Wie Raubkatzen

Wie Raubkatzen

Les Félins (Wie Raubkatzen) ist ein französischer Thriller von Rene Clement aus dem Jahr 1964 basierend (wenn auch teilweise sehr lose) auf dem Roman Joy House (auch der US-Filmtitel). In den Hauptrollen spielen Alain Delon, Jane Fonda und Lola Albright.

Der junge Playboy Marc (Delon) hat diesmal dem falschen Gangsterboss die Frau ausgespannt – unter Todesgefahr setzt er sich nach Frankreich ab. Er entgeht knapp dem Tode als Killer ihm nachsetzen. Er sucht Unterschlupf als Fahrer der reichen Witwe Barbara (Albright), in deren Gästehaus er vorerst leben kann. Doch schnell merkt er, dass in dem Haus irgendwas nicht stimmt, und das liegt nicht an den eher aggressiven Bezirzungsversuchen durch das Hausmädchen Melinda (Fonda). So stellt sich heraus, dass es in der Vergangenheit der Witwe Unstimmigkeiten gibt, und die sollen ihn sehr bald einholen…..

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René Clément ist vor allem für Nur die Sonne war Zeuge (Plein Soleil) bekannt, der später als Der Talentierte Mr Ripley neu verfilmt wurde. Doch einer seiner besten Filme ist meines Erachtens der Bronson-Thriller Rider on the Rain. Den gibt es ja auch von Plaion Pictures in einer neuen Edition. Überhaupt gehört alles was Bronson in Europa gemacht hat auf den „empfehlenswert“-Stapel. Joy House ist ein vertrackter Thriller der mit tollen schwarz-weiß Bildern und Locations, guten Dialogen und unterhaltsamen Performances punktet. Delon, Fonda und Albright befinden sich zwar hier meist in einer Art Kammerspiel wieder, aber doch gibt es diverse Seitencharaktere, unter anderem sieht man auch den viel gecasteten Marc Mazza als ein Badguy. Jane Fonda stand noch relativ am Anfang ihrer Karriere, doch sie hat schon brilliert in Walk on the Wild Side (siehe meine Besprechung auf Furious Cinema), war ein Jahr später als Cat Ballou in einer Hauptrolle zu sehen und sorgte 1968 dann mit Barbarella für Furore. Alain Delon, der mit Plein Soleil 1960 international bekannt wurde begann seine Karriere etwas früher. Ebenfalls 1960 war er in dem großartigen Rocco und seine Brüder zu sehen, später arbeitete er mit Antonioni, Visconti und Melville. Mit Lola Albright konnte ich bislang nicht viel anfangen, dabei stand sie seit den späten 40ern auf der Leinwand und hatte Gastauftritte in allem was das Fernsehen damals zu bieten hatte, einschließlich 84 Folgen Peter Gunn. Hinzu kamen Auftritte im Elvis Film Kid Galahad 1962. Bekanntester Titel in dem Sie spielte war vielleicht The Way West. Sie verabschiedete sich 1984 in den Ruhestand und starb 2017.

Wie Raubkatzen

Wie Raubkatzen beginnt ein wenig wie ein Krimi-Thriller. Er verschwendet nicht viel Zeit mit Hintergründen und stürzt die Zuschauenden direkt in Verfolgungsjagden, eine Welt aus Gangstern und Playboys, sonniger Riviera und reichen Witwen in einsamen Villen. Kern des Films ist aber nicht die fürs Marketing sehr nützliche Einrahmung aus Actionsequenzen und Schießereien, sondern die Dreiecksbeziehung die sich in der Villa entfaltet, und sowohl Überraschungen birgt als auch anders verläuft (zunächst) als sich handelnde Personen das vorstellen. Melinda, Barbara und Marc, sie alle haben eigentlich ein konkretes Ziel vor Augen, glauben jeweils die Oberhand zu haben oder alles zu überblicken – tun es aber nicht. Es geht im Kern um Manipulation. Dabei ist nicht zu viel verraten wenn man sagt bei der hat Marc am Ende das nachsehen – doch da er selbst auch darauf aus ist, eine Witwe auszunutzen oder die Gastfreundschaft um unter zu tauchen, hat man nicht super viel Sympathien. Und zunächst tut einem Melinda leid, weil ihre Versuche sich an Marc heranzumachen nicht weit gelingen. Bis zum Ende, da sieht die Situation dann ganz anders aus. Ein leicht, aber nur ganz leicht, vorhersehbarer Thriller mit einem sehr schön zackigen Script.

Wie Raubkatzen

Der Film lebt sehr davon, mit der leichten Art Alain Delons und der etwas quirlig- schelmischen Art von Jane Fonda gespielt und von dieser Dynamik angetrieben zu sein. Dabei zahlt sich aus, dass man die junge Schauspielerin, und letztlich auch die von ihr gespielte Figur, gnadenlos unterschätzt, wie auch Marc. Sie ist es die eigentlich am gerissensten agiert. Clement lässt diese Dreiecksbeziehung langsam, stetig und holprig fahrt aufnehmen – untermalt von einem interessanten Score aus der Anfangsphase von Lalo Schifrins (Twisted Nerve, Bullit) – ohne dabei clichébeladene Twists zu benötigen oder moralische Erzählbögen, das gelingt auch so indem das Schicksal seinen Lauf nimmt. Während also Marc noch auf der Flucht vor den Gangstern denkt er wäre gut dabei, vor dieser malerischen Kulisse seinen eigenen Coup zu landen, tappt er mit jedem Schritt tiefer in die Falle der „Raubkatzen“

Wie Raubkatzen

Donaufilm bringt den Klassiker auf BluRay im Pappschuber. Der Film erschien kürzlich auch von Kino Lorber in den USA, der Unterschied ist hier neben der fehlenden englischen Sprachoption (schade) auch der Audiokommentar (sehr schade). Das enthaltene, eher generische, Booklet und der limitierte Pappschuber werten das Release auf, aber tragen wenig Substanz bei. Ansonsten gehe ich der Annahme dass das Material identisch ist, denn das Bild beruht auf einer relativ aktuellen Restauration, sieht man am Vorspann, und das lässt das Bild hier jedenfalls exzellent aussehen. Satte Schwarztöne, gute Kontraste (und das auch noch weit im Hintergrund auch dort wo es hell wird, respekt!), der Film sah sicher lange nicht so prima aus.

Beim Ton hat man Französisch und Deutsch zur Auswahl (sowie dt. Untertitel). Ich entschied mich für Deutsch weil mir schien als ob weder Delons noch Fondas eigene Stimmen auf der französischen Spur zu hören waren, ich mag mich aber irren. Die Spur klingt total solide aber halt rein Center-zentriert, viel Immersion kommt da nicht auf. Dafür viel Retro-Vibe. Die französische Spur ist qualitativ etwas besser aber ich habe da nur punktuell reingehört. Es ist wie gesagt etwas schade dass die englische Spur nicht mit an Bord ist, auch keine Untertitel auf Englisch. Da man wie gesagt auf den Audiokommentar der US-Scheibe verzichten muss, bleibt hier immerhin eine nicht zu knappes Making Of Doku (45min, OmU) als Extra, das sich aber mehr mit der literarischen Grundlage und dessen Weg auf die Leinwand beschäftigt, weniger mit dem Dreh des Films. Insgesamt eine sehr gelungene Veröffentlichung.

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Wie Raubkatzen
Die BluRay wurde uns zur Verfügung gestellt.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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