Frankenstein – Zweikampf der Giganten / Furankenshutain no kaijû: Sanda tai Gaira

Vor vielen Jahren gelang es dem Wissenschaftler Dr. Kitei, aus mutierten Zellen ein humanoides Wesen mit braunem Fell zu züchten. Er gab ihm den Namen Frankenstein und nachdem das friedliche Wesen ins Riesenhafte wuchs, zog es sich in die Berge am Fujiyama zurück. Als es nun zu einem Zwischenfall kommt, bei dem die Besatzung eines Fischerbootes von einem Riesenmonster gefressen wird, fällt der Verdacht natürlich auf Dr. Kiteis Schützling. Wie sich bald herausstellt, ist aus Körperzellen Frankensteins im Meer jedoch ein zweites, grünes Monster entstanden, das gegenüber seinem Bruder vollkommen bösartig ist. Zunächst versucht der sanfte Frankenstein-Riese, seinen aggressiven Zwilling noch vor den Angriffen der Armee zu schützen. Doch nachdem das Grüne Monster seinen Hunger immer noch mit Menschenfleisch stillt, kommt es zum Zweikampf der Giganten, der die Riesen quer durchs Land bis nach Tokio führt. Hier bleibt kein Stein auf dem anderen. Wer wird der Sieger des monströsen Kampfes sein? (Anolis Entertainment)

Ja, Frankenstein ist jetzt grün und sieht für diese Fortsetzung von Frankenstein – Der Schrecken mit dem Affengesicht ganz anders aus. In jedem Fall ist Frankenstein – Zweikampf der Giganten deutlich besser geraten, als sein Vorgänger und mit Abstand der beste Nicht-Godzilla-Monsterfilm, den Toho in der zweiten Hälfte der 60er Jahre gedreht hat. Im Gegensatz zu den beiden anderen Monster Werken, die Toho in Zusammenarbeit mit United Productions of America fabrizierte (der nicht-Frankenstein Streifen sollte Befehl aus dem Dunkel sein), die sich zeitweise dahinschleppten und nicht genug von dem lieferten, wofür die meisten Leute bezahlt hatten: Städte zerstörende Monster-Action, stellt Frankenstein – Zweikampf der Giganten von Anfang bis Ende ständige Action und Spannung dar. Die dünne Handlung ist nichts weiter als ein Aufhänger, um so viele Sequenzen mit den Kreaturen wie möglich miteinander verknüpfen zu können. Die Kehrseite der Medaille ist allerdings, dass die Menschen in all der Monster-Action ziemlich verloren gehen, wobei es Regisseur Ishiro Honda noch schwerer fällt als zuvor, einen Subtext oder eine bestimmte Botschaft in den Film einzubauen. In diesem Streifen geht es eigentlich nur um zwei Giganten, die Japan zerstören. Reicht einem das jedoch nicht aus, so wird man sich sowieso nie mit dieser Art von Filmen auseinandersetzen!

Wie zuvor schrieb Reuben Bercovitch eine Abhandlung, die von Takeshi Kimura zu einem Drehbuch umgearbeitet wurde. Das ursprüngliche Ende mit dem Unterwasservulkan, dessen Ausbruch Tokio zerstört, wurde aus Kostengründen nicht gedreht. Tohos Gewinne gingen leicht zurück und das Studio begann damit Wege zu finden, um Geld zu sparen. Nick Adams, der bei den beiden anderen Toho / UPA Filmen mitgespielt hatte, war gerade verhindert, weswegen UPA-Chef Henry P. Saperstein einen weiteren amerikanischen „Star“ aus dem Hut zauberte. Russ Tamblyn, der in den späten 50ern, frühen 60ern ziemlich populär gewesen war, doch dessen Karriere sich nun langsam bergab bewegte. Honda musste einige Szenen zweimal und sogar zusätzliches Filmmaterial drehen, um Tamblyns Rolle für die US-Fassung aufzupeppen. Die Action beginnt schon recht bald, als ein Oktopus ein Schiff angreift und Gaira (der grüne Gigant) „zu Hilfe“ eilt. Sollte man die Version von Frankenstein – Der Schrecken mit dem Affengesicht bevorzugen, die endet, wenn Frankenstein von einem riesigen Oktopus ins Wasser gezogen wird, könnte man so tun, als würde es sich um das gleiche Tier handeln. Der Oktopus sieht hier allerdings viel besser aus, überzeugend schleimig und mit Tentakeln, die sich auf realistische Art und Weise bewegen.

Die Szene, in der Gaira mit dem Oktopus kämpft und sich anschließend über das Schiff hermacht, strahlt sogar etwas Gruseliges aus. Tatsächlich beinhaltet der Film mehr Horrorelemente als sein Vorgänger, zum Beispiel wie Gaira Menschen frisst – in einer Szene kann man sehen, wie er ein weibliches Opfer zerkaut, auch wenn es ihm logischerweise Probleme bereiten müsste, da einige seiner Zähne vom Mund weg stehen – und dem wirklich grotesken Aussehen von Sanda und Gaira, wobei Gaira aus der Nähe betrachtet wirklich scheußlich rüberkommt, mit seinem alptraumhaften Gesicht, das wie eine Kreuzung eines mittelalterlichen Teufels mit einem Gorilla anmutet. Die beiden Kreaturen sind zusätzlich in der Lage sich schnell bewegen zu können, manchmal rennen sie sogar, wobei sich ihre Beweglichkeit als recht erfrischend erweist. Gaira zerstört Schiffe, den größten Teil eines Flughafens, kämpft gegen das Militär (seine beiden besten Momente sind, wenn er einige Häuser zerstört, indem er Panzer darauf wirft sowie wenn er eine Straße entlang rennt und dabei einige Autos dran glauben müssen), um schließlich gegen Sanda anzutreten. Dieser Kampf findet nicht wie üblich auf dem Land oder in einer verlassenen Gegend statt, sondern direkt in Tokio, also bröckeln Gebäude nur so vor sich hin und werden zerstört, während die Monster kämpfen und kämpfen und kämpfen. Der Ausbruch des klimaktischen Vulkans scheint jedoch ein zu bequemer Weg zu sein, um die Monster zu töten.

Die Spezialeffekte entsprechen nicht immer Tohos Standard aus den frühen 60er Jahren. Die Giganten scheinen zeitweise ihre Größe zu verändern, doch die detailgetreuen Miniaturlandschaften mit fast perfekten Himmelshintergründen, erweisen sich als die Besten vom Meister der Spezialeffekte Eiji Tsuburaya. Was sich ein wenig enttäuschend gestaltet sind die endlosen Szenen von militärischer Mobilisierung, die scheinbar existieren, um das Fehlen einer virtuellen Handlung zu kompensieren, jedoch viel zu lange andauern sowie das Fehlen von Chemie und Charakterisierung (mit Ausnahme von Mizuno) was die Menschen betrifft. Tamblyns Charakter wird weitaus entspannter dargestellt, als der von Adams, doch seine „nichts kann mich beunruhigen“ Vorstellung hilft hier nicht weiter, da er kaum auf etwas reagiert, was um ihn herum passiert, selbst als Akemi in Gefahr gerät. Zumindest spielt Mizuno so gut wie gewohnt und macht das Beste aus der begrenzten Bildschirmzeit, die ihrem Charakter gegönnt wird. Sandas King Kong-ähnliches Schwärmen für sie führt dazu, dass er sie zweimal rettet, während sie verzweifelt erreichen möchte, dass er nicht getötet wird. Ihr Ausdruck der Verzweiflung am Ende, der vermittelt es nicht geschafft zu haben, das zugrunde gehen der Kreatur zu verhindern, weiß sie ziemlich kraftvoll zu vermitteln, zumal dies der letzte Film war, den Honda mit seiner Lieblings-Hauptdarstellerin drehen sollte. Was Honda selbst anbelangt, so hat seine persönliche Note möglicherweise nachgelassen, da ihm die Filme zunehmend weniger Raum für soziale Kommentare oder Botschaften gaben, er beweist jedoch immer noch, dass er in der Lage ist, ein aktionsorientiertes Monsterspektakel abzuliefern.

Toho-Monsterfilmstar Kenji Sahara scheint sich mit seiner schwach geschriebenen Rolle zu langweilen aber Jun Tazaki behält seine Würde im vorletzten der vielen Male, in denen er einen Militärkapitän spielen würde. Akira Ifukubes Musik mit zwei Monsterthemen, die Elemente seiner Frankenstein und Baragon Melodien miteinander verbinden und einem besonders eingängigen (allerdings überbeanspruchten) Marsch hört sich ziemlich gut an, obwohl das unvergesslichste musikalische Beispiel darin besteht, dass die Handlung für eine gewisse Kipp Hamilton (Wenn das Blut kocht, Denen man nicht vergibt) unterbrochen wird, die ein beklopptes Lied „The Words Get Stuck In My Throat“ zum Besten geben darf. Man kann nicht genau sagen was schlimmer ist, ihr Tirilieren oder der lächerliche Text, doch ihr Auftritt verleiht dem Film mit Sicherheit noch mehr an verrücktem Unterhaltungswert. Frankenstein – Zweikampf der Giganten hat keinerlei Tiefe zu bieten aber seine Eile dem Publikum genau das zu geben, was es will, ist als bewundernswert zu bezeichnen.

Darsteller: Russ Tamblyn
Regisseur(e): Ishirô Honda
Format: Breitbild
Sprache: Japanisch (Dolby Digital 2.0 Mono), Deutsch (Dolby Digital 2.0 Mono)
Untertitel: Deutsch
Region: Region 2
Bildseitenformat: 16:9 – 2.35:1
FSK: Freigegeben ab 12 Jahren
Studio: Anolis Entertainment

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

Das könnte dich auch interessieren …