The Sect

Kein geringerer als Dario Argento (Opera) trug als Koproduzent und Mitautor zu The Sect aka The Devil’s Daughter von 1991 bei. Regisseur Michele Soavi (Dellamorte Dellamorte) setzte den nun bei Koch Media neu erscheinenden Horrorfilm um, und das in bester Argento-Manier.

Ein seltsamer Kult tritt im Love and Peace Kaliforniens der 70er zu Tage und mordet in einem geheimnisvollen Auftrag. Zwanzig Jahre später geschehen in Frankfurt seltsame Morde. Immer tritt ein mysteriöser Kerl auf, den die Polizei mittlerweile aber längst für tot hält. Die Lehrerin Miriam (Kelly Curtis)  fährt eines Tages auf dem Weg nach Hause fast einen alten Mann um (Herbert Lohm). Glücklicherweise ist nichts schlimmes passiert, aber sie nimmt ihn mit nach Hause mit damit er sich ausruht. Das war ein Fehler, denn in dem hessischen Landhaus das sie seit einigen Monaten erst bewohnt, bereitet der Alte in ihrer Abwesenheit einen satanischen Plot vor, und Miriam wird dabei nicht nur Zeuge….

The Sect

Wie es für die Welt von Argento gehört, tritt der Zuschauer in eine Welt aus Illusion, Träumen, Horror und Mystik ein. Charaktere sind sich dabei nicht immer Sicher, was geschieht, und welche Rolle sie dabei selbst einnehmen. Soavi nimmt uns mit auf einen Höllentrip, der früheren Argento Werken an Wirksamkeit in nichts nach steht. Dazu etwas schräge Musik von Pino Donaggio (Blow Out, Carrie) und jede Menge ausgezeichnete Kamera-Arbeit und Set-Design, fertig ist der mystische Horrorstreifen made in Hessen. Der Klappentext spricht von einem „Genre-Kleinod, dessen Wiederentdeckung nicht nur Argento-Fans wärmstens empfohlen wird“. Das kann ich unterstreichen.

Der Film lässt sich viel Zeit und ist vollgepackt mit ausgezeichneter Kamera-Arbeit, interessanten Sets und gut gemachter Beleuchtung. Man merkt dass Donaggio sich hier nicht hat lumpen lassen. Der Film sieht einfach klasse aus. Curtis gibt dem Film außerdem ein charmantes Gesicht das perfekt in einen Horrorstreifen passt, und der schrullige alte Herbert Lohm ist auch wunderbar eingesetzt. Die Gruseleffekte können auch heute noch ordentlich erschrecken, und spannend bleibt der Film definitiv. Schwach ist allerdings das Drehbuch. Irgendwie macht das ganze wenig Sinn, ist voller Löcher und Fehler, und kann an vielen Stellen müdes Lächeln auslösen. Aber da muss man eben drüber hinweg sehen.

The Sect

The Sect ist aber nicht unbedingt sowas wie ein John Carpenter Film, auch nicht sowas wie ein Hitchcock, es ist so ein typischer pseudo-gothic Thriller wie er in der Zeit populär war. Schockeffekte sind jedenfalls mit dabei, einige echt gruselige Momente. Was etwas fehlt ist mehr Hintergrund zu der ganzen Sektensache, das ist ein wenig unzureichend herkonstruiert, und hätte wenn besser gemacht noch mehr Wirkung entfaltet. Es fehlt also ein Horror Element das ein wenig Verschwörungsanteil hätte sein können. Was gut ist, ist (wie gesagt trotz der 80er Synth-Mucke) dass der Film nicht übertrieben die Cliches der Zeit runter rockt. Das liegt auch an der Location. Gedreht vermutlich in Deutschland spielt der Film nur Teilweise in einer Stadt und eigentlich draußen im Grünen oder eben unterirdisch. Das gibt dem Film einen ganz anderen Look und lässt mehr Konzentration auf die Charaktere zu.

Ich habe da übrigens auch noch eine sehr interessante Inglourious Basterds Verbindung ausgemacht. In einer Minirolle als Lastwagenfahrer ist nämlich im Film Richard Sammel zu sehen, doch wer in The Sect auch noch eine Rolle hat ist ja Donald O’Brien (Keoma), und der wiederum spielt auch in Enzo Castellaris original The Inglorious Bastards mit. Klein ist die Welt.

The Sect

Langsam nimmt mein Bild von Dario Argento auch bessere Form an. Ich bin was seine Filmographie angeht ja eigentlich noch ein Anfänger. Am besten auch einen Blick auf mein Vier Fliegen auf Grauem Samt Bericht von gestern werfen. The Sect ist Argento ohne Argento, wenn man so will, aber dennoch völlig Argento. Und das ist auch gut so. Ein extrem unterhaltsamer Gruselthriller mit jeder Menge toller Einfälle, super Optik und prima Schauspielern. Ich hab den Film sehr genossen, auch wenn die Story eher mau ist und das Ende etwas enttäuschend.

Das Mediabook kommt mit dem Film in HD auf BluRay (getestet), dem Film in SD auf DVD und einer Bonus DVD daher. Auf der BluRay ist als wählbares Extra die deutsche Schnittfassung enthalten, sowie der deutsche und italienische Trailer und eine Bildergalerie. Ton (DTS-HD MA) gibt es in Deutsch, Englisch und Italienisch. Untertitel Deutsch, leider nicht Englisch. Ich bin mir nicht ganz sicher welche Tonspur mir am liebsten ist. Sie klingen alle drei gut, und trotz der Location ist Kelly Curtis ja Amerikanerin. Englisch macht also am meisten Sinn. Das Bild ist hervorragend restauriert, farbenprächtig, kontrastreich und frei von Schäden. Ein sehr schön restaurierter Transfer des Films, den man nun so endlich mal in seiner ganzen Pracht erleben kann.

The Sect

Es gibt noch eine ganze Reihe weiterer Extras. „Über Alchemie und Esoterik“ (18 min) ist ein längeres Interview mit Argento-Zöling Michele Soavi über die Entstehung des Films, Einflüsse und die Thematik der Esoterik. Mit „Abgesang auf ein Genre“ (33 min) liegt ein recht interessantes Interview mit Autor Gianni Romoli bei. Irgendwie hat man nun schon zwei Versionen wie der Film entstand, das ist mit diesen alten Aufschneidern aber oft so. „Das Licht am Ende des Abgrunds“ (25 min) ist ein Interview mit Kameramann Raffaele Mertes, ein sehr interessanter Einblick in die visuellen Aspekte des Films. „Im Abrund“ (21 min)  Massimo Antonello Geleng, dem Bühnenbildner. The Sect ist nicht ganz so offensichtlich effektreich wie manche Zombiefilme, aber das Set Design ist hier sehr wichtig, vor allem zusammen mit Ausleuchtung und Kamera. In „Die Dario-Argento-Erfahrung“ (11 min) mit Komponist Pino Donaggio erfährt man mehr über die Musik, und wie eigentlich nicht Anfangs so klar war, welcher Musikstil es sein hätte sollen. In „Das verräterische Herz“ (10min) geht es im Gespräch mit Darsteller Giovanni Lombardo Radice (der im Film Martin Romero spielt), um die Erfahrung beim Dreh und die Zusammenarbeit mit den Filmemachern. „Miriams Baby“ (23 min) mit Filmhistoriker Fabrizio Spurio schließlich ist für mich das interessanteste Interview, denn es geht mehr in die Meta Ebene und verortet den Film richtig ein.

Insgesamt also über zwei Stunden Bonusmaterial für diesen ausgezeichneten Thriller, den ich sehr genossen habe. Für Fans und Neugierige absolut einen Blick wert.

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the Sect

Die BluRay wurde uns freundlicherweise von Koch Media zur Verfügung gestellt.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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