RBG

RBG erzählt den Aufstieg der amerikanischen Juristin Ruth Bader Ginsburg, die heute im Alter von 86 Jahren noch auf der Richterbank des U.S. Supreme Court, des höchsten Gerichtshofs der Vereinigten Staaten, sitzt. Den Durchbruch, und ihre prägendsten Erfolge, feierte Ginsburg in den 70ern als Bürgerrechts-Anwältin, die u.a. zusammen mit der ACLU (einer Bürgerrechtsorganisation, die insbesondere strategische Prozessführung pioniert hat), diverse Fälle vor Gericht brachte, mit der geschlechtsbasiere Diskriminierung stückweise für rechtswidrig erklärt wurde. Unter Präsident Carter wurde sie erstmals in ein Amt als Bundesrichter ernannt, doch erst unter Clinton wurde ihr dann die Ehre zuteil, als zweite Frau in der Geschichte der USA (die erste war Sandra Day O’Connor, die von Ronald Reagan ernannt wurde) zum Supreme Court berufen zu werden.

Der Film setzt sich primär lobend mit dem Leben und Wirken von Ginsburg auseinander, daraus mach auch das Poster keinen Hehl. Für viele ist „RBG“, wie sie, in Anlehnung an den Rapper Notorious BIG genannt wird, eine Heldin, eine Ikone und ein kämpferischer Freigeist. Mit Verbissenheit, Kompetenz und einer Portion Sturheit hat sie die amerikanische Bürgerrechtslandschaft aufgemöbelt, sich mit den ganz Großen angelegt und für millionen Frauen den Weg geebnet, emanzipierter Teil der Gesellschaft zu sein. Dabei war es ein harter Kampf den sie zu führen hatte, seit dem Studium. Als eine der wenigen weiblichen Jura-Studentinnen sich zu behaupten war ebenso schwer, wie dieses zu bestehen während ihr Mann mit Krebs kämpfte. Männerdominierte Berufsdomänen zu durchbrechen, in einer Zeit in der Frauen rechtlich und wirtschaftlich schlechter gestellt waren, muss Ginsburg als großer Verdienst angerechnet werden.

Dass sie heute noch im Amt ist, verdankt sie auch ihrer Gesundheit (mental wie physisch) im hohen Alter. Politisch betrachtet lasten unglaublich hohe Erwartungen auf ihr, auch jetzt noch. Denn: Präsident Trump konnte von seinem Recht, Richter zu nominieren bereits soweit Gebrauch machen, die Zusammensetzung des Supreme Court weit nach rechts zu rücken. Sollte Ginsburg während Trumps Amtszeit sterben oder zurücktreten, wäre Trump erneut die Möglichkeit zu Teil, einen konservativen Richter zu bennnen. Wer Trumps Ziele und Personalpolitik auch nur am Rande mit verfolgt, dürfte sich bei dem Gedanken gruseln. Insofern wird Ginsburg auch deshalb unter den US-Liberalen gefeiert wie eine Heilige, weil man natürlich hofft dass sie durchhält bis zum letzten Atemzug.

Die Doku zeigt auch seh schön, wie oberflächlich und simplistisch letztlich der kürzlich erschienene Film On the Basis of Sex (Die Berufung – Ihr Kampf für Gerechtigkeit) war, den ich zwar mochte, aber der mich auch wirklich nicht vom Hocker gehauen hatte. Felicity Jones war im Nachhinein betrachtet eine sehr gute Wahl für Ginsburg, aber der Hollywood-Streifen wird dem Leben und Wirken der Richterin nicht im Geringsten gerecht, leider. Ehrlich gesagt ist zwar auch RBG keine wirklich hervorragende Doku, aber mithin eine sehr wichtige. Sie zeigt US-Politikneuligen welche Rolle einzelne kreuzziehende Juristen in der Entwicklung der amerikanischen Gesellschaft haben, und wie weit man es als qualifizierte und ehrgeizige Person bringen kann. Unterhaltsam ist die Doku dabei trotzdem auch noch, das liegt auch – aber nicht nur – an Ginsburg als Person.

Die DVD (eine BluRay erscheint wohl nicht) bietet solide Qualität, gute aber nicht exzellente Untertitel, und einige ganz wenige Extras. Der Ton liegt auf Englisch und Deutsch je in DD 5.1 vor. Die Extras sind der Trailer, jede Menge nicht verwendete Interviews (22min) und Deleted Scenes (6min). Insgesamt eine ordentliche Präsentation. Der Film wird seine Fans finden und ist auch informativ wie unterhaltsam. Wer sich tiefgreifender und kritischer mit der Rechtshistorie auseinandersetzen möchte, muss aber wie bei allen anderen Themen eher einen Ausflug in die nächte Bibliothek wagen, denn RBG ist in erster Linie ein Lobhymne denn eine politisch-rechtliche Analyse.

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Die DVD wurde uns freundlicherweise von Koch Films zur Verfügung gestellt.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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