Django – Nur der Colt war sein Freund / Django spara per primo / Django Shoots First

Djangos Papa hat einiges auf dem Kerbholz. Zusammen mit Cluster und dessen Bande betreibt er einen florierenden Waffenhandel an der mexikanischen Grenze. Doch Cluster hintergeht seinen Partner und lässt ihn töten. Das lässt Django natürlich nicht auf sich sitzen. Mit dem erschossenen Senior im Schlepptau reitet er in die Grenzstadt und verlangt seinen Anteil. (Plaion Pictures)

Im Hintergrund gibt es einen einsamen Reiter zu erspähen, im Vordergrund den Lauf einer Waffe. Nachdem man bereits Für ein paar Dollar mehr gesehen hat, erwartet man nun einen Schuss zu hören. Doch was wie ein Gewehrlauf aussah, entpuppt sich als ein Stück Holz. Anschließend wird der einsame Reiter von Django (Roel Bos als Glenn Saxson aufgeführt) an sein Lagerfeuer eingeladen, um etwas zu trinken sowie zu essen. Es stellt sich heraus, dass der Fremde ein Kopfgeldjäger ist und den Kadaver eines steckbrieflich gesuchten Mannes namens Thomas Garvin (John Bartha) im Schlepptau hat. Django heißt mit bürgerlichem Namen zufälligerweise Glenn Garvin, wobei der Tote sein Vater war. Also erschießt Django den Kopfgeldjäger, bringt die Leiche seines Vaters in die nächste Stadt und kassiert dort selbst das Kopfgeld von $5.000! Nachdem Django dem Sheriff (Marcello Tusco) sowie dem Bankier Ken Cluster (Nando Gazzolo) seine Aufwartung gemacht hat, teilt ihm der ortsansässige Spinner Gordon (Fernando Sancho) – der den Geruch von Geld so sehr mag, sodass er sich am liebsten in der örtlichen Bank aufhält – mit, dass sowohl das Geldinstitut als auch der Saloon zu 50% ihm gehören. Schnell wird klar, dass Vater Garvin von seinem Geschäftspartner Cluster reingelegt wurde, der nun auch den Sohn loswerden will.

Die weiter oben beschriebene Eröffnungssequenz stellt die erste einer ganzen Reihe von Anspielungen auf Sergio Leones Filme dar, wovon einige mit einer Prise Komik gewürzt worden sind. Am besten ist dies bei einem Colonel Mortimer-ähnlichen Charakter (Alberto Lupo) gelungen, der Rache an seiner Ehefrau (!) ausüben will. Nein, dieser Film nimmt sich nicht allzu ernst (man bekommt Django sogar in Frauenkleidern zu sehen!), repräsentiert jedoch keine richtige Komödie, denn – in der Blütezeit des Genres entstanden – ist die Gewalt als ziemlich hart zu bezeichnen, während sich das Verhalten des Hauptprotagonisten von Zeit zu Zeit geradezu amoralisch gestaltet. Django – Nur der Colt war sein Freund wurde eindeutig so betitelt, um an Sergio Corbuccis bahnbrechenden Western Django anknüpfen zu können, doch der von Glenn Saxson (der niederländische Produzent/Schauspieler Roel Bos) gespielte Charakter hat nur sehr wenig mit dem legendären Rächer mit dem in einem Sarg versteckten Maschinengewehr gemein. Glenn Garvin ist eher als ein fröhlicher Typ zu beschreiben, der gerne ein Auge auf die Damen wirft und somit vielmehr an Giuliano Gemmas Ringo als an Franco Neros Django erinnert. Obwohl der Tod seines Vaters die Dinge ins Rollen gebracht hat, kann man Django zunächst kaum als Rächer wahrnehmen, da er sich erstmal ständig verteidigen muss. Zuerst in einer Reihe von heftigen Faustkämpfen und später in langwierigen Schießereien mit Clusters Handlangern, bei denen er sogar verwundet wird (wenn auch nur von einem Streifschuss).

Alberto De Martinos Film steht eher im Einklang mit den sogenannten „populistischen“ Italo-Western, in denen der Protagonist es mit einem oder mehreren korrupten Würdenträgern aufnimmt, was den weit verbreiteten italienischen Glauben widerspiegelt, dass man keinem dieser Personen jemals trauen kann. Diese Art von Western spiegelt auch den Gegensatz zwischen dem relativ rückständigen, ländlichen Süden und dem kultivierteren, urbanisierten Norden wider, was man u.a. am großartigen Kostümdesign des Films klar erkennen kann: Django trägt das zerschlissene Outfit eines Cowboys, während die Stadtmenschen mit äußerst imposanten Kostümen ausgestattet wurden. Nicht nur Cluster sowie dessen Frau Jessica (Ida Galli als Evelyn Stewart gelistet) sind ultra-schick gekleidet, sondern auch sein Handlanger Nummer eins Ward (Guido Lollobrigida als Lee Burton aufgeführt), während Fernando Sancho so aussieht, als würde er sich auf die Laufstege Mailands vorbereiten 😉 . Glenn Saxson fehlt zwar das Charisma eines Nero oder Gemma, doch das macht er mit einem lakonischen Schauspielstil, der einer Selbstparodie bereits recht nahekommt, mehr als wett.

Saxson erhält hervorragende Unterstützung von Fernando Sancho in einer seiner seltenen Rollen als ulkiger Kumpan des Helden und Ida Galli als böse Frau, die jeden Mann, den sie in ihre Fänge bekommt, verführt und letztendlich (mehr oder weniger) ruiniert. Erika Blanc weiß derweil als Saloon-Wirtin Lucy zu gefallen. Das Skript ist von gleich sechs Drehbuchautoren recht zufriedenstellend aber auch inkonsistent ausgearbeitet worden, da ziemlich gewalttätige Sequenzen mit eher leichtherzigen Szenen (die in Richtung Slapstick deuten) vermischt werden. De Martino versteht es das Breitbildformat hervorragend zu nutzen, insbesondere während der herausragendsten Szene des Films, die sich zwischen grasbewachsenen Felsen abspielt und in der die vier Hauptcharaktere aus unterschiedlichen Winkeln auf die Kamera zugehen. Enzo Girolami (Enzo G. Castellari) fungierte hier als Regieassistent und es würde nicht sonderlich überraschen, wenn er für die rüpelhaften Faustkämpfe verantwortlich gewesen wäre. Django – Nur der Colt war sein Freund ist zwar nicht zu den großen Italo-Western zu zählen, erweist sich allerdings als sehr unterhaltsam und dürfte auf jeden Fall einen Blick wert sein. Vor allem für diejenigen, die eine etwas „unbeschwertere“ Herangehensweise an dieses Thema zu schätzen wissen. Auch die urkomische letzte Szene, in der ein noch sehr junger George Eastman (aka Luigi Montefiori) in der Stadt ankommt und sich – analog zu Saxsons Ankunft – vorstellt als … nun, seht für Euch selbst.

Plaion Pictures veröffentlicht mit Django – Nur der Colt war sein Freund die Nr. 6 ihrer neuen Italo-Westernreihe All’Arrabbiata deutschlandweit erstmals auf Blu-ray, wobei der Streifen in den Bereichen Bild und Ton ausgezeichnete Qualität zu bieten hat. Das Bild wird uns im 2.35:1 (1080p / 16:9) Format präsentiert und sieht wirklich sehr gut aus. Es ist klar, relativ farbenfroh und beinahe vollkommen frei von Bildschäden. Jedenfalls dürfte bei der Restauration das Beste aus dem vorliegenden Ausgangsmaterial herausgeholt worden sein. Beim Ton liegen eine deutsche, eine italienische sowie eine englische Spur in PCM 2.0 vor. Alle drei Tonspuren hören sich sehr gut an. Hier gibt es höchstens minimale Unterschiede im Klang zu erkennen. Deutsche Untertitel sind auch verfügbar.

Wer noch mehr zur Veröffentlichung, dessen Qualität und den Extras erfahren möchte, der liest am besten jetzt im Anschluss noch Sebastians Besprechung auf der SWDb!

Extras und Besonderheiten:

• 4K-Transfer vom Negativ
• Deutsche und Italienische Schnittfassung
• Featurette Erikas Saloon mit Erika Blanc (ca. 16 Minuten) —> Frau Blanc erinnert sich an die Zeit, in der sie viele Western gedreht hat und kommt dabei ein wenig „schräg“ aber dennoch sehr sympathisch rüber
• Featurette Evelyn im Westen mit Ida Galli (ca. 23 Minuten) —> auch Frau Galli weiß so Einiges über ihr Engagement in etlichen Western zu berichten und macht dabei keinen „überdrehten“ aber einen ebenfalls enorm liebenswerten Eindruck
• Bildergalerie mit seltenem Werbematerial
• Booklet mit Texten von Marco Koch und Lars Johansen —> wie bereits gewohnt sehr informativ und unterhaltsam geschrieben
• Poster

Altersfreigabe: 16
Bildformat: 2.35:1 (16:9)
Darsteller: Evelyn Stewart, Glenn Saxson, Fernando Sancho
Exclusive: Ja
Filmlänge: ca. 96 Minuten
Genre: Western
Produktart: Digipacks
Produktionsjahr: 1960
Regisseur: Alberto De Martino
Sprachen: Deutsch, Italienisch, Englisch
Tonformat: PCM 2.0
Untertitel: Deutsch
Label: Plaion Pictures

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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Eine Antwort

  1. Tom Betts sagt:

    Although not a great film it’s still a good one. The main theme song is one of the best of the genre and the score itself is excellent. The clever opening of Django’s son discovering the corpse of his father and then kill Martin and collecting the reward on his own father is unique. Saxson is like a Terence Hill light actor. Not a comedian but not a hard drama actor either. More light-hearted but watchable. The ending with George Eastman is also a nice twist. Worth checking out for sure.