The Whale

The Whale ist ein zweifach Oscar-prämiertes Drama von Darren Aronofsky aus dem Jahr 2022 mit Brendan Fraser und Hong Chau in den Hauptrollen.

Charlie (Brendan Fraser) hat den Selbstmord seines Partners, wegen dem er damals seine Familie verlassen hatte, nicht verkraftet. Nun lebt er zurückgezogen in seinem Apartment und frisst sich quasi zu Tode. Sein Blutdruck ist lebengefährlich hoch und er ist zu fettleibig um sich noch richtig zu bewegen. Mit Online-Kursen verdient er als Englischlehrer Geld. Als einziges hat noch die Krankenschwester Liz (Hong Chau), Schwester seines Partners, Zugang zu ihm. Ins Krankenhaus möchte er nicht, so sind seine Tage wohl gezählt bis sein Herz aufgibt. Was ihn noch am Leben hält ist, dass er seine Tochter Ellie (Sadie Sink) kennen lernen möchte, gar nicht mal um sich einigermaßen mit ihr zu versöhnen sondern um sicher zu sein das etwas aus ihr wird. Die rebellische Teenagerin sorgt für ordentlich Drama während seiner letzten Tage….

Die Kritiken zum Film sind ja in der Tat durchwachsen. Durchweg wurden natürlich die Darbietungen von Fraser und Chau gefeiert, aber was ist mit dem Film selbst? The Whale ist ja nicht zufällig wie ein Theaterstück angelegt. Auf der Leinwand verhält es sich auch so: es gibt fast nur das Apartment von Charlie, eine Rückblende und auch andere Zimmer in der Wohnung, aber nicht mehr. Dabei ist das Set so beengend, dass Charlie sogar sichtlich Probleme hat, wenn Menschen während sie mit ihm reden, darin herumlaufen, denn so schnell kann er sich gar nicht umdrehen. Das ist auch Stilmittel. Die Wohnung ist dunkel und nur wenige sehen sie von innen. Sogar der Pizzabote lässt seine Lieferung draußen und entnimmt das Geld einfach dem Briefkasten. Charlie hat mit dem Leben eigentlich abgeschlossen, nur Liz ist für Ihn da, und nur Ellie ist es, die ihn noch umtreibt. Charlie hat keine Lebenslust mehr, aber es ist auch eine sehr hilflose Art und Weise, seinem Leben ein Ende zu bereiten.

The Whale ist dabei kein Film über Fettleibigkeit, sondern vielmehr ein Film über Erlösung und Wiedergutmachung. Es ist ein sehr von religiösen Themen durchzogener Film, nicht zuletzt wegen des jungen Missionars, der glaubt er könne Charlie retten, zunächst nicht wissen dass seine Religionszugehörigkeit auch ein Grund für den Tod von Charlies Geliebten war. Man ist als Publikum dabei hin und her gerissen zwischen Mitgefühl (oder gar Mitleid) mit Charlie und eher Abscheu und Verärgerung. Wieso lässt er sich so gehen, wieso nimmt er keine Hilfe an, wieso will er auf diese Weise enden? Dennoch ist es ein zutiefst menschlicher Film, denn er spielt darauf an, dass Charlie tief davon überzeugt ist dass die Menschen grundsätzlich gut sind und gar nicht anders können als zu helfen. Er weiß auch er kann es nicht wieder gut machen, dass er seine Tochter damals verlassen hat, aber für ihn ist es eine Erlösung als sie am Ende erkennt dass er trotz alledem an sie glaubt.

Brandan Fraser (The Quiet American) gibt ganz ohne Zweifel eine grandiose Performance ab, aber ob es seine beste war kann ich nicht sagen. Hollywood hat eine Tendenz dazu, Leute zu feiern die für Rollen physisch alles geben (sich abmagern, zunehmen oder sonstwie), doch das ist nicht das objektivste Kriterium. Er schafft es, die innerliche Zerrissenheit Charlies glaubhaft zu transportieren, in seinen Augen erkennt man sowohl die unglaubliche Last die er trägt (psychisch), und die dazu geführt haben muss dass er sich diesen Fresstod antut. Noch viel beeindruckender ist aber Hong Chau (The Night Agent), die bedingungslos an seiner Seite bleibt, zwar fleht, aber ihn nicht belehrt. Diese unglaublich amerikanische Situation, mit jemand so störrischen und kranken umzugehen zu haben, eine Situation die woanders auf der Welt nicht denkbar ist dank universellerer Gesundheitssysteme, ist hier ein Spielfeld für Aufopferung und Nächstenliebe trotz aller Umstände. Er wird nicht verstoßen wegen dem was er tut, und er verstößt auch Liz nicht, aber einen Ausweg stellt diese Hilfsbeziehung auch nicht dar.

Nun zu einem mir wichtigen Punkt. Dem Format. Ich hasse es ja generell, wenn Filmemacher glauben sie seien irgendwie hip oder edgy oder whatever und filmen dann im sogenannten „Academy“ Aspect Ratio, also dem fast-quadratischen 4:3 Format statt Breitbild. Da kriege ich jedesmal eine solchen Hals. Als ob nicht 99.9% aller Fernseher, Laptops und Kinoleinwände breiter als höher wären, das wird einfach ignoriert. Der Film wird dadurch nicht besser, und er wäre im Breitbild nicht schlechter. Es nervt einfach nur und ich hab auch noch nie irgendwo ein wirklich gutes Argument gehört oder gelesen das mich in meiner Ablehnung umgestimmt hätte.

Aronofsky ist ohnehin nicht für jeden. Mother! ist total irre, aber versteht keiner, Black Swan ist meisterhaft aber extrem unbequem, The Wrestler war richtig gut, aber Requiem for a Dream ist trotz seines Kultstatus auch eher schräg. The Fountain war eine riesige Enttäuschung für mich damals. The Whale ist ein völlig anderer Film, und auch nicht das was man sich erwarten würde. Man muss dem Film zugute halten, wie er sich mit den dahinterliegenden Themen befasst, wie oben beschrieben, ohne ein ein Fatshaming oder in eine klassische Amerikanische Morallektion abzudriften. Und daher geht der Film auch nicht gut aus, wie so eine Sportler-Film bei dem sich der Protagonist am Ende aufrappelt und sein Leben herumreißt. Gleichzeitig ist der Film auch nicht wirklich deprimierend – denn Charlie wird in seinem positiven Glauben an die Menschen letztlich bestätigt. The Whale ist (handwerklich) kein herausragender Film finde ich, aber ein sehr guter, wenn man sich ein wenig auf die Thematiken einlässt mit denen er sich beschäftigt.

Plaion Pictures bringt The Whale auch in einem Mediabook mit 4K UltraHD BluRay, die mir für diese Sichtung zur Verfügung stand. Im Kino habe ich ihn leider verpasst, bzw. war bis heute zu busy/faul um ihn zu sehen, denn er läuft hier durchaus noch. Wie dem auch sei.

Zunächst zum Ton, hier hat man eine zeitgemäße 7.1-Option an Bord wie von einer 4K Scheibe eines neueren Films zu erwarten ist, aber das Ergebnis ist eher unspektakulär. Der Surroundeinsatz ist mehr als dezent, der Film insgesamt sehr leise und minimalistisch, so dass man hier nicht zu viel erwarten sollte.

Das Bild ist gut. Der Film sieht absichtlich dunkel, braun und nicht hübsch aus. Er spielt zudem entweder nachts oder in einem Setting bei dem wenig Tageslicht zu sehen ist. Das 4K Bild mit DolbyVision bietet hier sehr satte und fein abgestufte Braun- und Dunkeltöne und bleibt herrlich robust im Kontrast, in Bereichen in denen bei BluRay oder Streaming längst außer dunklem Pixelbrei keine Unterschiede mehr zu erkennen wären. Aber, es ist eben kein Knaller von einer Aufnahme, und insofern ähnlich wie beim Ton hier nicht viel zu erwarten, denn der Film macht aus seinem Medium (dem Kino) nicht viel genug.

Auf der 4K Scheibe sind nur Trailer, und die BluRay-Bonusdisc mit den Extras, oder gar das Booklet, standen mir nicht zur Verfügung. Wer zum Mediabook greift, kommt noch in den Genuss von einem Featurette mit dem Komponisten des Soundtracks, einem Making-of, sowie einem Interview mit Fraser und dem Drehbuchautor Samuel D. Hunter. Ein weiteres Interview mit Fraser, Chau und Sink sind auch dabei. Haut niemanden um ist aber ein ganz rundes Paket für Fans des Films. Alles in allem hängt es sehr davon ab wieviel man von dem Film hält.

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The Whale
Die 4K UHD BluRay wurde uns zur Verfügung gestellt.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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