Sie nannten ihn Stick / Stick

Ernest „Stick“ Stickley kommt gerade aus dem Knast und hat sich fest vorgenommen, nie wieder auf die schiefe Bahn zu geraten. Leider läuft ihm just in diesem Moment sein alter Kumpel Rainy über den Weg, mit einer absolut sicheren Sache: eine Geldübergabe. Stick lässt sich darauf ein. Die Übergabe ist aber doch nicht so harmlos, Rainy wird erschossen, und Stick kann nur mit Glück entkommen. Nun ist er fest entschlossen, die Mörder zu finden und seinen Freund zu rächen. So gerät er doch wieder in die Spirale aus Gewalt und Verbrechen. (Wicked Vision Distribution GmbH)

Stick (Burt Reynolds) ist ein erfahrener Autodieb, der sieben Jahre wegen bewaffneten Raubüberfalls gesessen hat und gerade aus dem Gefängnis entlassen wurde. Kaum ist Stick zu Hause in Florida angekommen, begleitet er zunächst einmal seinen alten Freund Rainy (Jose Perez) bei der Übergabe von Drogengeld, die jedoch mächtig schief geht. Rainy wird erschossen, weswegen Stick sich gezwungen sieht unterzutauchen. Allerdings findet er recht schnell einen festen Job und arbeitet als Chauffeur für den enorm exzentrischen Millionär Barry (George Segal), wo er auch seine neue Freundin Kyle (Candice Bergen) kennenlernt und außerdem noch etwas Zeit mit seiner Tochter im Teenageralter Katie (Tricia Leigh Fisher) verbringt. Stick möchte ein Leben fernab von jeglicher Kriminalität führen, doch er weiß, dass er sich zuvor den Verbrechern stellen muss, die Rainy ermordet haben.

Das Drehbuch zu Sie nannten ihn Stick wurde von Elmore Leonard mitgeschrieben und basiert auf dessen gleichnamigen Roman. Burt Reynolds spielt hier nicht nur die Hauptrolle, sondern führt auch Regie, wobei es ihm nicht so richtig gelingt Leonards Essenz komplett einzufangen. Dennoch macht er auch einiges richtig, zum Beispiel verleihen die Drehorte in Florida dem Film ein authentisches Gefühl und die Atmosphäre kommt nicht zuletzt aufgrund der kunterbunten Auswahl an Nebencharakteren ziemlich gut rüber. Außerdem wirkt Stick wie ein klassischer Leonard-Held, ein Verbrecher mit seinem eigenen Moralkodex. Sie nannten ihn Stick hat einen starken Anfang zu bieten, denn in der ersten Hälfte des Films mixt Mr. Reynolds – der als Regisseur ebenso unterschätzt wurde, wie oftmals als Schauspieler – die dampfende Atmosphäre Floridas mit skurriler Charakterkomödie und hartgesottener Action im reinsten Sharky und seine Profis (1981) Stil.

Doch in der zweiten Hälfte fällt Sie nannten ihn Stick weitgehend auseinander und es wird offensichtlich warum sowohl Reynolds, als auch Leonard diesen Film oftmals als eine der größten Enttäuschungen ihrer Karriere bezeichnet haben. Die Universal Studios mochten Burts ursprüngliche Schnittversion des Films nicht und holten einen zweiten Drehbuchautor an Board, der die Actionsequenzen aufpeppte und die Nebenhandlung mit Sticks Tochter hinzufügte. Reynolds drehte die zweite Hälfte des Films neu, wo er Stick nicht mehr als harten Verbrecher spielt, sondern als eine weitere Variante von Bandit aus Smokey and the Bandit (Ein ausgekochtes Schlitzohr, 1977). Das Endergebnis präsentiert sich als ein eher unzusammenhängender Film, in dem Reynolds ziemlich gelangweilt rüberkommt. Burt unterlässt es hier irgendwie seinen üblichen Schick (als Stick) auszuspielen. Man sieht sich ja schließlich einen Burt Reynolds Film (insbesondere einen Reynolds-Flick aus den 80ern) wegen der klassischen Burt-Manierismen, wie sein typisches Lachen und seiner Ausgelassenheit an. Davon gibt es hier zwar auch ein wenig zu sehen, allerdings nicht annähernd genug, um das Ganze wirklich lohnenswert ausfallen zu lassen.

Gleichzeitig fühlt sich der Streifen an, als würde er zur einen Hälfte im Leonard-Universum und zur anderen im Reynolds-Universum spielen. Da sich der Flick nie richtig für eine Hälfte entscheiden kann, bleibt er irgendwo in der Mitte stecken. Glücklicherweise kann man im Bonusmaterial den Director‘s Cut in SD mit Untertiteln sowie das Gator Movie Review Stick – Der Director‘s Cut im Vergleich anwählen, um sich ein eigenes Bild machen zu können, denn Sie nannten ihn Stick hat sicherlich seine Momente. Burts beträchtliches Charisma vermag es den Film zu tragen, wann immer das Tempo nachlässt. Er legt enorm gute Chemie mit Candice Bergen an den Tag und auch seine Szenen mit Charles Durning (als Drogendealer Chucky) können als gelungen bezeichnet werden. Weiterhin gibt es etliche Sequenzen, die man sehr wohl genießen kann, wie zum Beispiel die in der Stick einem Typen dessen Kopf in einem Urinal wäscht und seinen Kampf mit dem Albino-Killer (Dar Robinson), während sich das Ende ziemlich knallhart gestaltet, in dem Stick wild mit einer Maschinenpistole um sich ballert. Ach ja, bleibt noch zu erwähnen, dass Charles Durning mit einer roten Perücke sowie knalligen Hawaiihemden recht lächerlich erscheint und dabei irgendwie wie Phillip Seymour Hoffman aussieht, nachdem er von einem Stock voller Bienen gestochen worden ist.

Wicked-Vision veröffentlicht Sie nannten ihn Stick als Nummer 54 ihrer Collector’s Edition im Mediabook (Blu-ray und DVD) mit drei verschiedenen Covervarianten, die jeweils auf 333 Stück limitiert sind. Bild 1,85:1 (1080p) / 1,85:1 (anamorph) und Ton (Deutsch + Englisch DTS-HD Master Audio 2.0 / Dolby Digital 2.0) bewegen sich auf recht ansprechendem Niveau, da kann man sich kaum beschweren. Deutsche oder englische Untertitel können auch zugeschaltet werden. Insgesamt handelt es sich bei Sie nannten ihn Stick wieder einmal um eine äußerst gelungene Mediabook-Edition mit sehr nettem Bonusmaterial, die nicht nur bei Liebhabern und Freunden von Burt Reynolds‘ Filmen enorm gut ankommen sollte.

Bonusmaterial:

• 24-seitiges Booklet mit dem kompletten Fotoaushangsatz und einem Essay von Stuart Taylor Cameron —> recht informativ
• Audiokommentar mit Dr. Gerd Naumann und Christopher Klaese —> Die beiden Herren führen (wie immer) ein enorm interessantes, informatives sowie unterhaltsames Gespräch über den Film, dessen Geschichte und die mitwirkenden Schauspieler, vor allem jedoch Burt Reynolds
• Stick – Director‘s Cut in SD mit Untertiteln (ca. 100 Min.)
• Gator Movie Reviews: Stick – Der Director‘s Cut im Vergleich (ca. 40 Min.) —> sehr aufschlussreich
• Dokumentation: The Ultimate Stuntman: A Tribute to Dar Robinson (ca. 50 Min.) mit Host/Narrator Chuck Norris —> ziemlich interessant
• Originaltrailer
• TV-Spot
• Bildergalerie —> mit etlichen Postern, Lobby Cards, Stills, Presse Berichterstattung, Buch-Cover, VHS-, Laserdisc-, DVD- und Blu-ray-Covern (ca. 14 Min.)

Beim Wicked-Shop bestellen

Freigabe: 16
Ländercode: B / 2
Laufzeit: 109 Minuten (ungekürzt) / 105 Minuten (ungekürzt)
Bildformat: 1,85:1 (1080p) / 1,85:1 (anamorph)
Sprache: Deutsch, Englisch
Tonformat: DTS-HD Master Audio 2.0 Stereo / Dolby Digital 2.0 Stereo
Untertitel: Deutsch, Englisch
Untertitel Extras: Deutsch, Englisch
Verpackung: Mediabook
Discs: 2
Format: Blu-ray & DVD
Studio: Wicked Vision Distribution GmbH

Bei Amazon bestellen

Diese Edition wurde uns freundlicherweise von Wicked-Vision zur Verfügung gestellt.

Die Screenshots stammen nicht von dieser Edition.

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

Das könnte dich auch interessieren …