Black Killer

Die Stadt Tombstone ist der Gnade der gefürchteten O’Hara-Brüder ausgeliefert: Ramon, Pedro, Miguel, Ryan & Slide. Ein erfahrener Revolverheld, Burt Collins, kommt in Tombstone an und wird sofort überredet, die Aufgaben des Sheriffs zu übernehmen. Ein mysteriöser Anwalt, James Webb, lauert meist im Hintergrund und mischt sich gelegentlich mit seinen tödlichen Gesetzesbüchern ein. (Amazon prime)

Der zwielichtige Anwalt James Webb (Klaus Kinski) kommt in Tombstone an, wo er sich im Saloon ein Zimmer nimmt. Er scheint kein gewöhnlicher Reisender zu sein, sondern ein Mann mit ebenso präzisen wie latenten Plänen. Zur gleichen Zeit taucht der flinke Revolverheld Burt Collins (Fred Robsahm) in der Stadt auf, um sich dort mit seinem Bruder zu treffen. Kurz nach seiner Ankunft übernimmt er den Posten des lokalen Sheriffs – der gerade erst von den mächtigen sowie gnadenlosen O’Hara-Brüdern Pedro und Ramon (Enzo Pulcrano sowie Antonio Cantafora) brutal hingerichtet worden ist – und findet sich in einen tödlichen Strudel von wilder Gewalt wieder. Wer sich auf der Suche nach einem sogenannten Geheimtipp innerhalb des Italo-Western Genres befindet, sollte sich vor dem Konsum von Black Killer darüber im Klaren sein, dass dieser Film auf gar keinen Fall in diese Kategorie einzuordnen ist. Der Streifen muss als ziemlich schäbig bezeichnet werden, erweist sich auf seine ganz eigene Art und Weise jedoch gleichzeitig als recht unterhaltsam. Der Film wurde mit Carlo Croccolo (als Lucky Moore gelistet) von einem Mann gedreht, der während seiner Karriere im Filmgeschäft mehr Zeit vor der Kamera, als dahinter verbracht hat. Leider muss seine Arbeit hier als nahezu inkompetent beschrieben werden, wobei diejenigen, die nach einem gut inszenierten und spannenden Italo-Western suchen, arg enttäuscht sein werden.

Black Killer soll eigentlich auf Action aufbauen, gestaltet sich diesbezüglich allerdings so aufregend, als würde man eine Schnecke bei ihren Fortbewegungsbemühungen beobachten. Der Film beginnt mit einer Szene, in welcher der schwarz gekleidete Klaus Kinski in der Stadt aufschlägt. Er führt zwei Pferde mit sich, von denen ihm eins als Transportmittel dient, während das andere mit Büchern beladen ist. Als er gerade Tombstones Saloon betreten will, fällt eines seiner Bücher zu Boden und offenbart der Zuschauerschafft, dass man darin ein Schießeisen verstauen kann. Kinski schlägt es im Handumdrehen zu, zeigt sich plötzlich furchtbar verärgert und schimpft den Bediensteten aus, der sich für diesen Vorfall verantwortlich zeichnet. Diese relativ geschickt ausgearbeitete Sequenz stellt einen Vorgeschmack auf die folgenden Minuten und einen agilen Einstieg dar, der darauf hindeutet, dass es sich bei Black Killer zwar um durchschnittliches aber dennoch solide geschriebenes Italo-Western Material handeln könnte. Wie falsch man bei dieser Einschätzung jedoch liegt, lässt sich dann im weiteren Verlauf des Films feststellen. So sehr es der Regisseur auch versucht diesem Schlamassel etwas Leben einzuhauchen, desto offenkundiger scheitert er dabei und das direkt vor den Augen des Publikums. Die sowieso schon ziemlich ungeschickte Inszenierung wird durch ein sehr wirres Drehbuch noch weiterhin kompromittiert, sodass sie auf paradoxe Art und Weise aus einem Ozean von Verworrenheit auftaucht, nur um sich dann in so großer Absurdität und beinahe unbändigem Wahnsinn zu verlieren, sodass sich der Streifen dennoch zu einigermaßen schmackhafter Italo-Western Kost entwickelt.

Das Drehbuch ist von solch grandioser Inkohärenz, sodass man sich von der schieren sowie überwältigenden Lächerlichkeit entweder in seinen Bann ziehen lässt oder hofft der Film würde ganz einfach schnell vorbei sein. Der Plot weist enorm große Mängel auf, die Erzählstruktur ist bestenfalls als dürftig zu bezeichnen und die Dialoge zwischen den „Charakteren“ gestalten sich so dermaßen klischeehaft, sodass sie geradezu lachhaft erscheinen. Hier überrascht es nicht, dass sich Klaus Kinski als der bekannteste sowie versierteste Schauspieler der Besetzung erweist, die ansonsten hauptsächlich aus expressionslosen Gesichtern besteht. Kinski muss einfach nur hin und wieder mal auftauchen sowie hinter Vorhängen oder Fensterläden hervorspähen, um diesem heillosen Durcheinander eine (wenn auch recht kleine) Prise Qualität zu verleihen. Ach ja, manchmal ballert er auch noch wild mit seinen Büchern herum, was gar keinen Sinn ergibt, da er die darin befindlichen Kniften vor und während den Schießereien eigentlich überhaupt nicht zwingend verbergen muss. Abgesehen von Kinskis entbehrt sich das Schauspiel jeglicher Würde, ist allenfalls als schlecht oder eher nicht existent zu beschreiben und kommt dabei höchstens genauso eindimensional rüber, wie die dazugehörigen Figuren. Fred Robsahm gelingt es so gar nicht zu überzeugen, während sich Enzo Pulcrano und Antonio Cantafora eher wie Mitglieder einer Rodeo-Show gebärden. Von der weiblichen Besetzung in Gestalt von Tiziana Dini wird lediglich verlangt ihren Körper zur Schau zu stellen, sodass unterschiedliche Szenen schon mal länger dauern können, wenn die Dame ihre Reize offenbaren muss. Ach ja, Marina Rabissi (als Marina Mulligan gelistet) darf als „Indianerin“ mit einem Flitzebogen hantieren und bringt somit einigen Banditen den Tod.

Kameramann Franco Villa hat an wirklich guten und stilvollen Filmen wie zum Beispiel Fernando Di Leos Milano Calibro 9 (Milano Kaliber 9, 1972) oder Giuseppe Varis Prega il morto e ammazza il vivo (Der Mörder des Klans, 1971) mitgearbeitet, doch hier gelingt es ihm nicht sein visuelles Gespür voll zur Geltung zu bringen. Daniele Patucchis Soundtrack ist wahrscheinlich als der beste Aspekt dieses Italo-Western zu bezeichnen. Wenn man Black Killer als eingefleischter Liebhaber des Genres doch eine Chance geben möchte, so sollte man den Streifen ohne die inhärenten Zutaten eines jeden guten Films als reinen Zeitvertreib betrachten. Wir persönlich müssen gestehen, dass uns dieser billige und recht verworrene Streifen – der auch einige richtige Härten zu bieten hat – auf seine ganz eigene Art und Weise irgendwie gefallen hat.

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Hinweis zum Inhalt: Gewalt, Alkoholkonsum, Rauchen
Wiedergabesprachen: Deutsch
Untertitel: Keine verfügbar
Regie: Carlo Croccolo
Hauptdarsteller: Klaus Kinski, Fred Robsahm, Antonio Cantafora
Laufzeit: 1h 24 min.

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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