House of Cards

House of Cards

House of Cards (Jedes Kartenhaus zerbricht) ist ein Neo-Noir von John Guillermin aus dem Jahr 1968 mit George Peppard und Inger Stevens in den Hauptrollen.

Der erfolglose Boxer und Abenteurer Reno (George Peppard) wird von der reichen Witwe de Villemont (Stevens) als Nanny für deren Sohn Paul angeheuert. Schnell merkt er dass er sich da auf was falsches eingelassen hat: ihr Mann starb in Algerien, der Onkel schmeißt das Anwesen, ihr Arzt hält sie in Schach und auch der Rest der Familie ist eher wie eine Gangsterclique. Sie kann mit ihrem Sohn nicht fliehen, und Reno findet heraus dass seine Vorgänger öfter mal ins Gras gebissen haben. Als er zu neugierig wird und auch noch mit der Witwe anbandelt, wird er auch zur Zielscheibe und von der Sippe als Mörder hingestellt. Er muss fliehen, und der Junge wird gekidnappt, die Witwe entführt. Es stellt sich heraus dass die Familie Neo-kolonialistische Ansprüche hat um alten Einfluss aufleben zu lassen und an einer faschistischen Weltverschwörung arbeit. Reno, der Amerikaner mit den flotten Sprüchen also mitten drin die blonde Mami und ihren Sohn, sowie die Welt, zu retten… und eine Verfolgungsjagd durch halb Europa entbrennt…

House of Cards

George Peppard, der meiner Generation nur aus The A-Team bekannt ist, war in den 60ern ja durchaus ein Superstar. P.J., Pendulum, Rough Night in Jericho, Tobruk, u.v.m., er war immerhin einer der „drei Georges“ (die anderen Maharis und Chakiris, manche sprechen auch von sechs Georges). Was ihm vermutlich fehlte war eine gute Rolle in einem wirklichen Blockbuster, das gelang ihm nur in einem Mainstreamfilm wie Breakfast at Tiffany’s, wobei er natürlich in massenhafter großer Produktionen mitspielte. Inger Stevens kennt man unter anderem aus Hängt ihn höher oder Madigan, ihre Karriere reicht aber bis in die frühen 50er zurück. John Guillermin hat eine beachtliche Reihe an Krachern auf dem Kerbholz. Der Brite war unter anderem Regisseur von Guns at Batasi, Der blaue Max und P. J. (beide mit Peppard übrigens), Die Brücke von Remagen, Shaft in Afrika und Flammendes Inferno. Alle drei sind mit House of Cards im Eurospy und Verschwörungs-Thriller Genre unterwegs, das in der Zeit populär war, und vielen Filmmachenden als Versuch galt, vielleicht doch mal für 007 vor oder hinter der Kamer stehen zu können.

House of Cards

House of Cards startet etwas harmlos, fast schon wie ein Film-Noir. Der zynische Reno gerät dann aber in eine große Verschwörung und der Film wird richtig wild, mit Verfolgungsjagden über mehrere Länder und zwar zu Fuß, zu Auto, Rad, Bahn, Boot und vieles mehr. Mit dabei sind rassistische Neo-Kolonialisten, Milizen, Entführer und eine Portion Mystery, weswegn dem Film auch schon eine Prise Hitchcock unterstellt wurde, also sozusagen im Stile von North by Northwest. Dabei fühlt sich das Publikum fast überrumpelt, weil der Film jeweils von Genre zu Genre einen Gang hochschaltet bis es teilweise ein Actionfilm und gar Kriegsfilm zu sein scheint. Eine prise Romantik darf natürlich auch nicht fehlen und so darf Stevens nicht nur in Unterwäsche sich räkeln sondern Reno auch Bond-artige Sprüche klopfen, nur um am Ende ein Happy End plausibel zu machen zwischen dem zunächst ungleichen Paar.

House of Cards

Was man House of Cards vorhalten könnte ist gleichsam seine Stärke: eine nicht ganz austarierte Balance zwischen Ernsthaftigkeit und Leichtherzigkeit, ein Unentschieden zwischen den Genres und schwach gezeichnete Charaktere. Der Film wirkt oft oberflächlich, seine Figuren beliebig und austauschbar, fast vergessenswert. Gleichsam wird er dadurch zu einer sehr gut verdaubaren Thrillerkost, die seine Wurzeln nicht versteckt. Dennoch hätte man sich eine Überarbeitung des Drehbuchs gewünscht mit einem viel stärker ausgearbeiteten Reno, plastischeren Schurken, stärkeren Nebenrollen und noch besseren Dialogen. So ist der Film zwar gut, witzig, unterhaltsam und vielfältig, aber eben leider weder ein Meilenstein noch besonders erinnerungswürdig. Ach ja, und als Oberbösewicht muss Orson Welles herhalten, eine absolute Verschwendung. Das machen die tollen Locations aber wieder wett….

House of Cards

Die BluRay von Explosive Media bietet solides Bild mit satten Farben und guten Kontrasten. Der Ton (Englisch getestet) ist auch in Ordnung und so ergibt sich eine technisch völlig einwandfreie Präsentation dieses Klassikers, mit der sich dieser gut genießen lässt. Man kann auch eine deutsche Synchronfassung auswählen. Untertitel gibt es auf Deutsch und Englisch, wobei die deutschen Untertitel nicht immer super akkurat sind und an ein paar Stellen auch nicht ganz synchron leider. Unter den Extras ist auch die deutsche Kinofassung (bei der ich mir schon denken kann was abgeändert wurde, aber ein Schnittbericht war nicht zu finden – vermutlich fehlen etwas Gewalt und etwaige Anspielungen auf die faschistische Natur des Villemont Clans, um das ganze etwas heiter-verdaubarer zu machen), der Unterschied beträgt in etwa 5 Minuten. Dann gibt es noch Trailer, Teaser und eine Bildergalerie.

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Die BluRay wurde uns zur Verfügung gestellt. Screenshots via BluRay.com.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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