Ghost in the Shell

Jenny Mnemonic aka Ghost in the Shell 3D. Blade Runner, Appleseed, Johnny Mnemonic, Equilibrium, Total Recall, MatrixGhost in the Shell ist all das nur eben nicht Ghost in the Shell. Seit dem ersten Teaser war schon klar, dies wird keine 1:1 Umsetzung des Manga bzw. Anime. Aber hier hat man sich ja soweit von der Vorlage entfernt, daß der Film seinen Titel beinahe zu Unrecht trägt. Jenny Mnemonic wäre tatsächlich passender gewesen. Eigentlich wurden lediglich sechs Schlüsselszenen aus der Vorlage übernommen und ansonsten eine reichlich plumpe, futuristische Cyber-Krimi-Rachegeschichte drum herum gestrickt. Philosophische oder tiefgründige Ansätze bleiben genau da stecken – im Ansatz. Die Charaktere bekommen teils einen völlig anderen Hintergrund oder eine andere Vorgeschichte und sämtliches Geschehen wird in ein anderes Licht gerückt.

Und so träumt Scarlett als Cyborg-Polizistin Major von elektrischen Schafen, äh, nein, einer Pagode und jagt ihrer eigenen Vergangenheit und dem Hacker Kuze (ehemals Puppet Master) nach, der reihum Wissenschaftler des Hanka-Robotics-Konzerns ihres Wissens und Lebens beraubt. Natürlich mit völlig anderer Motivation als beim Original. Schauspielerisch gefordert wird bei dieser Anhäufung von Oberflächlichkeiten niemand. Trotzdem freut man sich darüber, Takeshi Kitano zu sehen, der den Chef der Section 9 gibt. Scarlett Johansson bewältigt die Rolle mit einem, meist wehleidigen, Dackelblick und alle anderen sind nur bessere Stichwortgeber. Besonders verschenkt ist Juliette Binoche als Majors Schöpferin Dr. Ouelet.

[amazon_link asins=’B00OLOJZ3Y‘ template=’ProductAdRight‘ store=’nischenkino-21′ marketplace=’DE‘ link_id=’bfa73c13-16b1-11e7-a203-415ea58c95e5′]Die Actionszenen sind okay, lassen aber auch das letzte bißchen Punch vermissen. In Sachen Look und Effekte gibt es wenig auszusetzen. Toll aussehen kann Ghost in the Shell und das solide 3D unterstützt den Bilderrausch natürlich schon. Vermissen darf man auch den Score von Kenji Kawei, der schon einen Großteil der Atmosphäre beim Anime beigetragen hat. Lediglich zum Abspann erklingt dann mal das ikonische „Making of Cyborg“ von Kawai.

Schlußendlich hat Ghost in the Shell zu viel (schlechte) Hollywood-Luft geschnuppert, ist brav, zuweilen unterhaltsam, nett anzusehen und garantiert frei von gedanklichem Ballast für die PG-13-Zielgruppe. Klar, man kann ihn sich anschauen, aber es bleibt nichts dabei haften und im Gegensatz zum Anime wird niemand in 20 Jahren noch davon sprechen. 6 – 6,5/10

Andrew Woo

"You don't butt in line! You don't sell drugs! You don't molest little children! You don't profit off the misery of others! The rules were set a long time ago! They don't change!"

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