Die Braut des Satans

Der exkommunizierte Priester Michael Raynor (Christopher Lee) baut irgendwo in Bayern einen satanischen Orden auf, den er, von außen betrachtet, streng katholisch erscheinen lässt. Vor Jahren überredete er Henry Beddows (Denholm Elliott) ihm die Seele seiner Tochter Catherine (Nastassja Kinski) zu überschreiben, damit sie an ihrem achtzehnten Geburtstag zur Repräsentantin des Teufels auf Erden werden kann. Doch als dieser Tag näher rückt, sucht Beddows die Hilfe des amerikanischen okkulten Romanciers John Verney (Richard Widmark), um seine Tochter körperlich und geistig zu retten. Anderen Orts wird ein dämonisches Baby geboren, während Catherine an ihrem Ehrentage von Raynor erneut „getauft“ werden soll, um ihren Körper als Hülle für die Auferstehung Astaroths vorzubereiten.

Sollte der obere Abschnitt über das erste Drittel von Die Braut des Satans ein wenig verwirrend klingen, so liegt das daran, dass man sich auch nach mehrmaligen Betrachten im Laufe der Jahre immer noch nicht ganz sicher sein kann, was zum Teufel in diesem Film überhaupt los ist, oder welche Rolle bestimmte Charaktere spielen. Trotzdem hat dieser sehr un-Hammer-hafte Horrorfilm von Hammer etwas ziemlich Beunruhigendes an sich. Offensichtlich vom Erfolg von Der Exorzist und dem Rummel um den in Produktion befindlichen Das Omen inspiriert, gelingt es dem Film dennoch nicht die Qualität von Hammers vorigem Dennis Wheatley-basiertem Horrorstreifen Die Braut des Teufels zu erreichen. Zunächst plante Hammer Die Braut des Satans als Teil einer Wheatley-Anthologie mit dem Titel The Devil And All His Works (fürs Fernsehen), doch dann wurde der Kinofilm ins Leben gerufen, der von EMI und der deutschen Terra-Filmkunst co-finanziert wurde. John Peacock schrieb das erste Drehbuch, welches dann von Roy Skeggs simplifiziert wurde, als EMI damit begann, ihren Geldanteil in das Projekt einfließen zu lassen. Das Skript wurde dann von Christopher Wicking nochmals neu geschrieben, da er dachte der Roman sei wirklich schlecht und weil er keine Ahnung hatte, wie man das vorliegende Drehbuch vernünftig umschreiben könnte. Währenddessen wurden Ken Russell und Mike Hodges angesprochen, um Regie zu führen. Letztendlich bekam Don Sharp den Job, wurde jedoch schon bald durch Peter Sykes ersetzt. Klaus Kinski sollte mit seiner Tochter Nastassja die Hauptrolle spielen, doch Herr Kinski ließ auf dem Höhepunkt seines schlechten Benehmens verlauten: „Ich verspreche, dass Sie mich zehn Tage lang haben werden. Danach könnte alles passieren“, sodass mehrere andere Schauspieler für die Rolle erwogen wurden, bevor Richard Widmark der Zuschlag zu Teil wurde.

Die Braut des Satans wurde in Elstree, an verschiedenen Orten in London sowie in den Hellfire Caves und im Dashwood Mausoleum gedreht. Widmark verließ mehrmals das Set, weil er jeden Morgen neue Drehbuchseiten bekam, da das Skript noch während der Dreharbeiten von Wicking, Sykes und Gerry Hughes bearbeitet wurde. Zusätzlich sah man das ursprüngliche Ende von Pater Raynor, der in Flammen aufgeht und sich dabei in verschiedene Kreaturen verwandelt, als unbefriedigend an. Hammer erbat mehr Geld von EMI, um ein alternatives Ende drehen zu können, doch dies wurde abgelehnt, weswegen man mit dem auskommen musste, was man hatte. To the Devil a Daughter war lediglich mäßiger Erfolg an den Kinokassen beschieden. Der Film wurde von den Kritikern zwar nicht vollkommen verrissen, doch Wheatley hasste den Streifen so sehr, dass er Hammer verbot, jemals wieder eines seiner Bücher verfilmen zu dürfen. Die Braut des Satans offenbart seine oft fragmentierte Erzählweise von Anfang an, wobei es für den Erstbetrachter wahrscheinlich nicht klar sein dürfte, was überhaupt gezeigt wird und wer was warum tut. Unser Held Jim Verney ist Schriftsteller sowie Experte des Okkulten und daher, wie der Duc de Richleau, genau der Typ, den man an seiner Seite haben möchte, wenn die Mächte des Bösen die Welt bedrohen. Unbeholfen eingefügte Rückblenden geben einen Teil der Exposition wieder, wobei letztendlich alles auf einen Wettlauf gegen die Zeit hinausläuft (genauso wie bei der vorherigen Weathley-Adaption), um verhindern zu können, dass eine teuflische Zeremonie an einem bestimmten Tag durchgeführt wird.

Die Braut des Satans hat weniger Tempo und Action zu bieten, als sein Vorgänger, hält aber dennoch ein paar Höhepunkte bereit, wie zum Beispiel einen Mann, der in Flammen aufgeht und ein paar Morde, die seltsamerweise Off-screen stattfinden. Wahrscheinlich wollte man die BBFC nicht überstrapazieren, da der Film trotzdem noch mit pervers ekligen Szenen gespickt ist, die ihren Klimax in der Dämonenbaby-Sexsequenz mit Nastassja Kinski (14 jährig!) finden. Natürlich leben viele große Horrorfilme davon, surreal zu sein und keinen Sinn zu ergeben, doch hier liegt dies alles ganz offensichtlich an den Schwierigkeiten mit dem Skript. Es scheint so, als wäre einiges an Filmmaterial entfernt und neues Material, vielleicht das mit dem Baby, neu aufgenommen und nachträglich eingefügt worden, um den Film noch schauerlicher zu gestalten. David Watkins Kameraarbeit erweist sich manchmal als recht stilvoll, insbesondere wenn Catherine in London herumstolpert, wo viele merkwürdige und verzerrte Kamerawinkel zum Einsatz kommen, während sich John Trumpers Schnitt oftmals als ziemlich unzusammenhängend erweist, was dem Film jedoch tatsächlich gut tut, obwohl das Gegenteil der Fall sein sollte. Die vielen Luftaufnahmen von London beginnen irgendwann zu langweilen, stellen allerdings mal eine willkommene Abwechslung zu den üblichen Kulissen oder Drehorten dar – wobei der Film natürlich überhaupt nicht wie ein Hammerfilm aussieht. Leider ist Sykes nicht in der Lage das Ganze zusammenzuhalten aber bestimmte Momente versteht er mit einer gewissen Raffinesse zu behandeln.

Richard Widmarks Frustration spiegelt sich in seiner schauspielerischen Leistung wider, doch man könnte behaupten, dass dies für den barschen Charakter und die Situationen, in denen er sich befindet, funktioniert. Die Rolle des Pater Raynor mag eine der typischsten für Christopher Lee sein, wobei es ihm wieder einmal gelingt in ihr zu brillieren. Sein teuflisches Lächeln kommt wirklich ziemlich gruselig und beängstigend rüber – und nein, das ist nicht er während „seiner“ Nacktszene, es handelt sich dabei um Eddie Powell, sein übliches Stunt-Double. Bereits in ihrer zweiten Rolle stellt Kinski diese eigenartige Kombination aus Unschuld und Laszivität bereit, die sie in bestimmten späteren Filmen (trotz ihres zarten Alters) so eindrucksvoll verkörpert hat. Denholm Elliott spielt auch sehr gut aufgelegt, indem er die Qualen eines Menschen heraufbeschwört, der an die Mächte der Dunkelheit gebunden ist und verzweifelt versucht, irgendeine Art von Erlösung zu erlangen. Paul Glass steuert eine sehr verstörende, modernistisch geprägte Filmmusik bei, die bewusst keine aktuellen „Themen“ enthält und die für sich genommen schon als recht gruselig empfunden werden kann. Die Art und Weise, wie konventionelle Instrumente und sogar die menschliche Stimme stark avantgardistisch zum Einsatz kommen, ist bemerkenswert. To The Devil A Daughter offeriert durchaus ein paar gelungene Dinge, die allerdings nie richtig durchscheinen können, weswegen der Film hinter seinen Erwartungen zurückbleibt. Etwas an diesem Streifen lässt ihn jedoch im Gedächtnis verweilen, was ihn irgendwie interessanter macht, als viele Horror-Flics von deutlich besserer Qualität. Man könnte zwar ewig damit verbringen Die Braut des Satans auseinanderzunehmen, aber letztendlich muss man den Film so annehmen, wie er ist.

Die Braut des Satans erscheint als Mediabook (mit drei verschiedenen Covern) sowie als Softbox im Hause Anolis Entertainment als Nr. 26 ihrer Hammer-Edition, wobei man dem Label zu dieser gelungenen Veröffentlichung wieder einmal gratulieren kann. Die Scheibe weiß nicht nur auf technischem Gebiet zu überzeugen, sondern hat wie immer auch wieder Einiges an interessanten Extras zu bieten. Das Bild wird in High Definition Widescreen (16:9; 1,66:1) 1920x1080p präsentiert und sieht wirklich klasse aus. Es zeigt sich sehr gut restauriert, farbenfroh, enorm scharf und wunderbar detail- und kontrastreich. Bei der Qualität der beiden angebotenen Tonspuren (Deutsch und Englisch DTS HD-MA 2.0 Mono) gibt es ebenfalls keine Beschwerden anzumelden. Wer den Film in der Originalsprache anschauen möchte, dem Englischen aber nicht mächtig ist, hat die Möglichkeit deutsche Untertitel zuzuschalten. Neben dem Audiokommentar von Dr. Rolf Giesen, Uwe Sommerlad und Volker Kronz, der wie gewohnt sehr informativ und unterhaltsam ist, sind noch folgende Extras auf die Scheibe gepackt worden: Dokumentation on: „Dark Arts: Inside ‚To The Devil… A Daughter‘“ / Interview mit Synchronsprecher Christian Rode / Britischer Kinotrailer / Deutscher Kinotrailer / Super-8-Fassung / Amerikanische Radiospots / Amerikanisches Pressbook / Deutscher Werberatschlag / Bildergalerie. Das 28-seitige Booklet, geschrieben von Dr. Rolf Giesen und Uwe Sommerlad ist exklusiv nur im Mediabook enthalten und liegt zu einer Beurteilung leider nicht vor. Wir bedanken uns für diese tolle Veröffentlichung und freuen uns bereits auf viele weitere „Gruselfilme“ aus dem Hause Hammer beziehungsweise Anolis!

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Darsteller: Richard Widmark, Christopher Lee, Nastassja Kinski
Regisseur(e): Peter Sykes
Format: Breitbild
Untertitel: Deutsch
Region: Region B/2
FSK: Freigegeben ab 16 Jahren
Studio: Anolis Entertainment
Spieldauer: 93 Minuten

Diese BluRay sowie das Bildmaterial wurde uns freundlicherweise von Anolis Entertainment zur Verfügung gestellt.

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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