Blue Eyes of the Broken Doll / Los ojos azules de la muñeca rota / House of Psychotic Women

Auf der verzweifelten Suche nach Arbeit, verschlägt es den Ex-Sträfling Gilles in ein abgelegenes Dorf im Norden Frankreichs. Nachdem er bei den Bewohnern kein Glück hatte, wird er unterwegs von der attraktiven Claude mitgenommen, die zusammen mit ihren Schwestern ein riesiges Familienanwesen verwaltet und rein zufällig eine helfende Hand für die schweren Arbeiten benötigt, ganz besonders, da Yvette an den Rollstuhl gefesselt ist. Gilles nimmt den Job dankend an und bekommt auch gleich in dem Haus ein Gästezimmer hergerichtet. Als einziger Mann im Haus, umgeben von drei wunderschönen Frauen, kann er sich nichts Besseres wünschen, doch parallel zu seiner Ankunft beginnt in dem Ort eine Mordserie, welche eine blutige Schneise in die Ruhe schlägt. Die Opfer sind jung, blond und grausam verstümmelt: Ihre blauen Augen herausgerissen, die Körper bestialisch zugerichtet! Schnell gerät der vorbestrafte Neuankömmling ins Visier der Polizei und Gilles tut alles dafür, die Ermittler mit seinem seltsamen Verhalten in ihrem Verdacht zu bestätigen. Als die bildhübsche Krankenschwester Michelle dazu stößt, um das Leid der paralysierten Yvette zu lindern, gerät die bis dahin idyllische Welt der Schwestern endgültig ins Wanken. Michelle ist jung, blond und hat blaue Augen. Die perfekte Beute des geheimnisvollen Killers, dessen Mordgelüste nun keine Grenzen mehr kennen! (Subkultur Entertainment)

Gilles (Paul Naschy) ist ein Herumtreiber, der auf der Suche nach Arbeit durch die Städte des ländlichen Frankreichs wandert. Eines Abends wird er von Claude (Diana Lorys) mit dem Auto mitgenommen und von ihr gebeten, als Hausmeister in dem abgelegenen Haus zu arbeiten, in dem sie mit ihren beiden Schwestern wohnt. Im Haus trifft er auf die rollstuhlgebundene Ivette (Maria Perschy), die von einer Krankenschwester und der jüngsten Schwester Nicole (Eva León) betreut wird, die keine Zeit damit verschwendet den immer willigen Gilles zu verführen. Kurz nach Gilles Ankunft wird eine Frau brutal ermordet, was den Beginn einer Reihe von Morden an jungen blonden Frauen bedeutet – deren blaue Augen vom Mörder herausgeschnitten und mitgenommen werden.

Blue Eyes of the Broken Doll wurde von Paul Naschy sowie Regisseur Carlos Aured geschrieben und stellt einen cleveren kleinen Thriller dar, der sich eindeutig von den damals in Italien sehr beliebten Giallo-Filmen inspirieren lässt. Naschy hatte zuvor in Jack el destripador de Londres (Seven Murders for Scotland Yard, 1971) mitgespielt, was ein eher erfolgloser Versuch war die italienischen Filme direkt nachzuahmen. In Blue Eyes werden die Giallo-Themen mit allen üblichen Zutaten viel geschickter in die typische Naschy-Umgebung übertragen: ein kleines, abgelegenes Dorf, eine Schar schöner Frauen und eine angemessene Dosis Blut (obwohl der Sexploitation Anteil diesmal als eher spärlich zu bezeichnen ist).

Die Geschichte läuft ziemlich langsam ab – das erste Drittel des Films ist völlig frei von jeglichen Morden oder Andeutungen von Stalk-and-Slash-Action. Der Streifen wird jedoch nie langweilig, da eine ungewöhnliche Mischung von Charakteren eingeführt und eine beeindruckende Ansammlung von falschen Fährten etabliert wird. Obwohl die Handlung selbst als nicht besonders originell zu beschreiben ist, da die meisten Morde einfache set-piece-killings an zuvor ungesehenen Charakteren darstellen und auch einige Klischeemomente eingebaut wurden (jemand, der dem Mörder begegnet ruft aus „Sie sind das!“), erweist sich die Lösung als ziemlich originell, während sich das gesamte Denouement als wirklich gut gemacht präsentiert. Allerdings gibt es auch ein paar kleinere Aussetzer zu verzeichnen: ein halbherziger Versuch, einen der Dorfbewohner zu einem Verdächtigen zu machen, indem er einigen minderjährigen Schulmädchen nachgafft und unentwickelte Hinweise auf eine Nebenhandlung zwischen Gilles und der Krankenschwester – wodurch der Flow des Streifens jedoch nicht beeinflusst wird. Die einzige Sequenz, die den Betrachter sehr wahrscheinlich stören wird, ist die, in der ein Schwein geschlachtet wird. Offensichtlich wird es nicht willkürlich (mit Sicherheit wurde es später noch zu Wurst verarbeitet) und von Menschen getötet, die wissen, was sie tun, wobei sich die Sequenz selbst für die Handlung völlig unnötig gestaltet und kaum mehr als ein überflüssiger Schockversuch zu sein scheint.

Der Film zeigt sich stark inszeniert, mit einigen netten Details, einschließlich surrealistischer Rückblenden und point-of-view Aufnahmen. Die wichtigsten Mordszenen wurden ebenfalls gut arrangiert und enthalten einige sehr lebendige Effekte (insbesondere einen unglaublich brutal aussehenden Tod durch Erschießung), selbst wenn sich das Blut typisch für den Horrorfilm der frühen 70er Jahre in hellem Rot präsentiert. Wie bei vielen Naschy-Horrorfilmen aus den 70er Jahren wird nur sehr wenig unternommen, um die offensichtlich spanischen Drehorte zu verschleiern (ausländische Drehorte wurden von der spanischen Filmzensur für Horrorfilme gefordert, wobei die Verwendung von offensichtlich iberischen Lokalitäten sicherlich als subversiver Schachzug von Seiten der Filmemacher angesehen werden könnte). Für die einzige Enttäuschung hier sorgt der Soundtrack des Komponisten Juan Carlos Calderón, der aus kaum mehr als einem sich endlos wiederholenden kitschigen Thema zu bestehen scheint, das oft zu völlig unangemessenen Zeiten eingespielt wird und mehrere Szenen ihrer Wirkung beraubt.

Naschy spielt so gut wie immer, wobei er sein Charakterschauspiel seit seinen frühesten Filmen mit Sicherheit weiterentwickelt hat. Hier versteht er es als brüsker Herumtreiber zu überzeugen – eine Welt abseits des kultivierten Waldemar Daninsky. Zu ihm gesellt sich die wunderschöne österreichische Schauspielerin Maria Perschy (633 Squadron / Kampfgeschwader 633, 1964) als Ivette, während das Schauspiel der gesamten Besetzung im Allgemeinen recht stark ausfällt. Blue Eyes of the Broken Doll ist als eine gelehrte Mischung aus Giallo-Thriller und klassischer Naschy-Atmosphäre zu beschreiben. Die gute Regieführung und einige effektive Mordszenen werden durch die unnötige Schock-Metzgerei-Sequenz und einen sehr schwachen Soundtrack beinahe ausgeglichen, wobei das Gesamterlebnis trotzdem sehr unterhaltsam ausgefallen ist. Für Naschy-Fans und Liebhaber des spanischen Horror-Films sehr zu empfehlen.

Subkultur Entertainment spendiert diesem Paul Naschy Flick eine tolle DVD / BluRay-Combo Veröffentlichung. Das Bild wird uns im 1,33:1 (1080p) Format präsentiert, ist sehr gut restauriert worden und lässt kaum Raum für Meckereien. Der Ton bietet mit der deutschen und der spanischen zwei Spuren (DTS-HD MA; Dolby Digital 1.0), die beide angenehm zu hören sind. Hierfür können deutsche Untertitel zugeschaltet werden. Als Extras beinhaltet die Combo ein 15seitiges Booklet mit dem Titel „Im Frauenhaus oder Naschy mag sie alle“ mit interessantem Text von David Renske (der den Film als den ersten spanischen „Vollblut-Giallo“ bezeichnet), eine umfangreiche Bildergalerie sowie zwei Originaltrailer (spanisch sowie international). Die tolle Veröffentlichung kommt in einem ansprechend gestalteten Pappschuber daher, hat diesmal aber leider kein unterschiedliches Covermotiv zu bieten.

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  • Darsteller: Paul Naschy, Diana Lorys, Eva Leon, Maria Perschy, Pilar Bardem
  • Regisseur(e): Carlos Aured
  • Sprache: Deutsch (Dolby Digital 1.0), Spanisch (Dolby Digital 1.0)
  • Untertitel: Deutsch
  • Bildseitenformat: 4:3 – 1.33:1
  • FSK: Nicht geprüft
  • Studio: Subkultur Entertainment
  • Produktionsjahr: 1974
  • Spieldauer: 89 Minuten

Diese Edition wurde uns freundlicherweise von Subkultur Entertainment zur Verfügung gestellt.

Das Bildmaterial stammt nicht von dieser Edition!

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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