Jack’s Back / The Ripper

In Los Angeles ermordet ein Serienkiller nach dem berüchtigten Muster von Jack the Ripper reihenweise Prostituierte. Die Polizei hat den Medizinstudenten John Westford als Verdächtigen im Visier, doch dieser begeht kurz darauf Selbstmord. Sein Zwillingsbruder Rick glaubt jedoch nicht, dass sein Bruder sich umgebracht hat, sondern dass er Opfer des wahren Täters wurde. Auf eigene Faust macht er sich auf die Jagd nach dem modernen Jack the Ripper … (OFDb Filmworks)

Hinweis: Es werden hier einige unvermeidbare Handlungspunkte diskutiert, die für einige Leser sogenannte Spoiler darstellen könnten. Personen, die sich diesbezüglich als sensibel erweisen, werden aufgefordert, den folgenden Text zu überspringen und sich den technischen Aspekten der Besprechung zu widmen.

In Time After Time (Flucht in die Zukunft, 1979) jagt der berühmte Science-Fiction-Autor H. G. Wells (Malcolm McDowell) Jack the Ripper (David Warner) bis ins 20. Jahrhundert hinterher, da Wells‘ Erfindung einer Zeitmaschine dem berüchtigten Mörder die Flucht in die Zukunft ermöglicht. In Jack’s Back sind keine Science-Fiction Aspekte vorhanden, doch in gewisser Weise spielt dieses Feature von 1988 unter der gleichen allgemeinen Prämisse Jack the Rippers oder zumindest einem Möchtegern-Jack the Ripper, der in „zeitgenössischen“ Zeiten Chaos anrichtet, in diesem Fall zur Hundertjahrfeier von Jacks ursprünglichem mörderischen Amoklauf. Mit einem relativ frühen Auftritt von James Spader in einer Doppelrolle (als Zwillingsbrüderpaar) repräsentiert Jack’s Back Rowdy Herringtons erste Kredits als Drehbuchautor und Regisseur, der zuvor jahrelang als akolytisches Crewmitglied an Filmen wie Repo Man (1984) und A Nightmare on Elm Street (Nightmare – Mörderische Träume, 1984) mitgearbeitet hatte.

Jack’s Back durchstreift ziemlich traditionelles Mystery- und / oder Thriller-Territorium, wobei sich der Film nie übermäßig innovativ präsentiert, allerdings bietet er James Spader ein schönes Schaufenster und schafft es, mindestens ein paar Momente echter Spannung zu erzeugen. Das Herausnehmen einer vielleicht merkwürdigen Seite aus dem Quellenmaterial, das auch den Funken für Cheech & Chong‘s The Corsican Brothers (Cheech & Chong – Weit und breit kein Rauch in Sicht, 1984) überspringen ließ, beinhaltet Jack’s Back eine Art von telepathischer Verbindung zwischen den Zwillingen. Als der erste von Spader gespielte Zwilling, ein aufstrebender Arzt namens John Wesford, nach scheinbarem Selbstmord tot aufgefunden wird, glaubt die Polizei er sei der Täter, der versuchte, die schrecklichen Morde von Jack the Ripper 100 Jahre nach den ursprünglichen Verbrechen in einer Art Zelebration „nachzubilden“. Doch dann taucht Johns Bruder Rick (ebenfalls von Spader gespielt) auf, um die Dinge aufzuklären. Er behauptet der Selbstmord seines Bruders wäre Mord gewesen, weil er dies in einem Alptraum gesehen hat. Intuitiv spürt er, dass sich die Polizei auf einer falschen Fährte befindet und dass etwas sehr viel Schändlicheres im Gange ist.

Jack’s Back beginnt mit einer ziemlich stylischen Pre-Kredits- und dann Kredits-Sequenz, wobei eine schwer verwundete Prostituierte ihr Schicksal durch einen unsichtbaren Angreifer trifft. Ein Polaroid-Foto (wer kann sich noch daran erinnern?) entwickelt sich dann langsam unter dem Vorspann, während die Zuschauer einen Blick auf die grausamen Nachwirkungen des Mordes werfen dürfen. Ein Psychiater namens Dr. Carlos Battera (Robert Picardo) meint nur ein Wahnsinniger würde die berüchtigten Morde von Jack the Ripper nachbilden wollen, womit der Film zu laufen scheint. Nun wird der nette Arzt in Ausbildung John Wesford vorgestellt und zumindest für eine Weile scheint es keinen klaren Zusammenhang zwischen ihm und dem schrecklichen Mord zu geben, mit dem der Film begonnen hat. Als John mit seiner süßen Kollegin Chris Moscari (Cynthia Gibb) sozialisiert und darüber scherzt, ihr zu helfen einen Mann zu finden, entwickeln sich die Dinge auf psychischer Ebene dann doch etwas akuter.

Als ein weiterer von Johns Mitarbeitern, ein gruseliger Riese namens Jack (Rex Ryon), übermäßig an Chris interessiert zu sein scheint, wird die Lage immer angespannter. An dieser Stelle überrascht es vielleicht, dass nicht Chris am falschen Ende eines Gemüsemessers landet (zumindest noch nicht). Als John dann eher zufällig über einen schrecklichen Tatort stolpert, können der Ripper-Winkel und Johns Beteiligung schließlich miteinander in Verbindung gebracht werden. In einer der wirklich überraschenden Entwicklungen des Films wird John jedoch nun von einem Angreifer, der klar gesehen und daher als Jack the Ripper-Prätendent „identifiziert“ werden kann, bösartig und brutal umgebracht. Johns relativ rätselhafterer Zwillingsbruder Rick wird nach seinem Auftauchen von Dr. Battera hypnotisiert. In diesem Moment wird die mögliche „telepathische“ Verbindung zwischen (den beiden) Zwillingen zum ersten Mal offen dargestellt.

Diese Reise ins Unterbewusstsein (oder vielleicht ins kollektive Unbewusste) überzeugt Rick davon, dass sein Bruder zu Unrecht beschuldigt wurde und schon bald glaubt auch Chris an Johns Unschuld. Der Film behandelt ziemlich gebräuchliche Thriller-Merkmale, einschließlich POV-Aufnahmen des noch nicht identifizierten Bösewichts, der verschiedene ahnungslose Frauen verfolgt (die sich natürlich gerade ausziehen). Während nichts jemals allzu weit von abgenutzten Genre-Spuren entfernt ist, gibt es dennoch einige interessante Wendungen zu erleben, einschließlich eines faux Endes, das den Film dann in eine unnötig hyperbolische Coda katapultiert. Gute schauspielerische Leistungen tragen dazu bei, dass Jack’s Back einige seiner schwächeren Handlungspunkte hinter sich lassen kann, weswegen der Film insgesamt als unterhaltsam und in Teilen sogar spannend bezeichnet werden muss, obwohl er zuweilen von ein paar zu vielen gerade passenden plot-devices abhängt, um zum Endspiel zu gelangen. Dieses Endspiel fühlt sich leider übermäßig erzwungen und verwickelt an, doch wie bereits erwähnt, gestaltet sich der Großteil des Streifens ziemlich spannend und bietet James Spader die Möglichkeit, in der Verkörperung von zwei ziemlich unterschiedlichen Zwillingsbrüdern zu brillieren. Die technischen Vorzüge sind im Allgemeinen als stark zu beschreiben, während sich minimale Ergänzungen als angenehm erweisen. Empfehlenswert!

OFDb Filmworks veröffentlicht Jack’s Back in einer Limited Special 2-Disc-Mediabook-Edition (zwei verschiedene Cover, jeweils limitiert auf 1000 Exemplare) auf BluRay und DVD. Das Bild (1080p; 1,85:1) ist auf beiden Scheiben als vollkommen zufriedenstellend bis wirklich gut zu bezeichnen. Beim Ton gibt es bei den beiden verfügbaren Spuren (deutsch, englisch BluRay: DTS-HD Master Audio 2.0; DVD: Dolby Digital 2.0) auch keinen Grund zur Beschwerde, sie lassen sich auf beiden Scheiben wunderbar hören. Deutsche und englische Untertitel sind auf Wunsch auch zuschaltbar. Somit kann die Veröffentlichung als enorm gelungen bezeichnet werden. Freunde von Mystery-Thrillern und James Spader Fans müssen hier unbedingt zuschlagen!

Extras:

  • Booklet mit einem interessanten Text von Thorsten Hanisch
  • Audiokommentar von Regisseur und Drehbuchautor Rowdy Harrington (engl.)
  • Making of Jack’s Back
  • Trailer

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  • Seitenverhältnis : 16:9 – 1.85:1, 16:9 – 1.77:1
  • Alterseinstufung : Freigegeben ab 18 Jahren
  • Verpackungsabmessungen : 19.4 x 14.2 x 1.8 cm; 180 Gramm
  • Regisseur : Herrington, Rowdy
  • Laufzeit : 1 Stunde und 36 Minuten
  • Darsteller : Spader, James, Gibb, Cynthia, Haynie, Jim, Spader, James, Gibb, Cynthia
  • Untertitel: : Deutsch, Englisch
  • Studio : OFDb Filmworks

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Diese Edition wurde uns freundlicherweise von OFDb Filmworks zur Verfügung gestellt.

Das Bildmaterial stammt nicht von dieser Edition!

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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