High Tension

High Tension

Haute Tension (High Tension) ist ein Splatter-Horrorfilm von Alexandre Aja aus dem Jahr 2003. Zu viel sollte man über die Story natürlich nicht verraten daher nur so viel: Alex (Cecilie de France) und Marie (Maiwenn le Bosco) wollen bei Maries Familie auf dem Land in Ruhe für Prüfungen lernen. Sie kommen Abends an un lernen ihre Eltern, Bruder und kleinen Neffen kennen. Doch schon in der ersten Nacht bricht die Hölle über sie herein: ein unbekannter Fremder bricht kurz nach Anbruch der Dunkelheit in das Haus ein und beginnt brutal zu morden. Alex kann nur mühsam entkommen, versucht dem Killer zu entwischen und Marie zu befreien die geknebelt im Laster sitzt… doch der grauenvolle Mörder kann von Alex letztlich nicht gestoppt werden.

High Tension

Alexandre Aja (Remake von The Hills Have Eyes, Crawl) sorgte mit dem Film damals für Furore und gilt als Mitbegründer eines neuen französischen Horrorkinos. Brutal, minimalistisch und derb – dabei auch irgendwie cool und solide in aktueller Popkultur verankert. Ich weiß noch, dass ich ihn damals richtig gut fand, dass er zur Speerspitze des neuen europäischen Splatterkinos gehörte war damals keine Kategorie in der ich dachte, man war ja froh an die ungekürzte Fassung zu kommen. Auch die starken Death Proof Vibes wurden einem nur Jahre später klar. Aja, der dann schnell auch in Hollywood Karriere machte (Crawl ist wirklich unterhaltsam), kupfert hier natürlich überall ab wo er nur kann, ob bei italienischen Meistern wie Lucio Fulci (dessen Makeup-Partner de Rossi hier mitwirkte, sein Wirken ist u.a. in Zombie zu sehen) oder sowas wie Jeepers Creepers. Dabei ist der Film kein französisches The Texas Chainsaw Massacre, dafür ist er einfach weder gut genug noch wichtig genug. Mir ist nicht so ganz klar wer die anderen Vertreter dieses „neuen“ Horrorgenres sind, aber vielleicht sind Julia Ducurneau (Raw) oder Coralie Fargeat (Revenge) Anhaltspunkte. Eli Roth ist vielleicht sowas wie ein Mitglied der Bewegung „ehrenhalber“, da Hostel ja als europäischer Film durchgeht finde ich. Mit diesem Folterporno-Gedöhns habe ich aber nicht viel am Hut.

High Tension

High Tension verschwendet ja nicht viel Zeit um derb und eklig zu werben, und hält das Tempo dann recht konstant. Die Spannung auch, aber der Titel ist da schon etwas hochnäsig für so ein Frühwerk. Ich finde den Film vor allem gut gecastet. Cecile de France (Der Schwarm) passt auf diese Figur wie die Faust aufs Auge, sie bringt sowohl die Physikalität mit als auch die psychologischen Qualitäten. Der Film leidet aber trotz guter Effekte, flottem Schnitt und so weiter unter der typische Schwäche von Slashern von der Art, in denen der eigentlich recht Stumpfe Bösewicht letztlich viel zu schlau und gerissen ist (und die Opfer zu blöd). Man will ja Plausibilität, keinen Realismus. Das relativiert sich am Ende des Films offensichtlich ein wenig, aber es stört schon. Klar ist, der Film ist nichts für Kids und das Geschlachte geht bis ins Lächerliche, angsteinflößend macht es den Film aber nicht. Das Ende wird viel kritisiert. Ich würde hier aber nicht zu viel hinein interpretieren. Ich sehe es als eine relativ unoriginelle, etwas enttäuschende Wendung hin zu einem Erklärmuster, das diesen Film extrem entschärft, hätte er doch andere Möglichkeiten gehabt, Horror zu projizieren, wenn man mal an die vielen Figuren und das Setting bedenkt. Letztlich hat der Film nichts zu sagen und erinnert ein wenig an die Emo-Grunge Mucke im Abspann: ein handwerklich solide gelungenes Kind seiner Zeit, Regiespielplatz ohne viel Tiefgang und hat Fans weil er einfach ein wenig irre ist, wie auch die Protagonistin.

High Tension

Plaion Pictures bringt den Film in einer neuen Edition die neben 4K UltraHD BluRay inkl. HDR / Dolby Vision auch eine althergebrachte BluRay enthält, die mir für diese Besprechung zur Verfügung stand. Das Bild erschien mir dabei völlig in Ordnung, mit satten Kontrasten, lebhaften Farben und scharfem Bild. Da dürfte die UHD mit noch mehr Dunkel und höher aufgelösten Texturen durchaus Freude bereiten, aber es ist letztlich keine aufwändige Produktion und visuell finde ich auch kein großer Wurf, das sollte man bedenken. Beim Ton (Französisch getestet) handelt es sich – auch auf der BluRay – immerhin um eine 7.1-Spur, aber so unglaublich raumfüllend ist das nicht in der Abmischung. Es gibt auch noch die englische und die deutsche Synchronfassung, jeweils 5.1. Untertitel optional auf Deutsch.

Nun zu den Extras. Es sind zwei Kommentare an Bord. Ein Audiokommentar mit Alexandre Aja und Gregory Levasseur (Englisch), ein Audiokommentar von Kai Naumann und Laurent Ohmansiek (Deutsch), beide schaffte ich aus Zeitgründen nicht zu genießen aber hier hat man schon mal zwei exzellente Quellen um in den Film tiefer einzutauchen wenn man möchte. Dazu noch der deutsche und französische Trailer. Mehr ist auf der Bonus BluRay. Einmal die umfangreiche Doku „Beyond Blood“ (90min) über die neue Welle französischen Horrors und „High Tension“ insbesondere, mit vielen Interviews mit diversen Filmemachern, Kritikern und anderen Beteiligten. Dann ist da ein Making-of (36min) mit Einblicke in den Dreh, ein Featurette „Der Meister des Blutvergießens“ (17min, Interview mit de Rossi) die noch von Koch Films selbst stammte, und fünf Szenenkommentaren. Hinzu kommen unterschiedlich lange Interviews mit Cecilie de France, Maiwenn Le Bosco, Philippe Nahon und Giannetto de Rossi (Makeup) sowie eine Bildergalerie. Also insgesamt ein echt umfangreiches Paket an Bonusmaterial das die ganze Edition wirklich wertvoll macht.

High Tension
Die BluRay wurde uns zur Verfügung gestellt.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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