Tomorrow, When the War Began

Als man während des kalten Krieges überall auf der Welt Angst hatte vor Atomkriegen, Spionen und Invasionen, war das Kino voll mit Filmen, die mit diesen Ängsten spielten. Die Körperfresser Kommen war genauso metaphorisch für den Konflikt, wie später Red Dawn (von dem es vor kurzem auch ein unsägliches Remake gab). In letzterem kämpft eine Gruppe Teenager gegen eine Invasion von Russen und Kubanern, mitten in den USA. Ein ähnliches Konzept liegt der Tomorrow-Romanreihe von John Marsden zu Grunde. Tomorrow, When the War Began ist der erste Teil der Verfilmung dieser Reihe.

Tomorrow, When the War Began

Der australische Film von 2010 (Regie: Stuart Beattie) handelt von einer Gruppe Teenager, die in der Wildnis einen Camping Urlaub machen, während eine nicht näher definierte Nation das Land überfällt. Als sie zurück kehren, sind viele Eltern im Gefangenenlager, und die Kids sind plötzlich dazu gewzungen, ums nackte Überleben zu kämpfen. Zuerst erkunden sie den Heimatort, um die Lage besser zu verstehen. Schon alleine diese Abenteuer bringt Verletzungen mit sich, ein Elternhaus wird aus der Luft bombardiert, und die Besatzer werden auf sie aufmerksam. Dann sammeln sie ihre Kräfte, und Proviant, und ziehen sich erst einmal wieder in die Wildnis zurück, eine kleine Lagerstätte mit Wasserfall, genannt Hell. Dann fasst die Gruppe einen harten Entschluss: Sie werden sich gegen die Besatzer wehren. In einer aufwendigen Guerilla Aktion sprengen Sie die örtliche Brücke in die Luft, welche das Festland (und den Heimatort) mit der nächsten Meeresbucht verbindet, die den Invasoren als Brückenkopf dient. Aus den Teenies werden Widerstandskämpfer….

Tomorrow, When the War Began

Während Red Dawn damals mit plumper 80er Ideologie und viel Patriotismus relativ schnell vom Abenteuerfilm zum echten Kriegsfilm wurde, bleibt Tomorrow, When the War Began nach dem ausgedehnten Vorspann über weite Strecken ein Drama. Ein paar wenige Action Sequenzen zeigen den Ernst der Lage, aber der Film bleibt weitgehend minimalistisch, was nicht zwingend am Budget liegt. Während damals die Teenie Truppe um Patrick Swayze und Charlie Sheen hauptsächlich aus Highschool Football Spielern und anderen versprengten Überlebenden bestand, ist die Gruppe in Tomorrow… erlesener. Es ist eine ausgewählte Gruppe Freunde rund um die hübsche und entschlossene Ellie (der skandalträchtigen australischen Schauspieleren Caitlin Stasey), ihrer besten Freundin Corrie, ihrem Schwarm Lee, sowie  dem Stadtkino Fiona, dem hemdsärmeligen Homer und den anfangs feigen Kevin. Hinzu gesellen sich die Priesterstochter Robyn und später der Kiffer Chris. Das ist nicht gerade die von Patriotismus, Footballtraining und Schrotflinten-erprobte Truppe aus Red Dawn.

Tomorrow, When the War Began

In gewisser Weise stellt dieser Kontrast sowohl eine Stärke als auch eine Schwäche dar. Zum einen ist Tomorrow, When the War Began dadurch um einiges glaubwürdiger im Sinne von nachvollziehbarer. Man kann sich mit diesen  Jungs und Mädels aus der heutigen Teenie Zeit um einiges leichter identifizieren als den etwas abgebrühten Jungs aus dem Kino der 80er. Gleichsam ist die Verwandlung der australischen Kiddies in eine Truppe Guerilla Krieger weniger schlüssig, als der doch eher langwierige Weg der US Teenies in echte Aufständigsche. Denen konnte man das besser abkaufen, den Kampfeswut, den Patriotismus, die Skills. Gleichermaßen macht es die australische Teenie Gruppe irgendwie interessant, denn hier ist der Schockmoment höher, und die Charaktere noch einmal eine Prise interessanter. Stasey mimt die toughe Ellie mit fast schon pathologischer Präzision, und der exotische australische Outback ist als Kulisse für dieses fast schon post-apokalyptische Szenario ohnehin wie geschaffen. Red Dawn hatte einen sehr realistischen Anspruch – und scheitert weitgehend daran. Tomorrow, When the War Began ist teilweise sogar etwas leichtherzig, und ist durch und durch eine Teenie-Fantasie.

Tomorrow, When the War Began

Gefallen hat mir der lange Build-up bis endlich klar war, war los ist. Gleichsam ist der Film total menschenleer. Über weite Strecken ist es wirklich eine Art Kammerspiel unter den Teenies. Man kriegt auch von der Besatzungsmacht eher wenig mit. Das liegt auch daran, dass schon in der Vorlage die Invasoren nicht näher definiert sind. Sie sehen asiatisch aus, aber ob es sich um Militär aus Nordkorea, China, Japan oder sonstwo her handelt, wird nicht erklärt. Das macht das Storytelling rund um die Konfrontation etwas heikel, funktioniert aber erstmal recht gut, wenn man bedenkt dass Politik erstmal das letzte ist, womit man sich im Überlebenskampf erstmal beschäftigt.

Tomorrow, When the War Began

Stuart Beattie ist ein recht etablierter Schreiberling der aus der Romanvorlage viel macht. Ob aus ihm noch ein guter Hollywood Regisseur wird, ist ungewiss (und deutet sich aktuell nicht ab). Ich war jedenfalls von dem Film recht angetan, obgleich der vielen Schwächen. Gefallen hat mir die Liebe zum Detail, die Erzählruhe und die malerische Kulisse. Auf weite Strecken ist der Film sehr gut besetzt und man hat letztendlich ein unterhaltsames Kinoabenteuer vor sich. Ich freue mich schon auf die Fortsetzungen.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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