Johnny Handsome

Johnny Handsome

Johnny Handsome ist ein Krimidrama von Walter Hill (Extreme Prejudice, Hard Times, Southern Comfort) aus dem Jahr 1989 mit Mickey Rourke (The Wrestler, Desperate Hours, Im Jahr des Drachen) in der Hauptrolle

Johnny (Mickey Rourke) leidet von Geburt an unter einer Deformation von Gesicht, bzw. Schädel inklusive Vokaltrakt. Er wächst als geächtetes Kind auf, aber findet in Mikey (Scott Wilson) ein Vorbild und Art von Ziehvater. Als erwachsener ist er als Gelegenheitsgangster gefragt, aber gerät in Schwierigkeiten als Mikey wegen großer Schulden sich mit den falschen Leuten einlässt. Bei einem Überfall mit dem fragwürdigen Gangsterpärchen Rafe (Lance Henrikson) und Sunny (Ellen Barkin) wird Mikey erschossen und Johnny landet im Knast. Dort wird er lebensgefährlich verletzt und landet im Krankenhaus. Doctor Fisher (Forest Whitaker) bietet ihm eine plastische Chirgurgie an, um ein neues Leben zu beginnen. Doch der Ermittler Drones (Morgan Freeman) hat anderes mit Johnny im Sinn, er will ihn quasi als Köder nutzen um seine Bande zur Strecke zu bringen – auch über Johnnys Leiche….

Johnny Handsome

Kollege Bluntwolf hat sich vor kurzem übrigens auch die Neuauflage des Rourke Vehikels Homeboy angeschaut, den man nicht hiermit verwechseln sollte, der aber nicht minder interessant ist. Ich finde, Johnny Handsome ist definitiv nicht Hills bester Film, und er trägt auch nicht so stark seine stilistische Hanschrift. Dass ich von Walter Hill sehr viel halte, dürfte den aufmerksamen Lesern dieses Magazins natürlich nicht entfallen sein. Ich liebe seine Film, ob Hard Times, Extreme Prejudice oder Streets of Fire. Man merkt aber trotz alledem, dass in diesem Film sehr viel Herz steckt. Es ist ein Außenseiter-Drama mit einen unüblichen Ansatz – einer für Star-Agenten sicher schwer verkraftbaren Art und Weise, Makeup einzusetzen – und einer Story die keine Helden kennt und Nebendarsteller quasi verpulvert.

Johnny Handsome

Eine wahre Freude ist die bunte Besetzung. Fast schon ein zu wenig genutzter Nebenschauplatz ist da zum einen der Erzählfaden von Johnnys Beziehung mit Donna (Elizabeth McGovern, man kennt sie z.B. aus Es war einmal in Amerika). Lance Henrickson (Aliens) ist eher – absichtlich – peinlich als Asphalt Cowboy und bekommt mit Ellen Barkin eine richtig wilde an die Seite. Das Duo hat keine Chemie, soll sie auch nicht haben. Es ist der gemeine, dümmliche, erfolglose und gierige Aspekt des Ganovenlebens. Johnny und sein alter Mentor hingegen verkörpern das, sagen wir mal, vergleichsweise wertebehaftete und strebsame Leben unfreiwilliger Kleinkrimineller. Sehr passend, dass mit Morgan Freeman als aalglatter Cop ein Gegenspieler mit von der Partie ist der diese beiden Seiten der Ganovenmedallie schonungslos ausschöpft und selbst daher weder der gute Cop noch ein schlechter Gangster ist.

Johnny Handsome

Ein typischer Walter Hill Mix? Finde ich zwar nicht, aber die Story kann vollends überzeugen, der Film ist prima gespielt und kommt mit viel Atmosphäre rüber. Die ganze Stimmen- und Makeup-Sache mag etwas nerven, aber der Film soll auch unbequem sein. Ein Kleinod, ein minderer Film in Hills Oevre, aber keinesfalls ein schlechter – und definitv ein Muss, ihn einmal gesehen zu haben. Die BluRay bietet hierfür gute Gelegenheit zum Neuentdecken. Und ja, der Film hat nicht zu unrecht auch seine treuen Anhänger und gilt in manchen Kreisen als verkappter Kultfilm. Seine 80er Qualitäten sprechen für sich.

Johnny Handsome

Die Bluray kommt im schicken Mediabook, in der auch eine DVD beiliegt. Das Bild der BluRay ist sehr wechselhaft, meist ziemlich solide, aber auch manchmal etwas sichtbar mit wenig Liebe restauriert, das betrifft sowohl die Farben als auch Kontrast und Schärfe, aber ich meckere auf relativ hohem Niveau, man hat Koch hier einen völlig OKen Transfer bereitgestellt, mehr kann man bei so einem Film fast nicht erwarten. Der Ton (Englisch getestet, Deutsch gibts auch) ist gut. Die Lautstärkenbalance passt zwar nicht immer, und so leidet die Dialogverständlichkeit manchmal, aber man hat es mit nur wenig Rauschen geschaft die Spur recht gut zu präsentieren, das kracht auch mal gut und die Musik klingt ordentlich. An Extras gibt es nur den Trailer, ein Interview mit Walter Hill, Featurettes, eine Bildergalerie (vermutlich alles auf der DVD, die mir nicht vorlag, vielleicht lasst ihr euch überraschen) und ein Booklet das mir nicht zur Verfügung stand (unsere Presseexemplare sind meist nackte Rohlinge).

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Die BluRay wurde uns freundlicherweise von Koch Films zur Verfügung gestellt. Screenshots sind von der Lionsgate Scheibe.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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