Meister des Grauens / The Pit and the Pendulum

Spanien im Jahr 1492. Die Inquisition unterdrückt das Land. Hexenjagd, Folter und Mord im Namen der Religion – in den Verliesen des Großinquisitors Torquemada (Lance Henriksen) wird der Tod zur Gnade. Maria (Rona de Ricci) wird als Hexe verhaftet. Von ihrer Schönheit fasziniert, schwankt Torquemada zwischen Lust und Keuschheit. Maria steht am Abgrund der Hölle… (Wicked-Vision)

Stuart Gordon ist ein Name, der nicht immer mit Full Moon Entertainment in Verbindung gebracht wird. Mit dem Vater-Sohn-Duo der Bands und Ted Nicolau geht die Rechnung schon ziemlich gut auf. Wie uns Arcade (Cyber World, 1993) beigebracht hat, haben im Laufe der Jahre auch andere Regisseure zeitweise Projekte für sie durchgeführt. Gordon ist einer von ihnen, obwohl sein Output für Full Moon als ziemlich gering zu bezeichnen ist. Nach Castle Freak sind die Erwartungen auf ein bestimmtes Niveau gehoben worden. Wie schneiden dann seine früheren Werke im Vergleich dazu ab? Bei der hier besprochenen Geschichte handelt es sich um eine sehr vage Version von Edgar Allan Poes Kurzgeschichte Die Grube und das Pendel aus dem Jahr 1842. Gordon benutzt den Titel im Grunde nur, um eine Geschichte über die spanische Inquisition erzählen zu können. Es gibt sicherlich Schlimmeres, was man mit Poe-Geschichten anrichten kann, wofür die Werke von David DeCoteau einen Beweis bilden.

Der Film beginnt damit, dass der Körper eines Mannes exhumiert und anschließend ausgepeitscht wird. Ähm, ist das nicht ein Skelett!? Die Knochen werden ordentlich mit der Peitsche bearbeitet und anschließend verkündet, dass das gesamte Geld der Familie an die katholische Kirche geht, da das Skelett als Ketzer verurteilt wurde. Nach dem Abspann wird das Publikum einem geilen Paar vorgestellt, das sich als unsere Hauptfiguren herausstellt. Der Mann stoppt ihre Knutsch-Sitzung, um das Brotbacken zu beenden – kein Euphemismus … diesmal. Nach getaner Arbeit geht unser Paar auf ein Festival im Freien und verdient mit seinen Backwaren echtes Geld. Allerdings stehlen einige Lausebengel ein paar Brote, was dazu führt, dass unser Hauptdarsteller ihnen nachjagt. Im folgenden Chaos eilt die Menge zum Hauptplatz und trennt somit unsere Helden. Dort ankommen, finden sie sich wieder. Das Festival entpuppt sich jedoch als öffentliche Hinrichtung eines Ketzers.

Meine Güte, was haben die Leute das damals ernst genommen! Naja, immerhin befinden wir uns in Spanien während der Inquisition, die in diesem Fall vom Buchhalter (Jeffrey Combs) und dem Inquisitor (Lance Henriksen) geleitet wird. Der Mann bittet und fleht darum, getötet zu werden, bevor sein Körper verbrannt wird, was einen der Folterknechte dazu bringt, ihn im Hitman-Stil zu würgen. Als ein Kind versucht, dies zu stoppen, halten die Männer den Jungen fest und beginnen ihn auszupeitschen. Da unsere Helden den Platz nicht verlassen dürfen, versucht die Frau das Auspeitschen zu stoppen. Dies endet damit, dass der Mann bewusstlos geschlagen und die Frau zur Hexe erklärt wird. Hoppla. Leider gestalten sich die Dinge für die Beiden im Folgenden nicht besser. Der Mann wacht auf und erfährt, dass seine Frau gefangen genommen und in den Folterkeller gebracht worden ist. Im Verlies muss sie sich ausziehen und wird von den Folterern unsittlich berührt. Vielen Dank für diese sinnlose Nacktheit und widerliche Belästigung! All dies geschieht jedoch nur, weil sich des Inquisitors Leidenschaft für die angebliche Hexe entbrannt hat und er sich seinen Gefühlen nicht stellen kann.

Warum gab es damals nicht schon Psychiater und Psychologen?!? Die vermeintliche Hexe wird nun mit einer echten Hexe in eine Zelle gesperrt – eigentlich eine Hebamme, die sich mit Kräutern auskennt. Am nächsten Tag muss unsere Heldin mit ansehen, wie die Hexe trotz ihres Geständnisses gefoltert wird. Ein Geständnis konnte anscheinend nicht akzeptiert werden, wenn es nicht während einer Foltersitzung gemacht wurde und nur dem Zweck diente somit der Folter entkommen zu können. Eine solche Logik muss man einfach lieben, oder etwa nicht? Ohne Rücksprache mit dem Inquisitor spannen die Folterknechte unsere Heldin dann für ein paar Minuten auf die Streckbank. Doch Torquemada macht dem ein Ende und verliebt sich noch mehr in unsere Heldin. In der Zwischenzeit besticht unser Held einen der Folterknechte, um ihn in den Kerker zu schmuggeln, nur um von demselben Knecht verraten zu werden. Er zahlt ihm das später während eines Fluchtversuchs heim, indem er ihm heißes Öl ins Gesicht gießt. Jetzt nimmt er erstmal den Großinquisitor als Geisel, weswegen unserem Paar beinahe die Flucht gelingt. Torquemada verspricht jedoch unsere Helden gehen zu lassen, wenn sie ihn verschonen, was ihm doch tatsächlich geglaubt wird.

Ja, da hat der Großwesir … ähm … Großinquisitor doch tatsächlich gelogen!? Aber das macht ein Mann der Kirche doch nicht, wie konnte er nur!? Selbstverständlich werden unsere Helden daraufhin wieder im Folterverlies eingesperrt. Ein Gesandter des Papstes (Oliver Reed) macht Torquemada seine Aufwartung, nur um nach wenigen Minuten lebendig eingemauert zu werden. Der Papst ließ durch ihn die Abschaffung der Inquisition sowie des Folterns verkünden, was den Spaniern natürlich nicht gefällt. Selbstverständlich wird Oliver Reed auf einigen Postern in den Vordergrund gerückt, obwohl er nur wenige Minuten Leinwandzeit hat. Für unsere Helden entwickeln sich die Dinge noch immer nicht besser, im Gegenteil! Der Großinquisitor hat die Autorität über unsere Heldin, sie dazu zu bringen, allen möglichen Dingen zuzustimmen. Er streichelt sie ein bisschen, bevor er ausflippt, ihr gegen den Kopf schlägt und ihr die Zunge herausschneidet! Dann wird sie in ihre Zelle geworfen und stirbt, was den Inquisitor enorm verärgert. Nun, dann hätte er ihr nicht die Zunge herausschneiden dürfen, oder!? Sie wird begraben, was unseren Helden ziemlich aufregt. Ihr Tod, nicht das „Begräbnis“ – offensichtlich. Übrigens wird die Hexe für ihren Tod verantwortlich gemacht und lebendig verbrannt, aber nicht ohne vorher etwas Schießpulver verschluckt zu haben, um während der „Zeremonie“ zu explodieren! Endlich macht der Großinquisitor dem Titel des Films alle Ehre und schnallt unseren Helden an sein neues Folter- / Todeswerkzeug – das Pendel!

Übrigens wurden die Szenen mit dem Pendel kaum vorbereitet, so dass sie sich extrem dazwischen gequetscht anfühlen. Unser Held schafft es, der Falle zu entkommen, indem er Ratten dazu bringt, seine Fesseln zu zernagen … aber er fällt in die sich darunter befindliche Grube des Pendels. Jetzt macht alles Sinn! Unserem Helden gelingt es sich aus der Grube heraus zu ziehen, bevor sich dessen Tor schließt, was den Großinquisitor sehr wütend macht. Der geläuterte Folterknecht greift Henriksen an, nur um eine Minute später sterben zu müssen. Das war irgendwie sinnlos. Schließlich wird Henriksen mit der kürzlich wiederbelebten und jetzt mit telepathischen Fähigkeiten ausgestatteten Frau (fragt lieber nicht nach) und dem Skelett vom Anfang konfrontiert, was dazu führt, dass er in die titelgebende Grube fällt und stirbt. Da er die Unschuld des Mädchens während ihrer Beerdigung verkündet hatte, darf das Paar gehen. Ende.

Dieser Film erweist sich als … sehr trostlos und schräg. Die Atmosphäre gestaltet sich unglaublich deprimierend, was durch den realistischen und feuchtkalten Drehort noch zusätzlich verstärkt wird. Full Moon liebt es in Burgen zu drehen, oder? Die Geschichte ist sehr traurig, was allerdings nicht wirklich überrascht, wenn man die Kulisse betrachtet. Kann sich jemand außer Mel Brooks über die Inquisition lustig machen? Die Antwort lautet: Nein! Henriksens Schauspiel ist als ziemlich gut zu bezeichnen, wobei er seinen wahnsinnigen Charakter schon sehr genial verkörpert. Jeffrey Combs und die anderen Folterer legen die richtige Mischung aus Apathie, soziophatischen Tendenzen und Humor an den Tag, damit das Ganze funktioniert. Ernsthaft, Combs‘ Brille ist einfach nur albern. Die restliche Schauspielerei ist … zum vergessen. Unsere Helden tun nicht viel mehr als weinen, schreien oder stöhnen. Jeder hätte ihre Rollen übernehmen können.

Wozu war Oliver Reed eigentlich dabei? Es gab keinen Grund, meint Ihr? Okay. Insgesamt präsentiert sich Meister des Grauens traurig, deprimierend und ziemlich seltsam. Anscheinend kann Stuart Gordon keine lustigen Filme machen, wenn er mit Full Moon zusammen arbeitet, oder versucht er nur die Kurve in die entgegengesetzte Richtung von Streifen wie Evil Bong zu setzen? So oder so wird The Pit and the Pendulum nicht jedermanns Sache sein. Sollte man Horrorfilme, die in dieser Zeit spielen oder Gordons Gothic-Horror-Stuff mögen, so liegt man hier genau richtig.

Wicked-Vision bringt The Pit and the Pendulum als Nr. 5 im Rahmen ihrer Full Moon Collection im Mediabook als BluRay- / CD-Combo mit drei unterschiedlich limitierten, verschiedenen Cover-Motiven heraus. Über den Film lässt sich sicherlich diskutieren, über die Qualität der Veröffentlichung allerdings nicht. Das Bild präsentiert sich im 1,66:1 (1080p) Format und macht einen guten Eindruck, während es beim Ton ebenso nichts zu meckern gibt. Hier stehen die deutsche und die englische Spur (DTS-HD Master Audio 2.0) zur Auswahl, wobei man deutsche Untertitel zuschalten kann. Die Extras bestehen aus einem 24-seitigen Booklet mit einem enorm informativen Text von Christoph N. Kellerbach, dem Originaltrailer, einer Bildergalerie, einem Vorwort von Charles Band, einem Featurette: „Behind The Pit & The Pendulum: The Inquisition of Stuart Gordon“, verpatzte Szenen und eine Episode von Videozone. Als Highlight der Boni wurde noch der komplette Soundtrack des Films mit 27 Tracks auf eine extra CD gepackt. Insgesamt handelt es sich hier um eine sehr gelungene Mediabook-Edition, die für Fans und Freunde des gepflegten Full Moon-Films ganz bestimmt interessant sein sollte.

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  • Alterseinstufung : Freigegeben ab 18 Jahren
  • Regisseur : Gordon, Stuart
  • Laufzeit : 1 Stunde und 38 Minuten
  • Darsteller : Combs, Jeffrey, Henriksen, Lance, Reed, Oliver, Fuller, Jonathan, Lee, Stephen
  • Untertitel: : Deutsch, Englisch
  • Studio : Wicked Vision Distribution GmbH

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Diese Edition sowie das Bildmaterial wurde uns freundlicherweise von Wicked-Vision zur Verfügung gestellt

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Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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