Hunt

Hunt

Hunt (Heon-teu) ist ein koreanischer Spionagethriller aus dem Jahr 2022 von und mit Lee Jung-jae (New World, Assassination, oder das Remake von The Housemaid) und Park Sung-woong (New World) in den Hauptrollen.

Ohne zu viel über die Handlung zu verraten: Es ist das Jahr 1983 in Südkorea. Das blutige Vorgehen der Militärdiktatur gegen die Studentenproteste ist noch in frischer Erinnerung. Park Pyong-ho (Lee Jung-jae) leitet den koreanischen Auslandsgeheimdienst KCIA, Kim Jung-do (Park Sung-woong) den gefürchteten Inlandsgeheimdienst. Nachdem bei einem Besuch des koreanischen Staatspräsidenten in den USA ein Attentat gerade noch verhindert werden konnte, entbrennt eine fieberhafte Suche nach einem Maulwurf in den eigenen Reihen. Sticht ein nord-koreanischer Spion Informationen durch? Kim hält Park für den unter dem Decknamen Donglim vermuteten Spitzel, Park hingegen stößt auf eine Verschwörung die einen koreanischen Rüstungskonzern, die US Regierung und Kim miteinander verbindet. Die beiden Abteilungen beginnen sich gegenseitig zu bekriegen, als klar wird, dass sie auf eine Katastrophe zusteuern…..

Lees Regiedebut hat es in sich, würde ich sagen. Ich lobe Filme nicht gern überschwenglich, und wer koreanisches Kino kennt weiß ja das das eine hochgradig professionelle Filmindustrie ist deren Output immer höher, schneller, weiter, bombastischer usw. wird. Dennoch, Hunt hat mich wirklich sehr beeindruckt und sehr gut unterhalten. Der Trailer suggeriert einen Actionthriller, aber es ist vielmehr ein Spionagethriller mit einer gehörigen Portion Politik die zwar hier fiktiv aber gerade für koreanische Augen alles andere als an den Haaren herbeigezogen ist. Die 80er waren für Korea eine schwierige Zeit, in der das bis heute formal im Kriegszustand befindliche Land sich von den Klauen der Militärdiktatur befreien versuchte, die nicht zuletzt ihre Macht durch völlig entfesselte Geheimdienste zementiert hatte. Überwachung, Folter und gewaltsame Unterdrückung von Protest, Meinungsfreiheit und sonstiger Grundrechte war an der Tagesordnung (ein guter Film dazu ist auch der Film A Taxi Driver, also nicht der von Scorsese sondern der koreanische Film mit Song Kang-ho). Politische Intrigen und Spionage waren Tagesthemen, nicht zuletzt herrschte kalter Krieg und die Existenzangst des Landes wegen des nördlichen Nachbarns hielt als Unterdrückungsgrund gut her.

Vor diesem Hintergrund also entfesselt Hunt, mit einem Hauch von In the Line of Fire aber viel mehr angelehnt an den Film Das Attentat (Namsanui bujangdeul) den ich auch recht gut fand, oder Park Chan-wooks DMZ-Thriller Joint Security Area, einen atemberaubenden Plot voller Paranoia, Gewalt und Brenzligkeit. Die beiden Hauptfiguren sind Kontrahenten die ein unterschiedlicher Patriotismus eint, und die aus unterschiedlichen Motiven ihre Ziele verfolgen, gefangen in Kontexten die komplizierte nicht sein könnten. Was der Film unglaublich plastisch macht ist, dass niemand niemandem traut, alle sich gegenseitig ausspionieren und diese Paranoia das Land letztlich fast an den Abgrund getrieben hat – hier im Film fiktiv überspitzt dargestellt mit jeder Menge Actionfeuerwerk am Ende. Wie für einen guten Spionagethriller etabliert gibt es hier einen gehörigen Mix an politischen Intrigen, Katz-und-Maus-Spielen, Finten und Geheimaktionen. Hinzu kommen donnernde Actionsequenzen und wahrlich grandiose Schießereien (Heat lässt grüßen) die viele Actionfilme nicht besser hinbekommen. Doch auch viel an soziopolitischem Nachdenkmaterial ist enthalten und eine wahrlich brutale Darstellung von Folter und Gewalt. Es ist ein Film bei dem es ordentlich kracht, der aber viel Substanz mit sich bringt und sich in 130 Minuten auch Zeit lässt eine wirklich komplizierte Geschichte bis ins Detail zu erzählen.

Dabei helfen auch eine ganze Riege überragender Nebendarsteller, als exzentrischer Überläufer hat auch der vielbeschäftigte Charakterdarsteller Hwang Jung-min (The Wailing) einen kurzen Gastauftritt. Hye-jin Jeon (The Beast) spielt Parks rechte Hand, Man-sik Jeoung (The Swordsman, Vagabond) den brutalen Agenten Yang, einer von vielen Nebencharakteren die die Welt von Hunt mit plastischen Figuren ausschmücken und wie andere Filme die sich mit Diktaturen beschäftigen damit zeigen, dass diese Grausamkeiten immer Menschen gebraucht haben die mitgemacht haben, willige Täter waren und vielfach auch willkürliche Gewaltausübung ausgekostet haben. Und hier sind auch die Hauptfiguren keineswegs ausgenommen – Hunt kennt keine sauberen Helden. Der Film ist dabei auch total super produziert, mit hervorragenden Sets, Schnitt und Musik und einer erstklassigen Kamerarbeit von Lee Mo-gae, der weltbekannte koreanische Filme verantwortete wie zum Beispiel Emergency Declaration, The Tiger, My Way, I saw the Devil oder The Good the Bad and the Weird. Ein sehenswerter Film!

Plaion bringt den Film auf 4K UltraHD BluRay im Steelbook (das auch eine althergebrachte BluRay enthält) und als separat erhältliche BluRay Version. Die UHD (Dolby Vision, HDR) sieht wirklich sehr gut aus, mit satten Schwarztönen und hervorragenden Kontrasten. Da zeigt sich, dass das Format einfach gutes Bild bieten kann. Der Film sieht ja auch nicht poliert wie ein drittklassiger Action-VOD-Film aus sondern ist eine sehr teure, aufwendig inszenierte Produktion, und das sieht man. Auch viele dunkle Szenen oder solche in Autos usw sehen hervorragend aus. Beim Ton ist es etwas weniger grandios, hier nur DTS-HD MA 5.1 und die Räumlichkeit kommt durch die Centerlastigkeit mancher Geräusche und Dialoge nicht immer so ganz in die Gänge. Insgesamt aber bietet die Spur einen sehr erdigen rummsenden Ton. Eine deutsche Synchronspur gib es aber auch (nicht getestet). Leider sind nur deutsche Untertitel enthalten.

Auf der UHD selbst gibt es als Extras nur den Trailer. Auf der BluRay (die Plaion so wohl inhaltsgleich in Italien vertreibt, der Sprachauswahl vor Menüzugang nach zu urteilen) hat ein paar mehr Dreingaben zu bieten. „Global Greeting“ (40s) ist eine Grußbotschaft der beiden Stars an das Publikum. Im „Cross Interview“ (3min) interviewen sich die beiden gegenseitig zum Film. Beides natürlich Marketing, aber da die beiden so charmant sind ist das ganz nett und ein paar Aufnahmen vom Dreh sind enthalten. Dann ist noch ein echtes Interview mit dem Regisseur enthalten (20min), das interessante Einblicke bietet aber bei dem die Antworten oft wenig mit den Fragen zu tun haben. „Jagdreport“ (5min) ist ein weiteres kurzes Making-Of Featurette, zudem gibt es noch einen kurzen Eindruck vom Besuch der Crew beim letzten Cannes Film Festival, den Originaltrailer und ein weiteres Making-of (13min) das einen ausführlicheren Blick hinter die Kulissen gewährt.

Bei Amazon kaufen (oder nur BluRay Variante)

Hunt Steelbook UHD
Der Film wurde uns zur Verfügung gestellt.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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