Hetzjagd im Sumpf – Halb Tier, Halb Frau / Gator Bait

VHS – Edition

Ein einmaliger Thriller über den unerbittlichen Rachefeldzug der schönen Desiree (Claudia Jennings), die ihre kleinen Geschwister mit Alligatoren- und Schlangenfang ernährt. Fünf Männer sind ihr auf den Fersen, weil sie angeblich den Sohn des Sheriffs erschossen hat. Dieser Tod soll durch barbarische Selbstjustiz gesühnt werden. Opfer der Meute wird die jüngere Schwester Desirees, die mit ihrem stummen Bruder alleine im Haus ist, als die Männer eintreffen. Sie stirbt einen qualvollen Tod – und Desiree bricht auf, um sie zu rächen … Auge um Auge, Zahn um Zahn – und nur einer wird überleben. (CIC Video)

Die im Sumpf lebende Cajun-Schönheit Desiree Thibodeau (Claudia Jennings) entkommt nur knapp einem Vergewaltigungsversuch des jungen sowie schmierigen Sheriffs Deputy Billy Boy Thomas (Clyde Ventura), der dabei seinen Kumpel Ben Bracken (Ben Sebastian) aus Versehen in den Kopf schießt. Ein von Panik ergriffener Billy Boy ersinnt eine Lüge und erzählt seinem Daddy Sheriff Joe Bob Thomas (Bill Thurman) und Bens furchterregendem sowie peitschenschwingenden patriarchalischen Vater T.J. Bracken (Sam Gilman), dass Desiree dafür verantwortlich ist. Daraufhin zwingt der vollkommen aufgelöste sowie extrem wütende T.J. die Vater und Sohn Gesetzeshüter, zusammen mit seinen älteren Söhnen Pete (Don Baldwin) und Leroy (Douglas Dirkson) einen Lynch-Mob zu bilden, um Desiree zu finden und zu bestrafen. Doch die „Städter“ machen einen großen Fehler, indem sie Desirees kleinen Bruder belästigen und ihre etwas jüngere Schwester ermorden. Sie haben nämlich nicht damit gerechnet, wie furchtbar die Rache einer Hillbilly-Höllenkatze sein kann, wenn man sie richtig wütend gemacht hat.

Abgesehen davon, dass die viel zu früh verstorbene Claudia Jennings (sie verunglückte mit gerade einmal 29 Jahren bei einem Autounfall auf tragische Art und Weise) eine der beliebtesten Playboy-Playmates der Siebziger war, gehörte sie wohl auch zu den größten Exploitation-Filmstars aller Zeiten. Langbeinig, verlockend und mit einem entwaffnend süßen Lächeln gesegnet, repräsentierte Jennings sehr wahrscheinlich einen feuchten Traum für etliche Männer, doch sie stellte auch eine beeindruckende Action-Heldin dar. In Drive-In-Klassikern von The Unholy Rollers (Rollerfieber, 1972) bis zu The Great Texas Dynamite Chase (1976) verkörperte Jennings eine Augenweide für die Jungs, doch sie konnte ihnen auch überzeugend in den Hintern treten, wenn die sich ihr gegenüber unangemessen verhielten. In Gator Bait – ihrem zweiten Exploitation-Outing mit dem Regieteam Ferd und Beverly Sebastian nach dem Proto-Slasher The Single Girls (1973) – gibt sie eine ziemlich gute Figur in abgeschnittenen Denim-Short-Shorts ab.

Die Sebastians konnten eine vielseitige Karriere im Exploitation-Geschäft vorweisen. Sie debütierten mit Red, White and Blue (Call-Girl-Report, 1971), einem Dokumentarfilm, in dem die Gerichtsverhandlungen von Präsident Richard Nixons Commission on Obscenity detailliert beschrieben werden und steuerten danach solche Südstaaten „Trash“-Epen wie Flash and the Firecat (Die Buggy-Bumser, 1976), Crime-Thriller wie Delta Fox (1979) und das verrückte Horror-Opus Rocktober Blood (1984) bei, bevor sie sich mit dem rauen Biker-Streifen Running Cool (1993) verabschiedeten. Ferd kümmerte sich um die Kinematographie und verleiht Gator Bait eine erdige aber dennoch avantgardistische Qualität, die den Flick zu einer virtuellen Tondichtung macht. Beverly verfasste das Drehbuch, das trotz einer mageren Handlung einen schrillen feministischen Touch verpasst bekommen hat, dem es beinahe gelingt die traditionelleren ausbeuterischen Elemente auszugleichen.

Der Film greift unbestreitbar auf die üblichen Klischees des nordamerikanischen Südens zurück, die von der in Los Angeles ansässigen Filmindustrie verbreitet wurden und die sogenannten Cajun-People schon beinahe wie wilde Neandertaler darstellt (was natürlich vollkommen übertrieben ist). Pete versucht zum Beispiel, seine eigene Schwester zu vergewaltigen (und wird daraufhin von T.J. aufs Übelste ausgepeitscht), während sich Leroy Jahre zuvor von Desiree kastrieren ließ, als er versuchte sie zu vergewaltigen, wobei er seine Lektion eindeutig noch immer nicht gelernt hat. Die Sebastians optimieren das bekannte Grindhouse-Szenario eines Außenseiters, dem vom korrupten Establishment Unrecht zugefügt wurde, indem sie ein einsames mutiges Action-Mädchen gegen eine unterdrückende patriarchalische Gesellschaft antreten lassen. Nachdem mit Janit Baldwin, Star aus Ruby (Blutige Ruby – Der Geist des Todes, 1977) und Humongous (1982), ein weiterer Exploitation-Stammgast, in der Rolle von Desirees kleiner Schwester, nach einer erschütternden Gruppenvergewaltigung erschossen worden ist, bekommt das geneigte Publikum in der zweiten Hälfte des Films eine Reihe von Pirsch- und Verfolgungssequenzen sowie Actionszenen vorgesetzt, die in Teilen zwar aufregend gestaltet worden sind, sich aber auch zu oft wiederholen. Die Sebastians gönnen sich allerdings auch eine Menge an Zeit-Polsterung mit Einigem an Sumpfmaterial, wobei die Charaktere in Schnellbooten herumfahren, während Lee Darin den stimmungsvollen Titelsong „Desiree“ zum Besten gibt.

Dennoch kommt Hetzjagd im Sumpf auf gewisse Weise wie ein faszinierender feministischer Vorläufer von First Blood (Rambo, 1982) rüber, der eine Bande von voreingenommenen Gesetzeshütern und schießwütigen Rednecks gegen eine halbwilde, Wildnis versierte Heldin antreten lässt, die sie mit improvisierten selbstgemachten Waffen erlegt. Vierzehn Jahre später lieferten die Sebastians sogar noch eine Fortsetzung ab: Gator Bait II: Cajun Justice (Abrechnung im Dschungel, 1988) mit Jan Sebastian aka Jan Mackenzie in der Hauptrolle. Dang, girl !!!

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Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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