Sinbad – Herr der sieben Meere / Sinbad of the Seven Seas

Der böse Zauberer Jaffar hat die irakische Stadt Basra mit einem Fluch belegt und darüber hinaus die schöne Prinzessin entführt. Um seine Macht zu brechen, müssen Seefahrer Sinbad und seine Mitstreiter – darunter ein Zwerg, ein Wikinger und ein Samurai – fünf mystische Steine finden und es mit übermächtigen Feinden aufnehmen. (Wicked Vision Distribution GmbH)

Ein kleines Mädchen (Giada Cozzi) bittet ihre Mutter (Daria Nicolodi) um eine Gute-Nacht-Geschichte, also kramt die Mutter einen großen Wälzer heraus und beginnt daraus die Geschichte von Sinbad dem Seefahrer (Lou Ferrigno) vorzulesen, der – auf der Suche nach Abenteuern – mit seiner kunterbunten Crew die Meere und Ozeane bereist. Als das Grüppchen jedoch eines Tages in den Hafen von Basra zurückkehrt und einen herzlichen Empfang erwartet, müssen sie verblüfft feststellen, dass sich niemand in der Stadt befindet, weswegen sie beginnen Nachforschungen anzustellen. Was ihnen dabei nicht bewusst ist, ist, dass der Magier des Hofes Jaffar (John Steiner) kürzlich die Gelegenheit genutzt hat mit seiner Zauberei die Kontrolle über den Herrscher des Landes zu übernehmen, um dessen Tochter, Prinzessin Alina (Alessandra Martines) heiraten zu können.

An einem Punkt angekommen, an dem die berüchtigte Produktionsfirma aus den Achtzigern, Cannon, in finanzielle Schwierigkeiten geriet, wurde Sinbad – Herr der sieben Meere in einem zum Scheitern verurteilten Versuch veröffentlicht, mehr Geld zu generieren, als aus der Geschichte rauszuholen war. Regisseur Luigi Cozzi verfasste ein ursprüngliches Drehbuch, doch der Dreh wurde aus „Gründen“ immer wieder verschoben, weswegen dann später Enzo G. Castellari angeworben wurde, um den Streifen umzuschreiben sowie fertigzustellen. Allerdings wurde das fertige Produkt aufgrund von finanziellen Nöten abermals auf Eis gelegt. So kam es, dass Luigi Cozzi wieder an Board geholt wurde, um den Film um zuschneiden und auch noch einige zusätzliche Szenen nach zu drehen. Wie auch immer, das Ergebnis kann nicht gerade als ein Blockbuster bezeichnet werden, wobei die meisten Leute den Flick sehr wahrscheinlich auf VHS gesehen haben dürften. Diejenigen, die es getan haben, werden dieses filmische Erlebnis wohl nicht vergessen können. Nicht weil es so gut ist, nein, im Gegenteil: Der Film ist nicht nur schlecht, er ist sogar so schlecht, sodass man schon wieder eine Menge Spaß mit ihm haben kann.

Eine wichtige Unterscheidung, denn von Cannons Output muss vieles leider eher als „schlecht schlecht“, denn als „gut schlecht“ beschrieben werden, wobei das Label von Zeit zu Zeit sogar auch wirklich gute Filme (in Cannons unnachahmlichen Stil) herausgebracht hat. Doch meistens waren es die wirklich lächerlichen Werke, die ihnen in den kommenden Jahren eine Kult-Anhängerschaft einbrachten. Dazu trug bei Sinbad – Herr der sieben Meere auch Lou Ferrignos Anwesenheit als Held bei, denn er war zuvor bereits als Herkules in ein paar nicht unähnlichen Möchtegern-Fantasy-Epen aufgetreten, ganz zu schweigen von seiner ruhmreichen Identität als Der unglaubliche Hulk (1977 – 1982). Hier verhilft er dem Streifen zu einem zusätzlichen Camp-Appeal, während es so aussieht, als würde er sich in dieser Rolle sehr amüsieren, indem er sich recht sperrig in die Kampfszenen stürzt und sogar in die Kamera spricht.

Dabei wendet sich Sinbad in den meisten Fällen nicht an das Publikum, sondern an Jaffar, der mit einer magischen Kugel oder einem magischen Spiegel das Treiben von Sindbad und seinem Gefolge aus der Ferne beobachtet. Währenddessen es John Steiner mit seinem Schauspiel als Bösewicht stark übertreibt und solchen Dialogzeilen wie „knie nieder … KNIE NIEDERRR!“ einiges an Würze verleiht. Die Handlung besagt, dass die Prinzessin an einen Apparat angeschlossen ist (der anscheinend aus anachronistischem Plastik gefertigt wurde), der ihr eine Gehirnwäsche verabreichen soll und Sinbad sie retten muss, nicht zuletzt, weil Ali (Roland Wybenga), ihr Verlobter, zu seiner Crew gehört. Erschwerend kommt jedoch hinzu, dass die einzige Möglichkeit Jaffars Zauber zu überwinden darin besteht, im Besitz von fünf Kristallen zu sein, die der böse Zauberer selbstverständlich in fernen Ländern versteckt hat und diese von verschiedenen Monstern sowie Bösewichten bewachen lässt.

Man kann sich schon denken, was als nächstes kommt, oder etwa nicht? Genau richtig, Sindbad und seine Gefährten geben auf und gehen nach Hause – aber nein, sie begeben sich selbstverständlich auf diese Abenteuerreisen, die solche Fabelfiguren ja bekanntlich sehr gerne angehen, besonders in Der Dieb von Bagdad (ähm, von 1940). Natürlich gelingt es ihnen (bzw. Sinbad) die Edelsteine an den verschiedenen Orten einzusammeln, obwohl sich dieses Unterfangen nicht so einfach bewerkstelligen lässt. Von einem riesigen Mann aus solidem Fels bis hin zu einem Heer leerer, animierter Rüstungen haben Sinbad und sein Haufen von Spinnern, wie der Zwerg der Gruppe (Cork Hubbert) sie nennt, jede Menge Arbeit. Einschließlich einer Begegnung mit der Königin der Amazonen, die sie mit ihrer erotischen Anziehungskraft verhext, bis es dem Zwerg (Poochie genannt – haben die Autoren von Die Simpsons etwa diesen Film gesehen?) gelingt, den Bann zu brechen. Einiges von Sinbad – Herr der sieben Meere hat ein gewisses visuelles Flair zu bieten, doch es gestaltet sich enorm schwierig den Streifen ernst zu nehmen, vor allem, als Sinbad etliche Schlangen zu einem Seil verknotet, um aus einem Kerker entkommen zu können und währenddessen mit ihnen spricht. Selbstverständlich macht diese Art von Wahnsinn die Anziehungskraft des Filmes aus, der dementsprechend nicht als gut bezeichnet werden kann, allerdings als gut genug „schäbig“, um unterhaltsam zu sein.

Wicked-Vision veröffentlicht Sinbad – Herr der sieben Meere als Nummer 58 ihrer Collector’s Edition im Mediabook (Blu-ray und DVD) das auf 333 Stück limitiert ist. Bild 1,85:1 (1080p) / 1,85:1 (anamorph) und Ton (Deutsch + Englisch DTS-HD Master Audio 2.0 / Dolby Digital 2.0) bewegen sich auf ziemlich gutem Niveau, da kann man nicht meckern. Deutsche oder englische Untertitel können auch zugeschaltet werden. Insgesamt handelt es sich bei Sinbad – Herr der sieben Meere wieder einmal um eine äußerst gelungene Mediabook-Edition mit sehr nettem Bonusmaterial, die bei Liebhabern und Freunden von dieser Art von Filmen enorm gut ankommen sollte.

Bonusmaterial:

  • 24-seitiges Booklet mit einem Essay von Christoph N. Kellerbach —> hier kann man so gut wie alles über „Die Entstehung von Luigi Cozzis und Enzo G. Castellaris Fantasy-Kultfilm“ nachlesen
  • Audiokommentar mit Dr. Gerd Naumann, Matthias Künnecke und Christopher Klaese —> auch hier erfährt man (neben anderen Dingen) hauptsächlich über die Entstehung sowie die Geschichte des Films
  • Featurette: „Sinbad Uncharted“ – Interview mit Regisseur Enzo G. Castellari —> ein zuweilen sehr verbitterter Herr Castellari berichtet über seine Erfahrungen mit Cannon und zeigt sich ziemlich enttäuscht über das Endergebnis „seines“ Films
  • Featurette: „Sinbad Untold“ – Interview mit Regisseur Luigi Cozzi —> Herr Cozzi berichtet von seiner Arbeit mit Cannon sowie über die Entstehungsgeschichte des Streifens
  • Featurette: „Sinbad Unbeaten“ – Interview mit Darsteller und Stuntman Massimo Vanni —> Herr Vanni erinnert sich an die gute alte Zeit und die Produktion von Sinbad – Herr der sieben Meere
  • Originaltrailer
  • Bildergalerie
  • Doppelseitiges DIN A3 Poster
  • 10 Artcards zum Film
  • 2 Bierdeckel zum Film
  • 2 Aufkleber

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Regie: Enzo C. Castellari
Darsteller: Lou Ferrigno, John Steiner, Roland Wybenga, Ennio Girolami, Hal Yamanouchi u.a.
Freigabe: 12
Ländercode: B / 2
Laufzeit: 94 Minuten (ungekürzt) / 91 Minuten (ungekürzt)
Bildformat: 1,85:1 (1080p) / 1,85:1 (anamorph)
Sprache: Deutsch, Englisch
Tonformat: DTS-HD Master Audio 2.0 / Dolby Digital 2.0
Untertitel: Deutsch, Englisch
Untertitel Extras: Deutsch, Englisch
Verpackung: Mediabook
Discs: 2
Format: Blu-ray / DVD
Studio: Wicked Vision Distribution GmbH

Diese Edition wurde uns freundlicherweise von Wicked-Vision zur Verfügung gestellt.

Die Screenshots stammen nicht von dieser Edition.

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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