Ninja Nightmare / Tough Ninja the Shadow Warrior / City Ninja

In einem versteckten paramilitärischen Trainingscamp bereitet sich ein Haufen verwegener Gestalten auf eine kriminelle Mission vor. Sie werden von Ninja-Kriegern in die jahrhundertealten geheimen Ninjutsu-Kampftechniken eingeweiht. Ihr Anführer Ben will mit seiner unbesiegbaren Terrorarmee mordend und brandschatzend das Land beherrschen. Einige Söldner sind mit Bens verbrecherischen Zielen nicht einverstanden. Unter Lebensgefahr flüchten sie aus dem Lager … Nun beginnt eine teuflische Jagd auf Leben und Tod! Ben und seine Killerarmada müssen die Abtrünnigen unschädlich machen, ehe sie seine Pläne verraten können! Die an Zauberei grenzenden Superkräfte der Ninja-Recken lassen den Flüchtlingen keine Chance. An der Schwelle des Todes geschieht das Unerwartete… (Mike Hunter Video GmbH)

Der Film, der in der Veröffentlichung der Mike Hunter Video GmbH angesehen wurde und über den jetzt berichtet wird, nennt sich Ninja Nightmare aka City Ninja (1986) und ist nicht zu verwechseln mit dem City Ninja, der den alternativen Titel für Ninja Holocaust (1985) darstellt. Der hier vorliegende Film wurde ursprünglich als Tough Ninja: The Shadow Warrior veröffentlicht, wobei etwa zwei Drittel seines Filmmaterials aus einem Krimi-Melodram von Yeung Kong aus dem Jahr 1982 namens Shou xing di yu nu (Unreal Dream, 1982) stammen. Der Regisseur von Ninja Nightmare wird als „Larry Hutton“ bezeichnet, doch dies scheint ein Pseudonym für Philip Ko zu sein, der in dem ursprünglichen Unreal Dream-Film mitgespielt hat und dafür bekannt ist mehrere dieser cut-and-paste Ninja-Bemühungen für Tomas Tangs Filmark zusammengestellt zu haben (wenig überraschend, die Produktionsfirma hinter Ninja Nightmare). Die IMDB gibt allerdings Godfrey Ho als den Regisseur für Tough Ninja: The Shadow Warrior an. Hmmm, bei dem Titeldurcheinander eigentlich auch egal. Wenn man bedenkt, dass zwei der Schauspieler aus dem Original (Ko und Addy Sung) als Teil des neuen Ninja-Filmmaterials zurückkehren (das gut drei oder vier Jahre älter aussieht, als in den Unreal Dream-Szenen), gelang hier seltsamerweise einer der am wenigsten kohärenten oder überzeugenden Spleiß-Jobs, die man jemals gesehen hat. Trotzdem, oder gerade deswegen, ist der Streifen als ziemlich unkonventionell und/oder avantgardistisch zu bezeichnen…

Die Handlung des ursprünglichen Unreal Dream handelt von einem Trio von Festlandbewohnern, die nach Hongkong fliehen, um ihr Glück zu finden, nur um in Drogen, Raub und Prostitution verwickelt zu werden. Für diese neu synchronisierte, überarbeitete Version entkommt unser Trio (jetzt Judy, Lily und Johnny) nicht einem Unterdrückungsregime, sondern der Ninja Schule. Ja, richtig gelesen: Ninja Schule. Die Eröffnungssequenz zeigt einen Ninja in Tarnkleidung, der seinen Schülern Anweisungen gibt. Er vermittelt Weisheiten wie: „Das ist die Ninja Uniform. Zeigt niemals Euer Gesicht!“ und „Es ist eine Talentfrage! Wenn Ihr es falsch macht, scheitert Ihr! Und ein Ninja kann nicht versagen!“ Doch das ist alles eindeutig zu viel für unsere Helden, so dass sie zusammen mit einem unglücklichen Rekruten namens Godfrey (ein Wink an Tomas Tangs ehemaligem Kollegen Godfrey Ho!?) in die Nacht fliehen.

Es ist unmöglich zu sehen was in der Fluchtsequenz vor sich geht, da sie so abscheulich schlecht beleuchtet ist, doch man kann viele Hunde bellen hören und denkt sich dabei, dass Godfrey von einem von ihnen übel zugerichtet wird. Von hier aus wird’s dann richtig seltsam. Die nächste Szene präsentiert den aufmerksamen Zuschauern einen Kampf zwischen einem Bruce Lee-Imitator (der ein T-Shirt mit der Aufschrift EUROBOY trägt) und einer Gruppe von zufällig zusammengestellten Typen. Es ist wahrscheinlich, dass dieses Filmmaterial aus einem Film von Joseph Kongs Bruceploitation stammt (da sein Name im City Ninja-Abspann als Drehbuchautor aufgeführt ist!?), doch man kann nicht genau bestimmen, um welchen es sich handelt (Antworten bitte auf einer Ninja Challenge Card abgeben). Weitere Aufnahmen von „Bruce“-Kämpfen tauchen auch später noch auf. Die einzige Rechtfertigung dafür besteht darin, dass ein Charakter ruft: „Hey! Erinnert Ihr Euch an diesen Kerl? Lasst uns ihn verprügeln!“

Es ist beinahe unmöglich zu berichten, was sonst noch so passiert, aber mal sehen… Es findet eine Art Juwelenraub und eine Verfolgungsjagd mit Wai-Man Chan (der einige nette Stunts vollführt) statt; es kommt ein Haufen zwielichtig aussehender Gangster mit großen Sonnenbrillen aus den 80ern vor; es gibt eine endlose Comedy-Kidnapp / Lösegeld-Sequenz mit Lily, ihrer Tante und einem Hund namens Gaddafi zu bestaunen; genauso wie einen verschwitzten Mann mit Käferaugen, der herumgeht und Menschen in öffentlichen Urinalen beraubt; einen Sexhandel, der sich um eine sehr groovige Neon-Disco dreht, in der Lily einen Job als Hostess bekommt; und selbstverständlich die gelegentlichen Unterbrechungen durch Ninjas. Anscheinend ist der Typ, der die Ninja-Schule leitet, ein Amerikaner, der in Japan Ninjutsu gelernt hat und jetzt an den meisten Verbrechen in Hongkong beteiligt ist („Raub ist nur eine Nebentätigkeit für einen Ninja-Krieger!“, weiß er an einer Stelle zu verkünden, damit niemand den Realismus in Frage stellt), und so wurde das neue Ninja-Filmmaterial an den Rest drangeklatscht.

Es ist nicht davon auszugehen, dass die ursprüngliche Unreal Dream-Geschichte beibehalten wurde, auch wenn hier mindestens eine Stunde Filmmaterial vorhanden ist. Alles wurde mit einem unsäglichen, möglicherweise improvisierten neuen Dialog synchronisiert, der dem Film eine anhaltende surreale Atmosphäre verleiht. Irgendwann verwandelt sich ein Streit im Park zwischen einer Gruppe von Mädchen, die Aerobic-Kleidung trägt, in eine tödliche Fehde, in der Zeilen wie „Wir sind die fünf weiblichen Ninjas!“ und „Nun, ich sage dir, ich bin schon rumgekommen und ich hasse Ninjas!“ ausgespuckt werden. Das alles ist dumm, sehr dumm! Der Unsinn erreicht seinen Höhepunkt in einer Szene, in der zwei Ninjas eulenähnliche Vogelrufe verwenden, um Addy Sung in einen Kampf zu locken.

Wie stets denn mit dem Ninjing!? Bekommt man viel Bang für seinen Buck? Abgesehen von der Tatsache, dass die meisten Action-Sequenzen aus Unreal Dream in stockfinsterer Umgebung stattfinden, sieht die Choreografie (vermutlich von Ko) ziemlich gut aus. Lily Chan (die Lily spielt) ist eine großartige Athletin und führt im letzten Kampf einige verrückte Sachen auf, was dazu führt, dass sie ihren Gegner buchstäblich lebendig frisst (kein Scherz, sie beißt ihm blutige Stücke mit den Zähnen aus dem Körper!). Man bekommt auch ein paar coole Ninja-Kämpfe mit vielen Laserstrahl-Sound-Effekten, rosa Rauchbomben, Schwertern, Shuriken, beschleunigtem Ninja-Baumklettern und einer großen, langen Auseinandersetzung zwischen Camo Ninja und einem hastig entworfenen und hinzugefügten White Ninja. Die Choreografie erweist sich hier als anständig, doch sie wird vielleicht durch die Tatsache gemildert (oder angenehmer albern gemacht!?), dass die nicht-asiatischen Schauspieler, die den Dialog liefern, SEHR offensichtlich durch asiatische Schauspieler ersetzt werden, sobald die Stuntarbeit beginnt und keine Anstrengungen unternommen werden, dies zu verbergen. Ach quatsch, das ist ganz einfach auf Ninja-Magic zurückzuführen. Ninja Nightmare / Tough Ninja: The Shadow Warrior ist möglicherweise keine gute Wahl für Anfänger-Ninjologen, da das völlige Fehlen einer Handlung und die miserablen Produktionswerte es schwierig machen den Film durchzusitzen. Fortgeschrittene Ninjologen werden auch nicht begeistert sein, aber es gibt definitiv genug Filmark-befeuerten Ninjoid-Unsinn zu konsumieren. Abgesehen von all dem Ninjing lohnt es sich Lily Chan während eines Kampfes buchstäblich einen lebenden Mann auffressen zu sehen.

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Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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