dem Aufbegehren dagegen. Sicherlich keine leichte Wohlfühlkost, aber als Kontrastprogramm zu Crowdpleasern a la We are Zombies des Regie-Trios RKSS sehr wahrscheinlich eine gute Wahl.

Wer das Programm der in diesem Jahr bereits stattgefundenen Festivals noch halbwegs im Gedächtnis hat, dürfte sich möglicherweise auch an Perpetrator erinnern. Der Film von Jennifer Reeders wurde u.a. auf der diesjährigen Berlinale gezeigt und ging dort trotz guter Kritiken leider ein wenig unter. Beim 37. Fantasy Filmfest bietet sich aber die Gelegenheit diesen Coming-of-Age-Horrortrip ein weiteres Mal auf der großen Leinwand zu sehen. Als Referenzen werden Filme wie Heathers oder Blue Velvet genannt. Nicht die schlechtesten Vergleiche, wie wir finden.

Gespannt sind wir außerdem auf Farang. Der neueste Film von Xavier Gens erzählt eine klassische Rachegeschichte und wird auf der Festivalseite als spektakuläres Actionfest angepriesen. Regisseur Gens, der in der Vergangenheit bereits mit diversen Filmen auf dem Festival zu Gast war, konnte mit seinen letzten Werken zwar nicht an die glorreichen Anfangstage seiner Karriere anknüpfen, ist als Filmemacher aber seit jeher unberechenbar.

Ebenfalls aus Frankreich stammt The Animal Kingdom. Der bereits auf verschiedenen Festivals gezeigte und vielfach hochgelobte Film dreht sich um eine Krankheit, die Menschen nach und nach in Tiere verwandelt. Dass der Film nicht nur auf große Effekte setzt, sondern auch die gesellschaftlichen Implikationen betrachtet, dürfte klar sein, wenn man bedenkt das Thomas Cailley (Ad Vitam) auf dem Regiestuhl saß. Wer edel bebildertes, anspruchsvolles Genre-Kino mit Starpower sucht, wird hier wahrscheinlich fündig und glücklich.

Neben diesen Titeln gibt es natürlich noch jede Menge weitere Filme aufzuspüren (z.B. den Abschlussfilm Vermin). Die acht Festivaltage sind jedenfalls reichlich vollgepackt und laden dazu ein das Kino der Wahl mal wieder als einen Ort für Seherlebnisse fernab des Mainstreams zu entdecken.

In folgenden Städten könnt ihr euch auf die Filme des Festivals freuen:

Berlin: 13. – 20.09.
Frankfurt: 06. – 13.09.
Hamburg: 20. – 27.09.
Köln: 20. – 27.09.
München: 06. – 13.09.
Nürnberg: 20. – 27.09.
Stuttgart: 20. – 27.09.

Weitere Informationen zu den Filmen und den Veranstaltungsstätten findet ihr HIER und auf den bekannten Social-Media-Kanälen der Seite.

André

Großer Kino-Fan mit Vorliebe für das Genre-Kino in all seinen vielseitigen Ausprägungen. Passionierter Festivalgänger, der aber auch die Vorteile des heimischen Filmkonsums zu schätzen weiß.