Ohne Dollar keinen Sarg / El precio de un hombre / The Bounty Killer / The Ugly Ones

Der Kopfgeldjäger Luke Chilson (Richard Wyler) verfolgt den verurteilten Banditen Jose Gomez (Tomas Milian), der bei seiner Flucht von einer Jugendfreundin (Ella Karin) aus seinem Dorf unterstützt wurde. Chilsons Versuch, Gomez wieder in Gewahrsam zu nehmen, wird durch die Loyalität der Einheimischen vereitelt, die sich alle liebevoll an Gomez erinnern und glauben, dass er durch Ungerechtigkeit und Verfolgung zum Banditentum getrieben wurde. Als jedoch Gomez‘ Freunde in die Siedlung eindringen, werden alte Freundschaften auf die Probe gestellt und Loyalitäten beginnen sich aufzulösen. Ist Gomez wirklich der Mann, für den sie ihn halten? (Explosive Media)

Ohne Dollar keinen Sarg, der auch unter dem Titel The Bounty Killer bekannt sein dürfte, basiert auf dem gleichnamigen Roman des amerikanischen Schriftstellers Marvin H. Albert und kann zu den besseren Filmen des Genres gezählt werden. Das Drehbuch wurde von Eugenio Martin, Jose Gutierrez Maesso und dem Amerikaner James Don Prindle verfasst, präsentiert sich ein wenig geschwätzig und während der ersten Hälfte des Films als ein eher traditioneller Western, wobei der Hauptdarsteller Richard Wyler im Rampenlicht steht. Erst im zweiten Abschnitt, wenn Tomas Milian in der Rolle des José Gomez auftritt, lässt der Film die meisten seiner klassischen Westernmerkmale hinter sich und wird vor allem in seiner Vision zu einem waschechten italienischen Western.

Sogar die Musik des wunderbar abwechslungsreichen Stelvio Cipriani klingt zu Beginn eher wie die eines Hollywood-Westerns, entwickelt sich aber schließlich zu einem großartigen Italo-Western-Score, der dem Film hilft, sich auf das felsige Terrain des italienischen Westerns vorzuwagen. Ohne Dollar keinen Sarg porträtiert den Mexikaner Gomez zunächst als armen, sozial eingestellten Banditen, den die Dorfbewohner als eine mexikanische Version von Jessie James ansehen, die nur aufgrund des Unglücks, das ihr durch den Hass und die Gewalt des „weißen“ Mannes widerfahren ist, zu einem Kriminellen wurde. Während Luke Chilson nichts anderes als einen Kopfgeldjäger repräsentiert (für ihn ist das nur ein Job, wie jeder andere), der hinter die Fassade der meisten Banditen blicken kann und die Dorfbewohner sowie insbesondere die naive Eden davor warnt, dass aus dem kleinen lieben Jungen, an den sich alle gern erinnern, ein brutaler Mörder geworden ist. Dennoch wird Chilson von ihnen gedrängt die Stadt zu verlassen und dem armen Jose aus dem Weg zu gehen, damit der über die mexikanische Grenze in die Freiheit fliehen kann.

Doch Chilson lässt sich nicht beirren, wartet Joses Ankunft ab und nimmt ihn dann gefangen. Schließlich kommt es zu einem Kampf zwischen den beiden Männern, bei dem Chilson zunächst die Oberhand gewinnt. Allerdings wendet sich das Blatt, als der sympathische Schmied Miguel (Mario Brega) Asche in die Augen des Kopfgeldjägers wirft und ihn dann mit einer Schippe bewusstlos schlägt. Nachdem auch der Rest von Joses Bande von Halsabschneidern eingetroffen ist, erkennen die Ortsansässigen endlich, dass Gomez zu einem rücksichtslosen, gefühlskalten sowie blutrünstigen Killer geworden ist, der sich nimmt, was er will und nur noch sehr wenig Moral übrig hat. So verlagern sich die Allianzen nun ganz langsam, denn nur Luke Chilson kann es mit den Galgenstricken aufnehmen. Das Thema der „Heimkehr“ aus Ohne Dollar keinen Sarg war im Italo-Western generell recht prominent vertreten, da es in vielen Filmen wie zum Beispiel Il ritorno di Ringo (1965), Le colt cantarono la morte e fu… tempo di massacro (1966), Quella sporca storia nel west (1968), Due once di piombo / Il mio nome è Pecos (1966) und etlichen weiteren behandelt worden ist. Die Schauspieler bringen in ihren Rollen alle sehr gute Leistungen, wobei Tomas Milian und Richard Wyler wunderbar gegeneinander spielen, obwohl sich die beiden Männer laut Regisseur Eugenio Martin nicht verstanden haben sollen.

Tomas Milian ist in seinem Westerndebüt natürlich der wahre Star der Show und kann als ein schauspielerisches Genie bezeichnet werden, das in vielen seiner Filme, wie auch diesem, enorm beeindruckende Auftritte zu verzeichnen hatte. Wenn die Handlung beginnt sich um ihn zu drehen, nimmt der Film richtig Fahrt auf und erreicht dabei beinahe den Status eines echten Klassikers. Milians Italo-Western Auftritte umfassen etliche Produktionen, darunter einige echte Perlen des Genres wie Se sei vivo spara (1967), Corri uomo corri (1968), La resa dei conti (1966), Faccia a faccia (1967) und Vamos a matar, compañeros (1970). Der in Kuba geborene Milian hatte eine lange, lukrative Karriere im italienischen Film und spielte anschließend Rollen in vielen amerikanischen Streifen sowie im Fernsehen, nachdem er Ende der 1980er Jahre in die Vereinigten Staaten übergesiedelt war.

Der gebürtige Brite Richard Wyler (Django – Unersättlich wie der Satan, 100.000 verdammte Dollar, Il pistolero segnato da Dio) ist zwar nicht als der typische Kopfgeldjäger oder Antiheld im Stile des Italo-Westerns anzusehen, macht als Luke Chilson aber einen guten Job und bringt ein gewisses Gegengewicht zu Joses langsam fortschreitender Charakterentwicklung im Mittelteil des Streifens. Auch die restliche Besetzung kann sich durchaus sehen lassen, darunter eine fein gedämpfte Darstellung des legendären Mario Brega als Schmied Miguel und Enzo Fiermontes als Ex-Sheriff Novak, der seinen Glauben an das Gesetz verloren hat und sich zunächst weigert Chilson unterstützend zur Seite zu stehen. An einer Stelle teilt er ihm sogar mit: „Wenn du meine Hilfe brauchst, wirst du vielleicht sterben, bevor du sie bekommst, Amigo.“ Halina Zalewska (als Ella Karin aufgeführt) spielt als Eden eine willensstarke Frau mit großer Entschlossenheit und wird glücklicherweise zu keiner Zeit sexualisiert.

In einem Genre, in dem Frauen hauptsächlich als Prostituierte, Tanzmädchen oder Bösewichte dargestellt werden, repräsentiert die Eden-Figur eine enorm willkommene Ausnahme. Die schöne, in Polen geborene Schauspielerin verpasst ihrem gut geschriebenen Charakter eine angemessene Mischung aus Naivität sowie Stärke und wird sogar Jose gegenüber niemals als sexuelles Ausbeutungsobjekt porträtiert. Eugenio Martins führt mit sicherer Hand Regie und bringt eine Menge Sachkenntnis in die Produktion ein, die gleichzeitig von der atemberaubenden Kinematographie des zukünftigen Regisseurs Enzo Barboni komplementiert wird.

Bonusmaterial und Besonderheiten:

  • Digipack mit Booklet (Blu-Ray & DVD)
  • Interviews mit Tomas Milian und Eugenio Martin
  • Alternatives Ende aus der italienischen Fassung
  • Trailer
  • Bildergalerie mit seltenem Werbematerial

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Seitenverhältnis: 16:9 – 2.35:1
Alterseinstufung: Freigegeben ab 16 Jahren
Regisseur: Martin, Eugenio
Medienformat:‎ Breitbild
Laufzeit: ‎1 Stunde und 34 Minuten
Darsteller: Brega, Mario, Karin, Ella, Blanco, Hugo, Barboo, Luis, Zarzo, Manuel
Sprachen: Deutsch, Englisch, Spanisch
Untertitel: ‎Deutsch, Englisch
Studio: Explosive Media

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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