Der Mann von Hongkong / The Man from Hong Kong / The Dragon Flies

Einsatz in Down Under für Inspektor Fang Sing Leng: Der wenig zimperliche „Mann von Hongkong“ wird nach Australien beordert, um dort den Drogenkurier Win Chan zu überführen, der jedoch einem Attentat zum Opfer fällt. Wer wollte ihn zum Schweigen bringen? Die Spur führt geradewegs zum skrupellosen Rauschgiftbaron Jack Wilton und für den Inspektor somit zu allerlei hochbrutalen Auseinandersetzungen mit Unterweltgestalten, die ihm an den Kragen wollen… (Camera Obscura)

Der Mann von Hongkong hat zwar einen etwas exotischeren Touch verpasst bekommen, folgt jedoch derselben Blaupause, die Hunderte von europäischen Spionagefilmen nach den Erfolgen von James Bond 007 jagt Dr. No (1962) und Liebesgrüße aus Moskau (1963) kopieren wollten. In den Vereinigten Staaten wurde der Streifen übrigens unter dem alternativen Titel The Dragon Flies vertrieben. Während des intensiven Prologs wird ein asiatischer Drogendealer (ein sehr junger Sammo Hung) fernab seiner Heimat verhaftet und nach Sydney überführt. Kurz darauf verlässt Inspektor Fang Sing Leng (Jimmy Wang Yu) Hongkong, um seine australischen Kollegen (Roger Ward und Hugh Keyes Byrnes) vom Federal Narcotics Bureau zu unterstützen, die selbstverständlich dem Boss des Dealers auf die Schliche kommen wollen. Jack Wilton (George Lazenby), ein prominenter lokaler Geschäftsmann mit vielen einflussreichen Freunden, erweist sich als Hauptverdächtiger. Doch je näher ihm die Agenten auf die Pelle rücken, desto klarer wird es, dass er nicht zögern wird sie auszuschalten, obwohl sie Abzeichen tragen. Inspektor Leng beschließt daraufhin zu improvisieren, so wie er es oft in Hongkong tut, wenn er auf gnadenlose Art und Weise Jagd auf Triaden-Bosse macht.

Nach weniger als zwanzig Minuten fällt der Zuschauerschafft bereits auf, dass Brian Trenchard-Smiths Hauptziel darin bestand, so viel Action wie möglich in den Film zu packen. Denn die Charakterisierungen, die Entwicklung der Beziehungen zwischen den Hauptfiguren und schließlich die Reise (von Australien nach Hongkong und zurück) erweisen sich weitestgehend als irrelevant. Der Mann von Hongkong versucht auch erst gar nicht die Tatsache zu verschleiern, praktisch nichts anderes als knallige Action bieten zu können, wobei ein gewisser Charme gerade in der Art und Weise zu entdecken ist, wie der Regisseur damit über die Stränge schlägt. Dazu trägt natürlich bei, dass Inspektor Leng im Grunde eine James-Bond-artige Figur verkörpert, allerdings mit viel beeindruckenderen Kampfkunstfähigkeiten. So wirkt der ganze Film sehr vertraut auf sein Publikum und versprüht dennoch diese ganz besonders erfrischende exotische Note, die ihm eine ganz eigene, einzigartige Atmosphäre verleiht.

Die Reaktionen auf Der Mann von Hongkong werden jedoch mit Sicherheit recht gemischt ausfallen. Es wird auf jeden Fall eine Menge an Zuschauern geben, die den Film für sehr gelungen halten, weil er aus allen anderen ähnlich gearteten Streifen der gleichen Ära heraussticht und alles mitbringt, um als Kultklassiker gelten zu können. Allerdings wird es gleichzeitig auch Zuschauer geben, die von der vielen übertriebenen Action schnell gelangweilt sein und zu dem Schluss kommen könnten, dass es sich im Wesentlichen um ein dreistes Exploitation-Projekt handelt, das letztendlich bestens bekanntes Material einfach wieder neu aufbereitet. Einige der unterhaltsamsten Eurospy-Filme werben in der Regel mit glamourösen Schauplätzen, die gerne von den Reichen und Berühmten besucht werden. Ähnlich verhält es sich auch hier, doch anstatt sich auf schillernde Urlaubsorte und architektonische Wahrzeichen zu konzentrieren, versucht der Regisseur die raue Schönheit von weniger populären oder sogar vergessenen Orten im Outback sowie in und um Hongkong herum einzufangen. Der Film wurde vom Oscar-prämierten Kameramann Russell Boyd fotografiert, der hier für etliche wirklich tolle Einstellungen sorgt. Sammo Kam-Bo Hung (als Hung Kam Po gelistet) assistierte bei Der Mann von Hongkong als Martial-Arts-Choreograf für den Großteil der rasanten Actionaufnahmen.

Brian Trenchard-Smiths‘ Der Mann von Hongkong ist als ein sehr unterhaltsamer, exotischer James-Bond-Klon zu bezeichnen, der eine überwältigende Menge an hochkarätiger Action zu bieten hat, deren Intensität es mit der einiger der beliebtesten Bruce Lee und Jackie Chan Filme aufnehmen kann. So richtig verwunderlich ist das dann allerdings doch nicht, denn einer der Geldgeber war die legendäre Produktionsfirma Golden Harvest, die sich für die Popularität von Hongkongs größten Actionstars und die Verbreitung derer Filme in der westlichen Welt zu einem großen Teil mitverantwortlich zeichnet. Enorm Empfehlenswert!

Bonusmaterial:

• Audiokommentar* von Brian Trenchard-Smith, Darsteller Hugh Keays-Byrne und Stunt-Koordinator/Darsteller Grant Page —> ein äußerst informativer AK, der tatsächlich einige sehr ehrliche Beobachtungen über die Zielsetzung des Films und das Endprodukt (das schließlich in die Kinos kam) enthält.

NOT QUITE HOLLYWOOD Interviews* mit Autor/Regisseur Brian Trenchard-Smith, Darstellern George Lazenby, Rebecca Gilling, Roger Ward, Executive Producer David Hannay, Kameramann Russell Boyd, Regieassistent Hal McElroy und 2nd Unit-Kameramann John Seale —> hier lässt sich eine Sammlung von sehr langen, informativen sowie unterhaltsamen Interviews finden (82 min).

• Interview* mit Stunt-Koordinator/Darsteller Grant Page —> Herr Page hat einige interessante Anekdoten zu den Dreharbeiten des Films zu erzählen (ca. 11 min).

• Behind-the-Scenes-Material* —> hier wird viel Rohmaterial von den Dreharbeiten zum Film gezeigt, mit Soundtrack Musik unterlegt (14 min).

• TV-Reportage* —> kurzes Archiv-Promo-Material von der australischen Premiere von The Man From Hong Kong (ca. 3 min).

„Trailers from Hell“* mit Brian Trenchard-Smith —> dieses Archivsegment von Trailers from Hell enthält eine kleine Einführung zu The Man From Hong Kong von Regisseur Brian Trenchard-Smith (7 min).

• Deutscher und Englischer Trailer; Fotogalerie —> mit Postern, Covermotiven und einer Menge an Aushangbildern.

• Buchteil mit einem Text von Tobias Hohmann (nur im Mediabook enthalten)

* mit optionalen deutschen Untertiteln

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Seitenverhältnis: 16:9 – 2.35:1
Alterseinstufung:‎ Freigegeben ab 16 Jahren
Regisseur:‎ Trenchard-Smith, Brian
Medienformat: Breitbild
Laufzeit:‎ 1 Stunde und 46 Minuten
Darsteller:‎ Wang Yu, Jimmy, Lazenby, George, Keays-Byrne, Hugh, Ward, Roger, Gilling, Rebecca
Untertitel: ‎Deutsch, Englisch
Sprache: ‎Deutsch (PCM Mono), Englisch (PCM Mono)
Studio:‎ Camera Obscura Filmdistribution

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DER MANN VON HONGKONG, co-produziert vom Kult-Filmstudio Golden Harvest, ist eine einzige Unglaublichkeit: Halsbrecherische Martial-Arts-Action, schmerzhafte Handgreiflichkeiten, minutenlange Autoverfolgungsjagden – auch mal mit Hubschrauber –, Explosionen, wohin man blickt, und sogar eine Prügelei auf dem Ayers Rock hat diese Wundertüte zu bieten. Zu verdanken haben wir den knalligen Action-Irrsinn Ozploitation-Maestro Brian Trenchard-Smith auf dem Regiestuhl und seinen Hauptdarstellern, Kampfkunst-Superstar Jimmy Wang Yu und Ex-James Bond George Lazenby. (Camera Obscura)

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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