After Hours (Die Zeit nach Mitternacht)

After Hours

After Hours (Die Zeit nach Mitternacht) ist eine Komödie von Martin Scorsese aus dem Jahr 1985.

Paul Hackett (Griffin Dunne) ist eigentlich ein Langweiler. Abends in einem Restaurant läuft er der etwas mysteriösen Marcy (Rosanna Arquette) in die Fänge. Das anschließende Date bei ihr zu Hause, das sie sich mit der Künstlerin Kiki (Linda Fiorentino) teilt, läuft etwas aus dem Ruder. Auf dem Weg dorthin verliert er sein Geld, mit Marcy läuft es nicht besonder gut, und zurück auf der Straße stolpert Paul nun von einem verrückten Erlebnis zum nächsten- an ein nach Hause kommen mitten in der Nacht scheint nicht zu denken. Ein Todesfall, eine etwas anhängliche neue weibliche Bekanntschaft, ein Serieneinbrecher (für den man letztlich Ihn hält) und abstruse Zufälle treiben ihn in den Wahnsinn…..

After Hours

Es ist eine wilde Odyssee die Paul hier elebt. Es könnte eine dieser Geschichten sein, die Travis Bickle aus Taxi Driver am Rande vielleicht miterlebt haben könnte oder mit der die Kids aus Mean Streets etwas zu tun haben – nur abstruser. New York wird hier zur privaten Hölle des Paul Hackett, der so viel Pech in einer Nacht hat wie es eigentlich undenkbar wäre – außer vielleicht in New York eben nach Mitternacht. Dabei lässt Martin Scorsese (Casino) sich Zeit, seine etwas urbanere Variante des Wizard of Oz zu entfalten. Man weiß anfangs gar nicht wie crazy der Film werden könnte, bis es dann über den Zuschauer hereinbricht. Der Film steigert das Leiden des jungen Paul langsam aber ins Unermessliche, und dieser trifft in seinen Reisen durch den Kiez alle möglichen skurrillen Personen.

After Hours

Hier punktet After Hours mit jeder Menge Nebenrollen die (jedenfalls auch aus heutiger Sicht) prominent besetzt sind. Da ist am Ende sogar Verna Bloom (High Plains Drifter) zu sehen, aber wir bekommen auch Cheech Marin und Tommy Chong (ja genau die beiden), John Heard und Chatherine O’Hara (beide Home Alone), Corman-Veteran Dick Miller (Gremlins, über den es eine coole Doku namens That Guy Dick Miller gibt), Will Patton (The Postman), Bronson Pinchot und Victor Argo (beide True Romance), und noch ein paar Gesichter mehr wenn man genau hinsieht. Griffin Dunne (zuletzt in der herzzerreißenden Serie This is Us recht prominent zu sehen), der dafür für einige Awards nominiert war, gibt eine seiner herausragenden Rollen seiner frühen Karriere. Rosanna Arquette (Pulp Fiction) und Linda Fiorentino (Men in Black) geben dem Film zu Beginn eine erotische und romantische Note, die aber dann schnell verpufft. Eine saugute Besetzung also für diese schräge Odyssee durch die Nacht die fast etwas Coen-esques an sich hat.

Der Film erschien nach The King of Comedy und Raging Bull, aber vor The Color of Money. Für Scorsese aus meiner Sicht eine tendenziell etwas experimentelle Phase, die teilweise auch den Ausbruch aus dem Mafiagenre gedeutete aber auch wichtig war, ihn als vielseitigen Meister zu etablieren. Der Film ist sehr gut, ulkig und intensiv, aber ich denke dennoch dass er vermutlich nicht universell auf Begeisterung stößt, er ist schon einfach etwas schräg. Dieser Herbst hat übrigens viel Martin Scorsese zu bieten: Nicht nur kommt sein neuestes Epos Killers of the Flower Moon in die Kinos, seit ein paar Tagen ist auch Zeit der Unschuld auf Netflix abspielbar, und mit After Hours wird eine wichtige HD-Lücke in deutschen Heimkinoregalen gefüllt. Darüber hinaus erschien Mean Streets kürzlich in der bekannten Criterion Collection (USA), in der auch After Hours bereits schon erschienen war.

After Hours

Das Mediabook von Plaion Pictures bringt die DVD und Bluray. Das Bild sieht sehr gut restauriert aus, satte Farben, gute Kontraste und nicht zu viel digitale Retusche machen das visuell zu einem sehr zufriedenstellenden Filmerlebnis visuell gesehen. Der Ton klingt völlig in Ordnung. Gute Dialogverständlichkeit, ausreichend Dynamik bei der Geräuschkulisse. Es ist kein Actionfilm, und beide Spuren (Englisch getestet) sind als PCM 2.0 mono enthalten, das bringt auch nicht viel Spielraum für ein gehobenes Audioerlebnis. Untertitel gibt es auf Deutsch oder Englisch.

Unter den Extras ist eine Doku dabei namens „Making After Hours: Filming for your Life“ (18min) die das Entstehen des Films rekapituliert. Sie geht dabei darauf ein, dass der Film nur gemacht wurde weil Scorsese mit The Last Temptation of Christ nicht voran kam und wie fast Tim Burton Regisseur wurde. Letztlich konnte Scorsese hierfür in Cannes einen Preis für beste Regie einheimsen und fand seinen Groove wieder – um seinen Christusfilm dann letztlich doch noch zu machen. Hinzu kommt ein informativer Audiokommentar mit Martin Scorsese, Amy Robinson (der Prodzuentin), Thelma Schoonmaker (Scorseses Schneidemeisterin) und Michael Ballhaus (Kamera). Abgerundet wird das Paket von entfernten Szenen (ca. 8 Min.) dem Trailer und einer Bildergalerie. Ein Booklet liegt dem Mediabook bei (stand mir nicht zur Verfügung).

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Die Zeit nach Mitternacht
Die BluRay wurde uns zur Verfügung gestellt. Screenshots von Amazon.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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