Der Meister bzw. „The Master“ mit den gebrochenen Händen / Der Tiger von Kwantung / Diao shou guai zhao / Master With Cracked Fingers

Jackies Vater und Onkel sind Mitglieder in der Organisation des Meisters der goldenen Maske. Als sie sich weigern, einen rechtschaffenen Bürger für ihren Meister umzubringen, will dieser die beiden bestrafen. Jackies Vater wird getötet, Jackies Onkel kann jedoch entkommen und nimmt sich dem noch jungen Jackie an. Er verbietet ihm jedoch, jemals die Kampfkunst zu erlernen und selbst zu kämpfen. Als im Dorf Schwierigkeiten mit einer Gangsterbande auftreten, scheint sich Jackie nicht mehr an das Versprechen, das er seinem Onkel gegeben hat, halten zu können und sucht sich einen Meister, der ihm Kung-Fu beibringen soll. Wie es der Zufall will, gerät er binnen kürzester Zeit an den Mörder seines Vaters. Ein finales Duell ist unvermeidlich… (filmArt)

Um es sofort auf den Punkt zu bringen: In Der Meister mit den gebrochenen Händen ist Jackie Chan (als Yuan Lung Chen gelistet) nicht nur in seiner ersten Hauptrolle zu sehen, sondern zeigt auch gleich mal zu was er im Stande ist und was man in Zukunft noch von ihm erwarten kann. Während der Kampfsequenzen springt Jackie von hohen Felsen herunter; vollführt Salti, um Schlägen auszuweichen und macht sich in einem Kampf sogar seine Umgebung zu Nutze, um Bösewichte verprügeln zu können. Die Martial Arts Einlagen stellen im Großen und Ganzen zwar nichts Außergewöhnliches dar, doch kann man sich ein Lächeln kaum verkneifen, wenn man den noch recht jungen Jackie Chan dabei beobachtet, wie er auf einem Schiffsdeck herumspringt und gegen Helfershelfer kämpft, während er sich an einem Seil festklammert und somit das Schicksal eines Freundes in den Händen hält, der den Mast hochgezogen wurde. Als erster Film mit Action-Choreografien von Jackie Chan, repräsentiert Der Meister mit den gebrochenen Händen einen viel wichtigeren und grundlegenderen Martial Arts Streifen, als man zunächst erwarten kann.

Abgesehen von seiner Grundlage ist der Film selbst als eher mittelmäßig zu bezeichnen, besonders wenn Jackie Chan nicht gerade am Herumrollen ist oder sich gegen jemanden im Kampf behaupten muss. Der Plot erweist sich als wirklich richtig dünn und läuft letztendlich darauf hinaus, dass Hung-Lieh Chen als Chao Ling Jackies Vater mit seiner Leg of Doom -Technik getötet hat und Chan sich schließlich am Mörder rächt. Doch soweit man das beurteilen kann, weiß Jackie eigentlich gar nicht wer seinen Vater getötet hat, da sein Onkel bzw. Pflegevater (Feng Tien) es ihm nie mitteilt. Der hat ihn eben einfach „nur“ aufgezogen und das Kämpfen verboten, weswegen er ihn grausam bestraft, sollte er dieses Verbot missachten, selbst wenn es sich um reine Selbstverteidigung handelt. Doch bei einem Kung-Fu-Flick, wie diesem, steht die Geschichte sowieso nicht im Vordergrund, während sein Grundgerüst gut genug funktioniert, um Jackie und seine Schwester in etliche ziemlich lustige Konfrontationen verwickeln zu können.

Lasst uns an dieser Stelle ein wenig zurückgehen und über das Jahr 1971 sinnieren, in dem Der Meister mit den gebrochenen Händen produziert wurde, denn die Unterschiede zwischen diesem Film hier und den zeitgenössischen Shaw-Brothers-Streifen gestalten sich recht vielfältig und sind als ziemlich interessant zu beschreiben. Während die Shaw-Brothers-Filme sehr raffiniert und aufwändig produziert worden sind, stellt Der Meister mit den gebrochenen Händen eine deutliche Low-Budget-Angelegenheit dar, wobei Jackie Chans Kampfkünste beinahe alles bei weitem überwiegen, was man so in den Shaw-Brothers-Flicks von 1971 zu sehen bekommt. Fast jedes Mal, wenn jemand in einem Shaw-Film hoch in die Luft springt, wird er dabei von einem Trampolin unterstützt (oder in extremen Fällen von einer rückwärts gespielten Einstellung), im Gegensatz zu Jackie, der sich hier mühelos auf springende, drehende und tretende Art und Weise über den Bildschirm bewegt. Der in diesen Aktionen enthaltene Realismus fühlt sich so viel natürlicher an, als in den besagten Shaw-Streifen. Während die meisten dieser Filme üblicherweise immer mindestens ein Element der übernatürlichen Seite von Martial Arts präsentieren (es handelt sich dabei noch hauptsächlich um sogenannte Wuxia), führt der Fokus auf Realismus hier zu einem ganz anderen Filmerlebnis.

Jackie Chan stellt hier noch nicht die besonders starke Bildschirmpräsenz der folgenden Jahre dar, doch seine immensen sportlichen Fähigkeiten sowie seine ausgefallenen, individuellen Kampfchoreographien scheinen in Der Meister mit den gebrochenen Händen bereits durch. Die Filme der Shaw-Brothers-Studios hatten noch nicht verinnerlicht, dass Kampfkünstler, die „stolzieren“ und währenddessen zeigen, was sie können, einen ganzen Film tragen könnten, wobei es interessant ist zu sehen, dass unabhängige Filme bereits versuchten dies zu tun. Der eigentliche Kameramann Hai-Feng Wei kam als Regisseur nie richtig groß heraus, wobei der vorliegende Film als viel kompetenter gemacht zu bezeichnen ist, als manche Kritiken einen glauben machen wollen. Später drehte er noch Ein Halleluja für zwei Schlitzohren (1979), der jedoch ebenso als ein bestenfalls mittelmäßiger Martial Arts Streifen daherkommt.

Der Meister mit den gebrochenen Händen ist definitiv eher als ein Kuriosum, denn als erstklassiges Filmemachen einzustufen, doch wer sich sehr für Jackie Chan und dessen schauspielerische Anfänge interessiert, bekommt hier einen großartigen Einblick geboten. Der Streifen beinhaltet nicht nur gelegentliches Aufblitzen von Jackies zukünftiger Größe, sondern stellt die Athletik sowie die akrobatischen Fähigkeiten des Martial Arts Artisten bei jedem Kampf in den Vordergrund, was Der Meister mit den gebrochenen Händen bereits zu einem echten Jackie-Chan-Film macht. Letztendlich ist der Flick hauptsächlich den JC-Hardcorefans zu empfehlen, alle anderen sollten auf seine späteren Filme zurückgreifen.

filmArt bringt Der Meister mit den gebrochenen Händen in Form einer Blu-ray Veröffentlichung heraus, die weitestgehend über eine hervorragend saubere Bildqualität (2,35:1; 1080p) verfügt. Der Ton bietet mit der deutschen (neu überarbeitet) und der kantonesischen zwei Spuren, die befriedigend bis sehr gut klingen. Hierfür können deutsche sowie englische (neu überarbeitete) Untertitel zugeschaltet werden. Als Extras beinhaltet die VÖ die deutsche Kinofassung (mit alternativem Ende), eine geschnittene Szene, eine Bildergalerie und einen englischen Trailer. Die original deutsche Kinofassung kann auch in HD abgespielt werden. Ach ja, an ein Wendecover ist ebenfalls gedacht worden. Hai-Feng Wei bringt dem geneigten Martial-Arts-Fan mit Der Meister mit den gebrochenen Händen zwar keinen außerordentlich brutalen oder emotional harten Kung-Fu-Film, doch der Streifen versteht es dafür bestens mit exzellenter Martial Arts und teilweise gelungener Komik zu überzeugen.

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Seitenverhältnis:‎ 16:9 – 2.35:1
Alterseinstufung: ‎Freigegeben ab 16 Jahren
Regisseur:‎ Ngai, Hoi-Fung, Yam, Gam
Medienformat: Breitbild
Laufzeit: 1 Stunde und 26 Minuten
Darsteller: Chan, Jackie, Hung-Lieh, Chen, Feng, Tien, Kwok-Choi, Hon, Pei-Pei, Shu
Untertitel: Deutsch, Englisch
Sprache: ‎Deutsch (PCM), Mandarin (PCM)
Studio: ‎filmArt

Diese Blu-ray wurde uns freundlicherweise von filmArt zur Verfügung gestellt.

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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