Heiße Hölle Harlem / Hell Up in Harlem

Fred Williamson ist Tommy Gibbs, ein furchtloser Gangster, der sich aus der Gosse zum „Paten von Harlem“ erhob. Als er ein Kassenbuch mit den Namen aller korrupten Polizisten auf der Gehaltsliste der Mafia stiehlt, wird er zum meistgejagten Mann der Stadt und überlebt nur um Haaresbreite einen Anschlag. Er holt sich die Hilfe seines Vaters, um seine Machtposition in Harlem zurückzubekommen. Doch die Mafia lässt nicht locker und versucht alles, um das angespannte Verhältnis zwischen Vater und Sohn endgültig zu zerrütten, indem sie Tommys Ex-Frau Helen ermordet und die Tat seinem Vater unterschiebt. Tommy Gibbs startet einen tödlichen Schlag gegen alle, die sich ihm in den Weg stellen. In Harlem bricht die Hölle los! (Wicked Vision Distribution GmbH)

Tommy Gibbs (Fred Williamson) steckt in echten Schwierigkeiten. Er ist ein Gangsterboss, dem die New Yorker Polizei nur den Rücken freihält, weil sich zwei Bücher in seinem Besitz befinden, in denen deren korrupte Geschäfte mit der lokalen Mafia detailliert beschrieben werden. Doch nun wehren sich Tommys Antagonisten und wollen ihn sowie sein kriminelles Imperium in die Knie zwingen. Seine Ex-Frau Helen Bradley (Gloria Hendry) versucht Tommys Ermordung zu verhindern, da sie ihn verraten hatte und sich deswegen nun schuldig fühlt. Außerdem sorgt sie sich auch um die beiden Kinder, die sie mit Tommy hat und wendet sich an Bezirksstaatsanwalt DiAngelo (Gerald Gordon), der jedoch mit den Gangstern unter einer Decke steckt und sie letztendlich entführt, damit sie Tommy nicht warnen kann. Etwas später kämpft Gibbs dann um sein Leben, da ihm auf offener Straße in den Bauch geschossen wurde und er nun verzweifelt versucht Hilfe zu finden, was ihm nicht rechtzeitig gelingt, weswegen er stirbt …

Oder doch nicht!? Nun ja, er stirbt am Ende von Black Caesar (dem Vorgänger von Hell Up in Harlem), der für A.I.P. so profitabel gewesen ist, sodass unbedingt eine Fortsetzung hermusste und so wurde Regisseur / Autor Larry Cohen erneut engagiert, um ein Sequel zu kreieren, in dem Fred Williamson in die Rolle des Tommy Gibbs zurückkehren sollte. Eigentlich drehten Cohen (It’s Alive / Die Wiege des Bösen) und Williamson (That Man Bolt / Jefferson Bolt – Reisender in Dynamit) zur gleichen Zeit völlig unterschiedliche Filme, was sie allerdings genauso wenig von dem Projekt abbrachte, wie die Tatsache, dass Black Caesar ein endgültiges Finale gehabt hatte. So ließ Cohen Tommy Gibbs eben einfach überleben, indem er von seinem Vater (Julius Harris) und einigen Handlangern ins Krankenhaus gebracht werden kann, wo das Personal in einer recht absurden Szene mit vorgehaltenen Waffen dazu gezwungen wird eine überlebensnotwendige Operation an Tommy durchzuführen. Kurz vorher gelingt es Papa Gibbs jedoch auch noch, die ominösen Bücher zu verstecken.

Einen solchen operativen Eingriff kann man normalerweise nicht so leicht und unbekümmert wegstecken, wie es der Antiheld hier tut und schon sehr bald wieder fit genug ist, um sich an denjenigen zu rächen, die ihm seiner Meinung nach Unrecht getan haben. Was in der Sprache von Hell Up in Harlem bedeutet, jede Menge Menschen um zu ballern. Das Publikum soll Tommy währenddessen natürlich weiterhin als Helden betrachten, weil er ja nur Bösewichte umbringt und zwar hauptsächlich „weiße“ Bösewichte noch dazu. In einer Szene im reinsten James-Bond-Stil widerlegt Williamson lautstark das Gerücht, dass „schwarze“ Menschen nicht schwimmen könnten, indem er und seine Männer mit Neoprenanzügen bekleidet eine von der Mafia bewohnte Insel von der Seeseite aus überfallen und die Italo-amerikanischen Mafiosi dabei mit ihren Maschinenpistolen wegblasen, als würde es kein Morgen geben.

Obwohl aus der Feder eines „weißen“ Regisseurs und Autors stammend, gibt es interessanterweise viele Sequenzen zu bestaunen, in denen „Weiße“ von „Schwarzen“ übertölpelt werden, was in mancherlei Hinsicht wie eine Anbiederung an die Zielgruppe anmuten könnte, die sich zusätzlich natürlich auch noch von Williamsons üblicher No-Bullshit-Persönlichkeit angesprochen fühlen soll. So bekommt das Publikum zu sehen, wie die Mafia-Bosse auf dieser Insel gezwungen werden, sogenanntes Soul Food zu essen (anscheinend DIE ultimative Demütigung!?), während sie von ihren „schwarzen“ Dienstmädchen mit vorgehaltenen Pistolen in Schach gehalten werden. Man sollte meinen es gäbe andere, bessere sowie weitaus bequemere Wege sich an „Whitey“ zu rächen, als ihn auf einer Südseeinsel zu überfallen sowie ihn (mit Soulfood?) umzubringen. Zum Ausgleich von Gibbs‘ enormen Mordtendenzen wird mit Reverend Rufus (D’Urville Martin) eine Säule der afroamerikanischen Gemeinschaft installiert, eine Art Kontrapunkt, der seine Mitbürger (sowie die Zuschauerschafft!?) dazu bewegen soll sich nicht der Kriminalität zuzuwenden, so wie Tommy Gibbs es getan hat.

Was selbstverständlich rein gar nichts nützt, denn Tommy Gibbs gestaltet sich weitaus interessanter als alle anderen Charaktere im Film. Er bricht das Gesetz so oft wie möglich, um voranzukommen und geht sogar so weit einen Rivalen von New York nach Los Angeles zu verfolgen, damit er ihn dann auf einem Gepäckband im Flughafen erschießen kann – natürlich vollkommen sichtbar für alle Anwesenden – nur um nach vollbrachter Tat wieder völlig unbehelligt ins Flugzeug zu steigen und nach Hause zurückzukehren (!). Doch gerade diese absurden Momente vermögen es das Publikum zu fesseln, wobei in dieser Fortsetzung versucht wurde den Einsatz mit aller Macht sowie auf allen Ebenen (vor allem im Action-Department) zu erhöhen. Was dabei herausgekommen ist, erweist sich nicht immer aber oftmals als so albern, sodass man schon beinahe gar nichts mehr auch nur ansatzweise ernst nehmen kann.

Aufgrund dessen hält sich das Interesse dann im weiteren Verlauf des Films in Grenzen, während man ganz einfach nur noch auf den nächsten „faszinierenden Blödsinn“ wartet. Fred Williamson präsentiert sich so zuverlässig wie eh und je und Margaret Avery gelingt es Tommys neuester Freundin Sister Jennifer einen Hauch von Anmut zu verleihen. Doch die Tatsache, dass am Ende des Films fast alle Charaktere tot sind, kann eigentlich nicht gefeiert werden. Der von Edwin Starr konzipierte Soundtrack soll auch noch positive Erwähnung finden, denn dem gelingt es ansprechender zu sein, als der dazugehörige Film, der uns letztendlich doch besser unterhalten hat, als diese Besprechung vielleicht vermuten lässt.

Wicked-Vision veröffentlicht Hell Up in Harlem als Nummer 16 ihrer Black Cinema Collection in einer Scanavo BD-Box (Blu-ray und DVD auf 1.500 Stück limitiert). Bild (1.85:1 1080p / 1.85:1 anamorph) und Ton (Deutsch + Englisch DTS-HD Master Audio 2.0 / Dolby Digital 2.0) bewegen sich wieder einmal auf recht hohem Niveau, da gibt es absolut keinen Grund zur Beschwerde. Auf Wunsch können deutsche oder englische Untertitel zugeschaltet werden (auch bei den Extras). Die spektakuläre Fortsetzung von Black Caesar feiert mit dieser Edition seinen 50. Jahrestag sowie seine europäische HD – Premiere und ist mit umfangreichem sowie teilweise exklusivem Bonusmaterial ausgestattet worden. Insgesamt handelt es sich bei Hell Up in Harlem wieder einmal um eine äußerst gelungene Edition, die bei Liebhabern und Freunden des Black Cinema und/oder Blaxploitation-Kinos enorm gut ankommen sollte.

Extras und Besonderheiten:

• 32-seitiges Booklet von Christoph N. Kellerbach —> Der Autor geht hier auf Larry Cohen und seine Herangehensweise an den Blaxploitation-Stoff sowie die holprige Entstehungsgeschichte des Streifens und die damit verbundenen Produktionshürden ein. Außerdem: Storys rund um Badass Fred Williamson, der auch schon mal zwei Filme zur gleichen Zeit drehte.
• mit deutscher TV-Synchro und deutscher VHS-Synchro —> beide Synchronisationen versprühen ihren jeweils ganz eigenen Charme, wobei die der VHS-Edition von atlas video teilweise schon als ziemlich „speziell“ bezeichnet werden kann.
• inkl. alternativer Open-Matte-Fassung (1.33:1)
• Audiokommentar mit Dr. Gerd Naumann und Christopher Klaese —> das recht angenehme Gespräch zwischen den beiden Herren gestaltet sich, wie gewohnt, sehr informativ und unterhaltsam.
• Audiokommentar mit Regisseur Larry Cohen (2007)
• Audiokommentar mit Regisseur Larry Cohen (2017)

—> beide AKs erweisen sich als sehr interessant sowie äußerst informativ, wobei Herr Cohen eine Menge Anekdoten zum Filmemachen im Allgemeinen und den Dreharbeiten zu Hell Up in Harlem im Speziellen zum Besten gibt und sich währenddessen auch nicht all zu oft wiederholt.

Hammer Up in Harlem – Exklusives Interview mit Hauptdarsteller Fred ‚The Hammer‘ Williamson (ca. 30min.)
A Biopic of the Black Renaissance – Exklusives Interview mit Darstellerin Gloria Hendry (ca. 45min.)

—> die beiden Herrschaften berichten von den Dreharbeiten zu Black Caesar und Hell Up in Harlem sowie ihre jeweilige Situation im damaligen Filmbusiness.

Trailers from Hell mit Larry Cohen
• Teaser-Trailer
• TV-Spot
• Radio-Spot
• Originaltrailer [1.33:1 / 1.78:1]
• Bildergalerie
Der Pate von Harlem – Deutscher Kinotrailer
Black Caesar – Originaltrailer
Black History Month mit Justin Murray über Black Caesar und Hell Up in Harlem
• Hidden Feature (die dt. VHS-Fassung des Films versteckt sich unter den Extras)

Beim Wicked Shop oder Amazon bestellen

Land / Jahr: USA 1973
Regie: Larry Cohen
Darsteller: Fred Williamson, Julius Harris, Gloria Hendry, Margaret Avery, D‘Urville Martin, Tony King u.a.
Freigabe: ab 16 Jahre
Ländercode: A,B,C / 0
Laufzeit: 94 Minuten / 90 Minuten
Bildformat: 1.85:1 (1080p) / 1.85:1 (anamorph)
Sprache: Deutsch, Englisch
Tonformat: DTS-HD Master Audio 2.0 / Dolby Digital 2.0
Untertitel: Deutsch, Engisch
Untertitel Extras: Deutsch, Englisch
Verpackung: Scanavo BD-Box
Discs: 2
Format: Blu-ray & DVD
Studio / Vertrieb: Wicked Vision Distribution GmbH

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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