Reality – Wahrheit hat ihren Preis

Reality

Reality ist ein Polithriller aus dem Jahr 2023 von Tina Satter, ihrem Regiedebut. Der Film erzählt minutiös, basierend ausschließlich auf dem Verhörprotokoll des FBI sowie den dazugehörigen Tonaufnahmen, die Hausdurchsuchung bei und das Verhör von Reality Winner (Sydney Sweeney), einer für den US Geheimdienst NSA arbeitende Linguistin, die 2016 als Whistleblowerin vertrauliche Informationen an die Presse weitergegeben hat oder haben soll….

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Sydney Sweeney (Euphoria, White Lotus, Voyeurs, Immaculate, Anyone but you) ist wirklich großartig hier. Realitys Situation ist extrem unangenehm, und man fühlt zunächst richtig mit. Doch während man ganz am Anfang noch glaubt, das ist total abstrus man hat ja irgend eine falsche erwischt, wird langsam klar, dass sie halt schlicht auch ein wenig ein Schussel ist und man möchte den Fernseher anbrüllen, sie solle doch gefälligst ohne Rechtsbeistand nichts mehr weiter von sich geben. Tut sie aber, und sie reitet sich immer weiter rein. Das Vorgehen der Agenten ist sehr wohl zwar unangenehm, aber man hat als Zuschauer echt Probleme sich dazu eine klare Meinung zu bilden. Denn, so naiv oder unschuldig wie es zu Beginn scheint ist es ja nun nicht…..

Reality

Kern des Films ist das Spiel zwischen den Figuren, die alle den jeweils anderen etwas vorspielen. Auch Reality, die zunächst gelassen und unberührt agiert, alles über sich ergehen lässt, doch dann immer mehr erkennt wie tief sie in der Patsche sitzt. Auf der anderen Seite die freundliche Mine der Agenten im wesentlichen das bedrohliche Szenario maskiert und die Situation so seltsam wirken lässt. In Wahrheit ist es eine Taktik. Nicht zuletzt würde der Einsatz des FBI im Haus von Frau Winner bei konkreter Beweis- oder Gefahrenlage ganz anders aussehen. So verfangen Sie die junge Dame in ein von Nettigkeiten umsponnenes Gespräch, bis am Ende die Handschellen zuschnappen. Und das wie oben gesagt rein als sozusagen Nachstellung des originalen Verhörprotokolls. Das gibt dem Film etwas Dokumentarfilmhaftes.

Reality

Ich war mit dem Fall nicht vertraut, und das war vielleicht auch gut so. Die Linguistin und ehemalige Soldatin mit dem drolligen Namen „Reality Winner“ soll vertrauliche Informationen falsch behandelt haben (als Übersetzerin hat sie aufgrund ihres vorherigen Jobs bei der Luftwaffe noch eine Top Secret Freigabe) und absichtlich oder unabsichtlich ein eingestuftes Dokument weitergegeben haben. Absicht oder nicht Absicht, es weckt zunächst Assoziationen mit dem anderen NSA-Whistleblower Snowden, doch hier ist der Kontext die Amtszeit von Trump und die russische Einflussnahme auf dessen Wahlsieg. Winner, so das Fazit wenn man diese Hintergründe recherchiert, wurde im Verhältnis zu der später ohnehin in der Öffentlichkeit breit diskutierten Information die sie geleakt hat, recht hart bestraft und der Fall auch politisiert. Dieser Gesamtkontext wird im Film nur am Ende etwas näher erläutert. Der ist mit 82 Minuten recht kurz. Und das Ende des Films ist eine Montage mit Kontext und was dann so passiert ist. Der Film hält sich mit einer echten Einordnung, Bewertung oder Analyse aber durchaus zurück und punktet lediglich durch seinen Stil und die verblüffenden schauspielerischen Leistungen.

Reality

Plaion Pictures bringt den Film hierzulande direkt auf BluRay, im Kino lief er meines Wissens nicht. Das Bild sieht recht gut aus, der Stil des Films ist aber recht verzerrt, mit Effekten verschlechtert, die Aufnahmen überbelichtet und so weiter. Das ist Stilmittel. Der Ton klingt total solide. Man hat Deutsch und Englisch (getestet) DTS-HD MA 5.1 zur Auswahl mit optionalen deutschen Untertiteln. Es ist ein sehr minimalistischer Film, also ist hier nicht viel zu holen. Die Tonkulisse klingt gut abgemischt, realistisch und passend. Die einzigen Extras sind ein Making-of Clip (4min min) dass ein wenig Einblick in die echte Reality Winner gibt, und der Trailer, mehr nicht.

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Die BluRay wurde uns zur Verfügung gestellt.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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