Zwei ausgekochte Halunken / La caza del oro / Lo credevano uno stinco di santo / They Believed He Was No Saint

Eine Gruppe von Gesetzlosen wartet darauf, dass der alte Goldsucher Jonathan Carver aus dem Gefängnis kommt. 20 Jahre zuvor hat er 28 Säcke mit Gold versteckt, die er einer Minengesellschaft gestohlen hat. Als Carver entlassen wird, heften sich Trash Benson, Mr. Travers und vier Banditen auf seine Fersen. Benson gelingt es, das Vertrauen Carvers zu gewinnen … (Pidax Film- und Hörspielverlag)

Nach dem in Deutschland niemals erschienenen Una bala marcada (God in Heaven… Arizona on Earth, 1972) mit Peter Lee Lawrence, drehte der aus Barcelona stammende Regisseur Juan Bosch noch im gleichen Jahr den eher als leichtherzig zu beschreibenden La caza del oro (Zwei ausgekochte Halunken) mit Anthony Steffen in der Hauptrolle. Steffens Mine präsentiert sich hier so versteinert wie eh und je, während ihm ständig ein Zigarillo im Mundwinkel klebt (nicht die einzige Anspielung auf Für eine Handvoll Dollar) und er mehr oder weniger wie Django aus Django il bastardo (Django und die Bande der Bluthunde, 1969) gekleidet ist. Bei diesem Streifen handelt es sich um Steffens letzten nennenswerten Italo-Western Beitrag, obwohl er mit Uno, dos, tres… dispara otra vez (Fuzzy, halt die Ohren steif!, 1973) und Il mio nome è Scopone e faccio sempre cappotto (Fäuste wie Dynamit, 1974) noch zwei weitere Westernkomödien drehte. Der spanische Titel bedeutet übersetzt so viel wie „Die Jagd nach Gold“ und genau das ist es, was die geneigte Zuschauerschafft auch zu erwarten hat. Dan Carver (Manuel Guitián) wird nach zwanzig Jahren aus dem Bezirksgefängnis entlassen und träumt davon eine Ranch in Sonora zu kaufen. Er arbeitete früher für ein Bergbauunternehmen, das Gold abbaute, wobei er sich 28 Säcke davon unter den Nagel gerissen hat, die seitdem verschwunden sind. Vor dem Gefängnis versammeln sich nun Hyänen, Abtrünnige, Gesetzlose und sogar die Fliegen, um Carver in Empfang zu nehmen und ihm das Versteck des Goldschatzes zu entlocken.

Carvers alter Kollege Sam Travers (Luis Induni), der sogenannte Colorado Prediger (Gaspar ‚Indio‘ González als Indio González gelistet) mit seiner Bande von Verbrechern sowie Trash Benson (Anthony Steffen) sind ganz besonders an dem Gold interessiert. Doch bevor er in die Hände dieser goldgierigen Individuen fällt, lässt sich Carver kurz nach seiner Freilassung vom Gefängnisdirektor (Raf Baldassarre) lieber sofort wieder einsperren. Hier vollzieht sein Zellengenosse Paco (Daniel Martín) einen Fluchtversuch und begegnet auf seinem Weg nach Draußen Trash, der gerade nach Drinnen gelangen will, um Carver zu befreien. Während sich der Prediger mit seiner Bande eine Schießerei mit Travers und dessen Männern liefert, gelingt es Trash und Paco – mit Carver im Gepäck – zu fliehen. Nachdem sie eine Weile ziellos umhergeritten sind und alle Versuche erfolglos waren Carver bezüglich des Goldes zum Reden zu bringen, verlieren unsere drei „Freunde“ schließlich ihre Pferde, treffen aber glücklicherweise auf eine Karawane von Prostituierten, die in der Nähe ihr Lager aufgeschlagen hat. Da Carver und Puffmutter Molly (Irene D’Astrea) zufällig alte Bekannte sind und er nach seiner langen Inhaftierung unbedingt eine Frau haben will, verschwenden die beiden keine Zeit damit, dort weiterzumachen, wo sie vor zwanzig Jahren aufgehört hatten.

Doch leider ist das alles viel zu viel für den alten Mann, der plötzlich vor den Augen von Molly, Trash und Paco an einem Herzanfall zu sterben droht. Bevor Carver allerdings in die Ewigen Jagdgründe einzieht schreibt er (mit Pacos Blut!, weil keine Tinte zur Verfügung steht) noch auf ein Stückchen Papier, wo das Gold zu finden ist. Anschließend soll Paco die äußerst wertvolle Nachricht rasch lesen, damit Trash sie schnell verbrennen kann. Sie soll nämlich nicht in die Hände der Prediger-Bande fallen, die den Wagen des Wanderbordells umzingelt haben, noch bevor Pacos Blut eine Gelegenheit zum Trocknen hatte. Wie es der Zufall so will, wird die Meute des Predigers von den Männern des Gefängnisdirektors – die auch die Verfolgung der Ausbrecher aufgenommen haben – in eine bleihaltige Konfrontation verwickelt, sodass unsere verbleibenden beiden „Helden“ fliehen und sich auf den Weg nach Mexiko machen können. Natürlich stehlen sie dafür Mollys Wagen sowie ihre Pferde und lassen die Prostituierten mitten im Nirgendwo zurück, was im weiteren Verlauf des Films dann nicht mehr wieder thematisiert wird. Dummerweise stellt sich auf ihrer Reise heraus, dass weder Paco noch Trash des Lesens fähig sind und ihnen das Gold dadurch weiterhin versagt bleibt. Wie sollen sie denn jetzt an das schimmernde Metall gelangen!? Hat man etwas mehr als die Hälfte des Streifens „durchgestanden“, so bekommt man dann noch eine ganze Menge mehr an sicht- und hörbaren Albernheiten vorgesetzt. Ja, vor allen Dingen auch hörbar, denn die deutsche Synchronisation erweist sich als ziemlich geschwätzig inklusive mannigfaltiger Kalauer, die zuweilen sogar wirklich passend sowie einigermaßen witzig geraten sind und überraschender Weise nicht so schlimm nerven, wie es bei so mancher Plapper-Synchro der Fall ist. Das Publikum darf dann noch den abergläubischen mexikanischen Banditen Rocho (Fernando Sancho), die Mexikanerin Maria (Tania Alvarado), Padre Javier (Gustavo Re) und die heilige Statue von San Fermino kennenlernen, die irgendwie mit dem Aufenthaltsort des Goldes in Verbindung steht.

Zwei ausgekochte Halunken wurde zwischen August und Oktober 1971 gedreht und kam ein Jahr später in die italienischen Kinos. Der Film sollte eigentlich ein reiner Komödien-Western sein, wurde zum Glück jedoch mit einer recht passablen Geschichte (von Sergio Donati) ausgestattet, hat sogar so seine Momente und ist dabei nie richtig schlecht, wobei es hier ausnahmsweise auch mal keine dämliche Slapstick-Kneipenschlägerei zu ertragen gibt. Wie andere Juan Bosch Western, ist auch dieser hier größtenteils mit ziemlich wenig Gewalt angereichert worden, was ein paar doch recht brutale Szenen am Ende des Films etwas deplatziert wirken lassen. So als wären sie nur eingefügt worden, um die Zuschauer daran zu erinnern, dass man es mit einem Italowestern zu tun hat. Produzent Alberto Grimaldi soll mit Manuel Guitiáns Besetzung als Carver nicht zufrieden gewesen sein, da er ihn für aufrührerisch hielt und Bosch prophezeite, sie würden mit der Wahl dieses Schauspielers viel Geld verlieren. Doch Bosch schenkte dem keinerlei Beachtung, da er keine Lust hatte verschiedene Szenen noch einmal drehen zu müssen. Letztendlich schnitt der Film nicht so gut an den Kinokassen ab, wie Boschs vorherige Western Los buitres cavarán tu fosa (And the Crows Will Dig Your Grave, 1971), der bereits erwähnte Una bala marcada (God in Heaven… Arizona on Earth, 1972) und Tu fosa será la exacta… amigo (Meine Kanone, mein Pferd … und deine Witwe, 1972). Der Regisseur bedauerte es schließlich, den Bedenken seines Produzenten kein Gehör geschenkt zu haben. Doch der mangelnde Erfolg des Films kann sicherlich nicht allein auf Guitiáns Besetzung zurückzuführen sein, der hier eigentlich ordentliche Arbeit abgeliefert hat. Die Chemie zwischen Anthony Steffen und Daniel Martín schlägt nämlich auch nicht gerade Funken.

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Seitenverhältnis:‎ 16:9 – 1.66:1
Alterseinstufung: Freigegeben ab 12 Jahren
Regisseur:‎ Bosch, Juan
Medienformat:‎ Breitbild
Laufzeit: 1 Stunde und 31 Minuten
Darsteller:‎ Steffen, Anthony, Alvarado, Tania, Sancho, Fernando, Martin, Daniel, Guitian, Manuel
Sprache: Italienisch (Dolby Digital 2.0), Deutsch (Dolby Digital 2.0)
Studio: Pidax Film- und Hörspielverlag

—> Die Bildqualität geht hier vollkommen in Ordnung, wobei man beim Ton ein paar ganz kleine Abstriche machen muss, worauf Pidax allerdings auch auf der Rückseite der DVD hinweist.

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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