Sympathy for the Devil

Sympathy for the Devil ist ein semi-experimentieller Dokumentarfilm von Jean-Luc Godard (Außer Atem, Die Außenseiterbande) über die Rolling Stones und die Gegenkulturen der 60er Jahre. Bei Koch Media ist der Film nun restauriert in der Kinofassung sowie weitgehend der vom Regisseur intendierten Fassung erhältlich, mit ein paar interessanten Extras.

Der Film beginnt mit Aufnahmen von der Arbeit im Tonstudio der Stones in London, die gerade an ihrem Hit „Sympathy for the Devil“ arbeiten. Wir sehen die Musiker bei der Arbeit und werden Zeuge, wie Aufnahme für Aufnahme mehr Spuren des Songs hinzukommen. Gesang, Percussion, Gitarre, usw. Durch den Film hindurch gewinnt der Song an Komplexität hinzu und wird vielschichtiger. Man lernt die Arbeit hinter dem Song kennen und die musikalische Finesse mit der er zusammengesetzt wird. Doch Godard ist nicht vornehmlich an einer Musikdokumentation interessiert. Diese Aufnahmen werden aufgelockert zum einen durch Kapitelüberschriften, aber in erster Linie auch ein Voiceover das einem etwas abgedrehten, Genre-übergreifenden Comic zu entstammen scheint und Zeitgeschichte mit Popkultur auf sehr überspitzte Art und Weise verbindet. Hinzu kommen Aufnahmen von Dreharbeiten zu Black Panther Propagandavideos (vermute ich) und Einblicke in seltsame Nazipropaganda und Interviews zu Demokratie und Totalitarismus, ein seltsames Interview das so gestrickt ist, dass die Antworten eigentlich immer „Ja“ lauten. In gewisser Weise entsteht so eine Momentaufnahme der Kultur der 60er, von Musik über Pop bis Politik. Man muss als Zuschauer sowohl marxistische Theorien, Aufnahmen von Groschenromanen, die Bedeutung des Songtexts der Stones, als auch Überlegungen zu Totalitarismus, aushalten. Man könnte es als eine Art Dialog der verschiedenen Kunstformen bezeichnen, es ist weniger ein Dokumentarfilm als ein Essay das sehr zum nachdenken anregt, aber auch Spaß macht. Ich zumindest weiß den Song nun viel mehr zu schätzen, und habe mich von dem Film nachdenklich stimmen lassen, neugierig gar, mehr über die Hintergründe zu erfahren, nicht nur des Films sondern eben auch der Black Panther Bewegung beispielsweise, oder den politischen Ansichten Godards. Der etwa 100-minütige Film ist nun nicht besonders fesselnd, und retrospektiv betrachtet fand ich ihn künstlerisch auch nicht so bedeutungsvoll. Man kann ihn nur im Kontext seiner Zeit verstehen zu versuchen, in der es immerhin der bis dato teuerste Godard Film war.

sympathy for the devil

Die BluRay beinhaltet vor allem auch die alternative Schnittfassung des Films, die One plus One heißt, wie Godard den Film ursprünglich nannte, und unter dem Titel der Film auch in Europa vermarktet wurde. In dieser ursprünglichen Version von Godard wurde der Song nie ganz ausgespielt, in der Sympathy Fassung wurde es am Ende eingefügt. Ansonsten sind die Unterschiede eher nuanciert. Auf der BluRay findet man den sehr gut klingenden Originalton in DTS-HD Master Audio 2.0 mit optionalen deutschen Untertiteln. Der Film ist Vollbild (1.33:1) und sieht dank Restaurierung sehr gut aus, den dokumentarischen Ursprüngen und Umständen entsprechend. Außerdem gibts auf der Scheibe noch Trailer, die sehr gute und informative 40-minütige (leider nicht restaurierte) Dokumentation „Voices“ (deutsche Untertitel) über den Film von Richard Mordaunt, und eine Bildergalerie mit ganzen 73 Fotos.

Fazit: Ein beeindruckendes Zeitdokument, bei dem nicht nur die Musik erstklassig ist, zusammen auf einer BluRay die sehr gute Qualität und einige Extras enthält.

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Sympathy for the Devil

Die BluRay wurde uns von Koch freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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