Ich glaub mich tritt ein Pferd

Animal House

National Lampoon’s Animal House (Ich glaub mich tritt ein Pferd) ist eine Kultkomödie von John Landis aus dem Jahr 1978.

Das fiktive Faber College ein Jahr nach der Ermordung an John F. Kennedy. Auf dem Campus eskalieren regelmäßig wilde Parties, Konservative und Liberale ringen um die Hoheit darüber, das Studentenleben nach ihren Vorstellungen gestalten zu können. Wie jedes Jahr müssen Neulinge eine passende Studentenverbindung suchen (die Amis nennen das Pledging, also einer Fraternity Treue zu geloben – dafür muss man aber erst mal in der Regel Aufnahmerituale bestehen). Larry (Tom Hulce) und Kent (Stephen Furst) fühlen sich bei Delta Tau Chi gleich gut zuhause: diese Verbindung lässt es regelmäßig krachen. Hier wird gefeiert, hier werden Streiche gespielt, hier gelten kaum Regeln. Angeführt von Eric genannt „Otter“ (Tim Matheson), werden die beiden aufgenommen und firmieren fortan als „Pinto“ und „Flounder“. Partyherz der Deltas ist der wilde „Bluto“ (John Belushi). Da die Noten der Deltas unterirdisch sind, lässt der Rektor (John Vernon) nichts unversucht, dem Laden den garaus zu machen. Das lassen die sich nicht bieten und sabotieren die Homecoming-Parade….

Animal House

Nun ist Humor ohnehin immer schwierig und auch leider etwas, an dem der Zahn der Zeit nagt. Ich beispielsweise kann mit MASH heute nicht mehr viel anfangen, aber damals war das der Brüller. Bei Animal House weiß ich den subtilen Humor zu schätzen, aber Jahrzehnte von Road Trip und American Pie, die es ohne Animal House nicht geben würde, haben uns als Zuschauende schlicht verhunzt, da vermag John Belushi nicht mehr so arg viel zu reißen. So bleibt der Humor hier eher etwas elitäres – schon allein das im Originalton vollständig zu durchdringen verlangt einem deutschen Publikum viel ab, und in der Synchronfassung kann das alles so akkurat eh nicht wiedergegeben werden. Zumal jenseits vom sprachlichen Aspekt, die Welt der College-Burschenschaften nun nicht unbedingt etwas ist das dem Kinpublikum hierzulande sehr geläuft ist – oder war. Und während für damalige Zeiten das Spannungsverhältnis zwischen konformistischen pro-militärischen Konservativen einerseits und Rebellen andererseits noch Teil der grundsätzlichen gesellschaftlichen Debatten war, Studentenproteste gegen den Vietnamkrieg lassen grüßen, verliert die Story darüber hinaus schnell an Dampf.

Animal House

Dabei darf man aber nicht vergessen wie unglaublich erfolgreich und einflussreich der Film war. Er gilt als einer der erfolgreichsten Komödien aller Zeiten und verhalf einer ganzen Reihe heute recht bekannter Gesichter zu Weltruhm. Animal House war der erste unter Lizenz des Namens National Lampoon, einer zunächst als Satirezeitschrift bekannten Publikation zu der sich später auch Radioprogramme (bei denen sich u.a. so zwielichte Gestalten wie Chevy Chase und John Belushi kennen lernen) gesellten, entstandene Kinofilm. Der Film bedeutete den Durchbruch von Regisseur John Landis (The Blues Brothers, The Kentucky Fried Movie) und erlang sofort Kultstatus, den er bis heute unter Kennern wahrt.

Animal House

Das Drehbuch stammte unter anderem von Harold Ramis (Ghostbusters) und Co-Produzent war der 2022 verstorbene Ivan Reitman (Twins, Kindergarten Cop) der dann auch einen Serienableger des Films namens Delta House produzierte. Der Soundtrack ist ebenso legendär und bietet eben einigen kontemporären Gassenhauern auch Klänge von niemand geringerem als Elmer Bernstein (Zeit der Unschuld). Doch es ist in erster ein Film seiner Figuren. John Belushi ist genial. Der mit 33 Jahren 1982 viel zu früh verstorbene landete 1980 mit The Blues Brothers den Megahit. Als 1978 Animal House in die Kinos kam war es eigentlich sein Kinodebut. Unvergessen ist er auch in Spielbergs 1941.

Karen Allen wird drei Jahre später mit Indiana Jones zur Legende, hatte zwischendurch aber einen Auftritt in Cruising, dem kontroversen Undercover-Cop Thriller des letzte Woche verstorbenen William Friedkin. Der Film punktet auch mit einem denkwürdigen Gastauftritt von Verna Bloom (High Plains Drifter). Warum erzählte ich das oben alles? Nun, der Film hat seine Momente, er ist auch einigermaßen witzig, aber wenn ich nen Abend voller Witze und Lachen haben will dann guck ich vermutlich heute was anderes. Immerhin war der Film für seine Zeit frisch und clever, gewagt und feinfühlig, was man von heutigen College-Komödien alles nicht mehr behaupten kann. Bewaffnet mit viel Trivia sollten Filmkenner jedenfalls ihre Freude daran haben. Und Klassiker bleibt Klassiker. Toga! Toga! Toga! Toga!

Animal House

Plaion Pictures bringt den Klassiker sogar als 4K UltraHD BluRay, hier stand mir jedoch nur die im Mediabook auch enthaltende otto-normal BluRay zur Verfügung. Das Bild lässt erkennen wie sorgfältig restaurierte das zur Verfügung gestellte Material ist. Hier wirft die BluRay ihren Schatten auf die UHD voraus. Das Bild ist zwar oft dunkel (es geht ja um das Nachtleben aufm Campus), hier punktet die Scheibe aber schon mit ausreichenden Kontrasten, da darf man sich bei der UHD dank HDR mit noch realistischeren Farbtiefen freuen. Ansonsten sieht der Transfer rundherum sehr gut aus, scharf, gute Texturen, wenig digitale Artefakte, viele Details. Sehr schön geworden.

Beim Ton hat man jede Menge Optionen. Der Originalton liegt als 2.0 Original-Monospur vor, aber auch als DTX:X 3D-Audio, ein auf BluRay recht seltenes Format, das in etwa mit Dolby Atmos vergleichbar ist, was man aber nur auf UHD findet. Außerdem liegen zwei deutsche Synchronfassungen bei: einmal die Kinosynchro in 2.0 mono, und dan auch eine 5.1 Surroundversion, wobei es sich aber um eine Neusynchro handelt. Getestet habe ich die Englisch DTX:X Spur, wobei ich mir nicht sicher bin ob meine Anlage das originalgetreu wiedergibt oder sozusagen wie eine herkömmliche 5.1-Spur. Von diesem Upmix profitiert vor allem Elmer Bernsteins Musik. Dialogverständlichkeit ist dennoch erstaunlich gut.Man hat die Wahl deutsche oder englische Untertitel anzumachen.

Auf der Bluray sind jede Menge Extras. „Das Jahrbuch“ (45min) ist so eine Art Rückblick auf den Film, mit vielen Interviews, das entstand vermutlich in den 90ern. „The Inside Story“ (87min) ist noch recht frisch und sowas wie eine ultimative Doku über den Film und das Phänomen das er darstellte. Wenn man nur ein Extra guckt, dann vielleicht das hier, es ist eine phantastische Doku, aber natürlich eher eine Huldigung als eine unabhängige kritische Auseinandersetzung. Da es ersichtlich ist, dass das fürs US-TV produziert wurde überrascht es auch nicht ganz dass hier z.B. Schimpfworte zensiert sind und so weiter. „Where are they now“ (25min) ist eine für eine damalige DVD produzierte Untersuchung wo die Figuren von damals wohl heute sind. Das ist recht witzig. Ein szenenspezifischer Videokommentar (25min) sind Interviewschnipsel die über diverse Szenen des Films gelegt sind, wenn man die Dokus schon kennt ist das aber nix neues mehr. „Hätten Sie’s gewusst?“ (108min) ist sozusagen nur ein Untertitel, also man guckt den Film nochmal aber die Untertitel sind gespickt mit etwas Trivia (auf Deutsch). „Scene it“ (12min) sind auch ein paar Fun Facts als Quizfragen die dann mit Szenen aufgelöst werden, eher albern. Hinzu kommt noch die deutsche Super8 Fassung in zwei Teilen, der englische Kinotrailer, der deutsche Wiederaufführungstrailer und eine Bildergalerie. Also ein sehr umfangreiches Paket, eine großartige Edition dieses Klassikers.

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Animal House
Die BluRay wurde uns zur Verfügung gestellt.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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