Red River

Red River

Red River (Panik am roten Fluss) ist ein Western von Howard Hawks aus dem Jahr 1948.

Thomas Dunson (John Wayne) kommt in Texas an um Land für eine Ranch abzustecken. Er hat eine Vision: tausende Rinder will er auf dem fruchtbaren Weideland hochzüchten. Das Waisenkind Matt Garth (als Erwachsener: Montgomery Clift) und sein Kumpel von Groot (Walter Brennan) sind an seiner Seite als er Jahre später seinem Traum nahe steht. Doch die Wehen des Bürgerkriegs haben in Texas den Fleischpreis abstürzen lassen, also entschließt er sich zu einem gefährlichen Viehtrieb nach Missouri, wo er noch gutes Geld für seine Rinder bekommt. Tausende will er dorthin treiben mit seiner Mannschaft. Durch Indianderland, vorbei an Wegelagerern und Viehdieben, trockene Steppen, gefährliche Flüsse und Unwetter. Um diesen Kraftakt zu stemmen wird Dunson zunehmend störrischer, und es kommt zum offenen Konflikt unter der Mannschaft, woraufhin Garth das Kommando an sich reisst……

Red River

Wer hat Lust auf John Wayne (Der Barbar und die Geisha) als vielschichtiger Idealist, auf Montgomery Clift (Die Erbin) als junger Mann der über seinen eigenen Schatten zu springen hat und Walter Brennan (berühmt vor allem aus Rio Bravo) als der beste Groot seit vor überhaupt Guardians of the Galaxy? Red River punktet auf ganzer Linie mit grandiosen Aufnahmen, einer packenden Story, exzellenten Dialogen und gefährlichen Stunts mit tausenden von Rindern. John Wayne mit grauen Haaren ebenso mit dabei wie obligatorische Bad Guys und einsame holde Maiden.

Red River

Red River ist dabei aber ein Schmachtfetzen, im allerbesten Sinne. Ein prototypischer Western-Western, die Art von Film die von anderen imitiert wird, Wirkung auf nachkommende Generationen hat und in den Köpfen der Menschen für den Hollywood-Western steht, auch wenn die Erinnerung an den Film selbst längst verblasst sein mag. Dabei ist der Film nicht annähernd so bekannt oder präsent wie der zehn Jahre später entstandene Rio Bravo. Hawks‘ eigentlich doch erster Western (nachdem er eher auch andere Filme drehte, wie Screwball-Komödien oder auch Kriegsfilme) ist auch einer der ganz großen – und auch aufwändigen. Tausende von Rindern, viel Action, komplexe Sets und Szenen, es ist kein kleiner B-Western wie sie die Studios damals noch zu Tausenden produziert hatten. Er zielte hier auf großes ab, und war danach gefragter Westernregisseur der fast immer Filme mit Flüssen drehte (Rio ist ja Spanisch für Fluss).

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Als der Film rauskam (er dürfte vermutlich zwei Jahre vorher schon im Kasten gewesen sein) war John Wayne auch in Fort Apache zu sehen, der eigentlich eine gänzlich neue Phase seiner zu dem Zeitpunkt schon recht langen Karriere einläutete. Denn: guckt mal in seine Filmografie davor, darunter sind eigentlich nur recht wenige Titel die außerhalb des US-Publikums von anno dazumal noch irgendwie bekannt sind (oft natürlich zu Unrecht). Kurz darauf waren es natürlich immer wieder ganz große Filme, allen voran The Searchers von 1956 oder eben Rio Bravo (1959). Überhaupt waren es dann die 60er, deren Western heute noch das Publikum am meisten begeistern, die älteren Streifen haben es auch trotz BluRay-Restaurationen weiterhin schwer, auch wenn ich das bedauernswert finde (ich empfehle das hier). Und viele von Hawks‘ eigenen Filmen liefen ja leider in Deutschland vielfach auch gar nicht im Kino.

Red River

Red River stammt aus der Feder von Westernautor Borden Chase (Ride a Crooked Trail, Vera Cruz) und bekam hier von Dimitri Tiomkins (Rio Bravo, Die Kanonen von Navarone, High Noon) eine großartige musikalische Gestaltung mit epischen Männerchören spendiert. Hawks‘ Händchen für komplizierte Aufnahmen lässt den Film überwältigend aussehen, das schwarz-weiß Bild tut sein weiters um dem Film Tiefe und Wirkung zu verleihen, obgleich das Academy-Format dem Film ein wenig an epischem Charakter wegnimmt. Was den Film wirklich besonders macht sind die großartigen Charaktere, allen voran natürlich die vielschichtige Figur des Dunson.

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Die Dynamik zwischen Groot, Garth und Dunson, sowie später Tess und Anfangs Valance und Co, setzen den Film vom Einheitsbrei ab: Er wirkt durch die Darstellung der Viehtreiber enorm realistisch, widersetzt sich gängigen Clichés und wirkt nicht platt oder dick aufgetragen. Der Showdown ist kein Selbstzweck, und die Charakter sind auch nicht unwandelbar. Es ist ein faszinierendes Beispiel für ein hervorragendes Westerndrehbuch. Den Film könnte man 1:1 so heute nochmal drehen und er würde nicht überholt wirken. Red River ist ein Ausnahmewestern – auch wenn er nicht mein Lieblingswestern ist. Und wer kommt bei den Aufnahmen, Musik und Menschen nicht ein wenig ins schwelgen. Ein wahrer Klassiker.

Red River

Von dem Film gibt es mehrere Fassungen. Die Pre-release Fassung ist letztlich die, die ich jetzt auch gesehen habe und sich auf der Haupt-BluRay befindet. Die kommt auf ganze 132 Minuten und dürfte mittlerweile auch die bekanntere Fassung sein. Mit dabei und wie auch die Langfassung auf einer 2K-Abtastung und Restauration basierend ist die US-Kinofassung. (auf der BluRay letztlich nur OmU) mit etwa 127 Minuten Laufzeit. Zur Genese dieses Fassungsunterschieds gibt es unterschiedliche Auslegungen, die teilweise auch auf der US-Wikipedia nachzulesen sind. Auslöser war wohl u.a. eine Klage von Howard Hughes gegen Hawks, woraufhin dieser das Ende abwandelte. Ein umfangreicher zweiseitiger Schnittbericht listet die Unterschiede im Detail auf. Es ist könnte man sagen letztlich Geschmacksache.

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Neben dem Fassungsunterschied ist hierzulande außerdem die Synchronhistorie von Interesse (bei Wikipedia nachzulesen). Von Red River existieren nämlich gleich drei deutsche Synchronfassungen. Eine ist von 1951 als der Film als „Panik am roten Fluss“ in die Kinos kam und wurde von der Ala-Film angefertigt. 1964 brachte United Artists eine Wiederaufführung in die Kinos, für die eine neue Synchro angefertigt wurde. Und 1968 ließ auch die ARD erneut eine anfertigen, diesmal für eine nicht gekürzte Fassung (die von 1951 lief nämlich nur 92 Minuten), angefertigt von Beta Technik Film. Welche sind nun hier enthalten? Laut Cover die beiden 60er Fassungen, wobei nicht synchronisierte Szenen der 1964er Fassung jeweils mit Brocken aus der neueren „aufgefüllt“ wurden. Die von 1951 ist nicht enthalten, keine Ahnung warum aber vielleicht ist das ja auch der Grund warum man in den 60ern neu synchronisieren musste: Qualität zu schlecht, oder Material verschwunden.

Red River

Das Mediabook von Capelight enthält also zwei BluRays und eine DVD sowie ein 34-seitiges Booklet mit Bildern und Texten zum Film. Die Haupt-BluRay enthält wie gesagt die Pre-Release Fassung mit den beiden Synchros aus den 60ern. Alle Tonspuren sind in PCM 2.0, inklusive der des englischen Originaltons (getestet). Die Qualität kann sich dabei grundsätzlich hören lassen und ist für einen Film diesen Alters sehr gut. Das Bild hinterlässt teilweise gemischte Gefühle, weil es durchaus Inkonsistenzen gibt in der Restauration des Bildes, also auch Ausschnitte die drastisch schlechter aussehen als andere. Insgesamt aber ein total zufriedenstellendes Bild. Außerdem gibt es bei der Pre-Release Fassung Untertitel sowohl auf Deutsch als auch Englisch.

Die Bonus BluRay enthält die US Kinofassung in HD (Englisch mit dt. Untertiteln) die auch gut aussieht, sowie auch eine kolorierte TV Fassung (133min, Deutsch oder Englisch, nicht in HD, sieht hochskaliert aber fast super aus). Das sieht echt spannend aus und erlaubt ein Gedankenspiel: wie hätte der Film wohl in Farbe und Breitbild gewirkt? Zum sonstigen Bonusmaterial gehören „Hawks Goes Independent – Mike Siegel über RED RIVER“ (33min), eine wie immer von Mike sehr gut gemachte Doku über den Film bzw. den Regisseur, die auf die Entstehung von Red River eingeht. Außerdem dabei ist der deutsche Kinotrailer und der US-Kinotrailer. Die DVD enthält nur die Pre-Release Fassung.

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Red River BluRay
Die BluRay wurde uns zur Verfügung gestellt.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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