Vorschau: FFF White Nights

Project Wolf Hunting

Das Fantasy Filmfest im Herbst dürfte für viele Leser und Leserinnen dieser Zeilen fester Bestandteil im Kinokalender sein. Neben dem Hauptfestival gibt es seit mehreren Jahren aber auch regelmäßige kleinere Events, mit denen die Organisatoren dem Publikum den Genre-Film jenseits des Mainstreams näherbringen wollen. Zu nennen sind hier die Fantasy Filmfest Nights und die üblicherweise am Anfang des Jahres stattfindenden Fantasy Filmfest White Nights.

In diesem Jahr tourt das Festival mit den White Nights im Januar und Februar durch die Kinos, verteilt auf jeweils ein Festivalwochenende in sieben Städten. Wie gewohnt hat man wieder einige höchst vielversprechende Titel im Gepäck, die wir euch gerne mit einer kleinen Filmauswahl vorstellen möchten. Insgesamt zehn Filme finden sich im Programm, einmal mehr wird dabei deutlich, dass das Team hinter dem Filmfest bemüht ist ein möglichst breites Spektrum an Genres abzudecken. Wie beim Hauptfestival bieten also auch die White Nights jede Menge Gelegenheiten den Blick über den Tellerrand zu wagen.

Limbo

Ein definitiver Must-See-Programmpunkt dürfte Limbo sein. Der neue Film von Soi Cheang taucht tief ein in die Abgründe der pulsierenden Metropole Hongkong und erzählt von Serienkillern, Cops und den Ausgestoßenen der Gesellschaft. Cheang, der mit Dog bite dog vor einigen Jahren für Furore sorgte, kehrt somit zurück zu seinen Kernmotiven, die im mittlerweile reichlich glattgebügelten Kino der ehemaligen Kronkolonie viel zu selten die Kinolandschaft aufwirbeln.

Ein vielversprechender Titel ist zudem Evil Eye. Regisseur Isaac Ezban, der bereits 2016 mit The Similars auf dem Hauptfestival vertreten war, bleibt auch mit seinem neuesten Werk dem Horror-Genre treu. Ein altes Herrenhaus, eine creepy Großmutter und alptraumhafte Wesen die in den tiefen Schatten der Nacht lauern. Noch Fragen? Der Trailer macht jedenfalls neugierig und verspricht angemessen gruselige Unterhaltung für die Nachmittagsstunden des Festivals.

Satan’s Slaves 2: Communion kann ebenfalls zu den interessantesten Titeln der White Nights gezählt werden. Joko Anwar bewies bereits mit dem (hierzulande bislang leider nur auf Festivals gezeigten) Vorgänger, dass das indonesische Genre-Kino neben hyper-rasanten Actionkrachern ebenso für perfekt inszenierte Horror-Stoffe steht und sich dabei nicht hinter der Konkurrenz aus anderen asiatischen Ländern verstecken muss. Ob die Fortsetzung qualitativ an den Vorgänger anknüpft wird sich zeigen. Eine große Schlagzahl an Thrills und Schocks wird Anwar aber garantiert auch diesmal bereithalten.

Das Kino aus Südkorea hat schon seit einigen Jahren einen festen Platz im Festival-Programm und nicht selten erwiesen sich die jeweiligen Filme als zukünftige Genre-Klassiker. Inwiefern Project Wolf Hunting das next big thing im noch jungen Kinojahr wird bleibt abzuwarten. Fest steht allerdings, dass dem Film schon jetzt der Ruf vorauseilt einer der härtesten Actionfilme der letzten Jahre zu sein. Man darf also gespannt sein, ob der Film um ein Frachtschiff auf dem Dutzende Kriminelle eine blutige Fehde austragen, die hoch gesteckten Erwartungen erfüllt und die Beschreibung als „Gott des Gemetzels unter der Genrefilmen“ auch wirklich und wahrhaftig verdient.

Ebenfalls einen Besuch wert sein sollte die spanische Produktion Prison 77. Regisseur Alberto Rodriguez konnte bereits 2014 mit dem düsteren Thriller Marshland begeistern, insofern dürfte auch sein neuester Streich mindestens überdurchschnittliche Genre-Kost bieten. Der, in mehreren Kategorien für die spanischen Oscars nominierte, Thriller entführt sein Publikum in die Zeit nach der Franco-Diktatur und wählt als Schauplatz ein Gefängnis in den siebziger Jahren. Im Vergleich mit den anderen Filmen des Festivalwochenendes ist Prison 77 sicherlich der anspruchsvollste Titel, was man natürlich nicht als Manko verstehen darf, sondern vielmehr als Aufforderung. Wer vielschichtige, tiefschürfende Genre-Filme sucht, die auch politische Themen verhandeln wird hier fündig.

Beinharte Dauer-Action auf engstem Raum, Hexen-Horror aus Mexiko und asiatische Schauergeschichten mit Blockbuster-Potential. Die White Nights 2023 schöpfen wieder aus dem Vollen und laden dazu ein den entsprechenden Spielstätten mal wieder einen Besuch abzustatten.

Der Vorverkauf für die Einzeltickets ist bereits gestartet. Die Fantasy Filmfest White Nights finden an den folgenden Tagen statt:

Berlin: 28. – 29.01.
Frankfurt: 28. – 29.01.
Hamburg: 04. – 05.02.
Köln: 04. – 05.02.
München: 04. – 05.02.
Nürnberg: 04. – 05.02.
Stuttgart: 04. – 05.02.

Weitere Informationen zu den Filmen und den Veranstaltungsorten (in Berlin wechselt das Festival vom Kino in der Kulturbrauerei in den Zoo Palast) findet ihr hier und auf den bekannten Social-Media-Kanälen der Seite.

André

Großer Kino-Fan mit Vorliebe für das Genre-Kino in all seinen vielseitigen Ausprägungen. Passionierter Festivalgänger, der aber auch die Vorteile des heimischen Filmkonsums zu schätzen weiß.

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