American Grindhouse

Nachdem Not Quite Hollywood so ein Spass war, habe ich mir mit American Grindhouse eine weitere Filmdokumentation vorgenommen. Diese widmet sich den Anfängen und Entwicklungen des amerikanischen “Grindhouse” Kinos, also dem Exploitationkino der sogenannten Grindhouses und Drive-Ins.

Was ist eigentlich also ein Grindhouse? Der Begriff kommt von “the grind”, und bezeichnete ursprünglich die Orte an denen man Striptease und Burlesque Shows sehen konnte. Später zogen dort Kinovorführungen ein, nachdem der Markt erkannt hatte, dass man mit diesen Mädchen mehr Geld machen konnte wenn man sie auf Zelluloid bannt und ein paar wilde Geschichten darum herum zimmert. Die echten Grindhouses waren vor allem in New York in der berüchtigten 42nd Street, aber auch in Hollywood und einigen anderen Metropolen. In ihrer Natur her waren viele der ersten Drive-In Kinos ebenfalls dem Sektor zuzuordnen. Dabei ist nicht jeder Exploitation Film ein Grindhouse Film, denn nicht jeder lief auch in einem Grindhouse. Das extakt nachzuvollziehen ist aber eher Haarspalterei. Inhaltlich gesehen war das Exploitation Kino dominiert von unterfinanzierten, schnell umgesetzten Filmproduktionen die meist außer Schrillen Ideen und etwas Kreativität nichts zu bieten hatten, und sich also ausbeutbaren Elementen (Sex, Gewalt, Rassismus, Monster, Tabus, etc.) bedienten und diese im Marketing schamlos ausschlachteten. Nun zu American Grindhouse….

American Grindhouse

Die Doku widmet sich sehr ausführlich den Anfängen des Genres und der Genese des Begriffs, von den ersten Bewegtbildaufnahmen bis zum Aufstieg von 42nd Street. Besonders interessant ist zu erfahren, welche Umstände zur Entstehung des Genres geführt haben, und welche Wechselwirkungen zum Mainstream Kino bestanden, bzw. welche Bedeutung das Altersklassifizierungssystem und der sogenannte Hays Code beispielsweise spielten in den Entwicklungen der Filmindustrie Hollywoods. Dabei wirkten viele Rahmenbedingungen eher dem Genre förderlich, und dieses hatte wiederum Einfluß auf das Mainstream Kino. Letztenendes bediente das Genre einen Markt für unterhaltsames Erwachsenenkino, und wandelte sich über die Jahrzehnte mehrmals.

Hervorgebracht hat diese Entwicklung vor allem auch verschiedenste Untergenres, wie beispielsweise Blaxploitation, Sexploitation, Biker Filme – und letztendlich in den 70ern dazu geführt dass Pornografie kurzzeitig im Mainstream ankam (Deep Throat lief damals so breit im Kino wie heute Disneyfilme, und angesehen hat ihn sich quasi jeder). Außerdem spielten diese Kinos auch viele ausländische Filme, darunter Kung Fu Filme und Italowestern.

John Landis in American Grindhouse

Kommentiert werden diese Entwicklungen in American Grindhouse von Regisseuren wie Joe Dante, Jack Hill oder John Landis, die einen Spaß haben diese wilde Zeit aufleben zu lassen. Erzählt wird die Doku von Robert Forster, einer Leinwandlegende die in den späten 90ern von Quentin Tarantino für Jackie Brown wieder reanimiert wurde, um zusammen mit einer anderen Exploitation Queen vor der Kamera zu stehen: Pam Grier. Diese interessante Phase ist allerdings leider nicht der Hauptfokus der Dokumentation (die insgsamt zu kurz scheint), sondern das Entstehen und die Frühzeit kriegen definitv am meisten Bildschirmzeit ab.

Leider geht dies zu Lasten des Details in den Hochphasen des Genres, nämlich eben den 60ern und 70ern, das bedeutet auch dass der Film die diversen Untergenres nur streift, und der Film am Ende gar oberflächlich erscheint. Man hätte sich mehr gewünscht wie sich die Grindhouse Kinos später entwickelt haben, welche weiteren Untergenres es gab, was die Auswirkungen des Aufkommens von Heimkino waren, ob es heute noch Grindhouses gibt und vieles mehr. Es handelt sich dennoch um eine sehr lehrreiche Dokumentation mit vielen Informationen, die dem Einsteiger ein ganz gutes Bild vom Genre vermitteln.

american grindhouse

Der Film ist in Europa leider nicht auf DVD o.ä. verfügbar.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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