Killer, adios / Winchester, uno entre mil / Winchester One of One Thousand

Jess musste vor vielen Jahren die Stadt verlassen, weil er dem Sheriff bei der Strafverfolgung und in der Liebe immer wieder in die Quere gekommen ist. Nun, rehabilitiert, wird er Deputy des in die Jahre gekommenen Sheriffs und soll bei der Aufklärung einer Reihe von Morden helfen. Doch während Jess versucht, der Wahrheit auf die Spur zu kommen, wird seine frühere Herzdame getötet. (Amazon prime)

Killer, adios wird oft als Zwillingsfilm zu Killer Calibro 32 (Stirb oder töte!, 1967) angesehen, stellt letztendlich aber keine richtige Fortsetzung dar. Peter Lee Lawrence übernimmt wieder die Rolle eines Detektivs im Gewand eines Revolverhelden, wobei dem Charakter allerdings ein anderer Hintergrund spendiert worden ist. Anders als Auftragskiller Silver aus Stirb oder töte! ist er diesmal kein Fremder, der gebeten wird einen Mordfall zu untersuchen, sondern ein Mann mit „gutem“ Ruf, der in die Stadt zurückkehrt, die er Jahre zuvor verlassen hatte. Damals erschoss er einen Verbrecher, bevor der Mann verhört werden konnte. Mit anderen Worten, Jess Bryan ist ein schießwütiger junger Mann, der seinen Finger oftmals schneller am Abzug hat, als es gut für ihn ist. Im Verlauf des Films wird er seinen Fehler aus der Vergangenheit erneut begehen: einen Gegner erschießen, bevor der sprechen kann.

Jess Bryan klingt bereits etwas seltsam, doch dabei handelt es sich nicht um den einzigen ausgefallenen Namen im Film. Einen Moment lang nimmt man an Eduardo Fajardos Figur würde Ringo heißen, wobei sich jedoch herausstellt, dass sein Name Sam Ringold lautet. Der örtliche Würdenträger (Armando Calvo), der Jess beauftragt eine Mordserie zu untersuchen, nennt sich Bill Bragg (was man mit Prahler übersetzen könnte). Naja, wie auch immer, den Opfern des Serienmörders wird allen in den Rücken geschossen, während der einzige Hinweis aus einem speziellen Winchester-Gewehr besteht – einem von Tausend (daher auch der Originaltitel) – das einem städtischen Unruhestifter namens Jack Bradshaw (Nello Pazzafini) gehört. Natürlich ist Bradshaw der Hauptverdächtige, doch Detektiv Jess kennt sein Geschäft und vermutet selbstverständlich, dass es nicht so einfach sein kann.

Killer, adios repräsentiert den vierten sowie letzten Western unter der Regie von Primo Zeglio, einem Mann, der Western angeblich gar nicht leiden konnte. In einem Interview erklärte er, dass einige Aspekte seines Films von einem der wenigen Western inspiriert worden seien, die er wirklich mochte, nämlich John Fords Der Mann der Liberty Valance erschoss (1962), wobei tatsächlich ein paar Gemeinsamkeiten zu finden sind. Auch Fords Streifen könnte man als eine Art Kriminalfilm bezeichnen, in dem jemandem in einer Schlüsselszene in den Rücken geschossen wird. Zusätzlich dreht es sich in beiden Filmen um die Erhaltung von Recht und Ordnung in einer Westernstadt, doch Jess ist kein Bücherwurm, während sich das Drehbuch auch nicht mit dem Gegensatz zwischen Mythos und Realität oder Gewalt und geschriebenem Recht beschäftigt. Jess wird schnell zum stellvertreten Sheriff ernannt und als der sympathische aber ansonsten unfähige Sheriff Clint Simpson (Luis Induni) erschossen wird, übernimmt er dessen Job komplett. Mit der Hilfe seines Schießeisens sorgt er nun wieder für die Achtung des Gesetzes.

Peter Lee Lawrence verkörpert mal wieder einen gut gekleideten Helden, sieht dieses Mal allerdings nicht wie ein Vorläufer von Sartana oder Sabata aus, sondern eher wie ein Nachfolger von Giuliano Gemmas Ringo aus Una pistola per Ringo (Eine Pistole für Ringo, 1965). Wie in Stirb oder töte! hängt Gemmas Schatten über dem Geschehen. Der kultiviert raffinierte Held, die romantische Nebenhandlung, der Faustkampf mit Nello Pazzafini, all das deutet darauf hin, dass man es mit einem Gemma-Film ohne Gemma zu tun hat. Auch Killer, adios endet mit einem Kuss, so wie einige von Gemmas Werken, die er mit Giorgio Ferroni gedreht hat (z.B. Per pochi dollari ancora / Tampeko – Ein Dollar hat zwei Seiten, 1966 und Wanted / Wanted – Für drei lumpige Dollar, 1967). In diesem speziellen Fall bekommt allerdings nicht der Held das Mädchen, sondern (wie schön!) das Mädchen den Helden. In wahrem Liberty Valance-Stil spielt die letzte Szene dann auch in einem Zug.

Man muss schon schreiben, dass der Film als ein Krimi besser funktioniert, denn als ein Western. Es gibt zwar ein paar Schießereien und mehrere Schlägereien zu „bestaunen“, doch nur eine frühe Flashback-Sequenz (die den Vorfall porträtiert, der Jess einst aus der Stadt trieb) vermag es sich über das Gewöhnliche hinauszuheben. Der Streifen mag für den Geschmack einiger Leute sicherlich ein wenig zu gesprächig angelegt worden sein, doch die wendungsreiche Geschichte hat genügend Verdächtige sowie Ablenkungsmanöver zu bieten, um das Publikum in Spannung zu halten. Außerdem lässt Killer, adios seine Zuschauer bis zum Ende mit raten, wer wirklich hinter all den bösen Machenschaften steckt. Auch der romantische Nebenplot ist ganz nett gestaltet worden, denn Jess‘ alte Flamme Fannie (Rosalba Neri) wird nun vom Hauptverdächtigen (dem Besitzer der Winchester) umworben, während Sheila – die Tochter des Sheriffs (Marisa Solinas) – unserem Helden enorm unnachgiebig nachstellt. Da Marisa eine Brünette ist, wurde aus Rosalba für diesen Anlass eine hübsche Rothaarige gemacht. Hier ist für jeden Geschmack etwas dabei!

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Regie: Primo Zeglio
Hauptdarsteller: Peter Lee Lawrence, Marisa Solinas, Armando Calvo
Genre: Western / Action
Untertitel: keine verfügbar
Wiedergabesprachen: Deutsch

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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