Cleopatra Wong – Die Unüberwindliche

Superagentin Cleopatra Wong macht Urlaub in Manila, als sie von ihrem Chef nach Singapur zurückbeordert wird. Ein grosser Falschgeldring muss gesprengt werden. Für Cleo ist das kein Problem. Ein Motorrad mit eingebauten Maschinengewehren, Pfeile mit Granaten an der Spitze, ihre Pistole und ihr Charme sind nur einige Waffen mit denen sie den Kampf aufnimmt… (Cargo Records)

Kultfilmfans und Drive-In-Liebhaber sind den Philippinen zu großem Dank verpflichtet. Ohne seine exotischen Orte und billigen Arbeitskräfte hätten wir vielleicht nie erfahren was in einem Internierungslager für Frauen passiert, oder wie Pam Grier Oben-ohne aussieht. Es ist bekannt, dass Kultklassiker wie The Big Doll House (1971) und The Big Bird Cage (1972) sowie Blockbuster mit großem Budget wie Apocalypse Now (1979) die Philippinen als Backlot verwendeten, doch die regionalen Filmemacher des Landes sind leider weniger be- bzw. anerkannt, obwohl viele ihrer Filme auf der ganzen Welt verkauft und vermarktet wurden. Wenn es um Genrefilme geht, sind die drei bekanntesten philippinischen Regisseure Eddie Romero (Drakapa, das Monster mit der Krallenhand; The Twilight People), Cirio H. Santiago (Vampire Hookers, Wheels of Fire) und Bobby A. Suarez. Sowohl Romero als auch Santiago haben eine Reihe unterhaltsamer Filme produziert (abhängig vom Geschmack der Konsumenten), von denen einige für Roger Corman waren, doch Bobbys Filme heben sich aus mehreren Gründen von den anderen ab. Sie fühlen sich persönlicher und energischer an. Es scheint offensichtlich, dass alle Beteiligten versucht haben die unterhaltsamsten Filme abzuliefern, die ihnen möglich waren. Diese sind vollgepackt mit wahnsinnigen Setups, Gadgets und Charakteren, die die Art von energetischem, seltsam verrücktem Kino liefern, von dem Fans nicht genug bekommen können.

Passt auf Cleopatra Jones und Foxy Brown! Es gibt ein neues Küken in der Stadt und man nennt sie Cleopatra Wong. Jemand verbreitet in ganz Asien falsche Währung und nur Cleopatra Wong (Marrie Lee), eine Interpol-Agentin, die mit der Armbrust mehr als nur ein bisschen vertraut ist, kann den Fall aufklären. Cleo reist nach Singapur und kann die lokale Verbindung der Täter schnell identifizieren, indem sie selbst einige gefälschte Scheine verbreitet. Nachdem sie aus dem Gefängnis entlassen wurde, muss sich Cleo vor der örtlichen Verbrecherbande verantworten. Die ist nämlich neugierig, wer es wohl gewagt hat, sich auf ihrem Terrain zu bewegen. Cleo fertigt die Männer schnell ab, stellt sich dabei drei kräftigen Wrestlern und verwickelt den Rest der Crew in eine Verfolgungsjagd sky high über Singapur. Dank Cleos gerissener Detektivarbeit und schnellen Füßen ist Interpol in der Lage, die Spur der gefälschten Scheine nach Hongkong zurück zu verfolgen. Dort entdeckt Cleo, dass das gefälschte Geld in Gläsern mit Erdbeermarmelade transportiert wird.

Wie eine Dateline-Reporterin mit Lizenz zum Töten geht Cleo ihren Ermittlungen weiter nach, indem sie an der Quelle beginnt und sich bei lokalen Erdbeerfarmern erkundigt, wer ihr größter Abnehmer ist. Alle Anzeichen deuten auf eine örtliche Abtei hin, was sich nach sorgfältiger Prüfung auch mehr als nur bestätigt, da das Kirchengelände von Nonnen mit automatischen Waffen und Schnurrbärten überwacht wird. Cleo trommelt nun ein kleines aber halsbrecherisches Team von Männern zusammen und verschwendet keine Zeit damit das Kloster in einen Belagerungszustand zu versetzen. Fest dazu entschlossen den Geldfälscherring zu stürzen, die gefangenen Nonnen zu befreien und der internationalen Liga von Fälschern zu beweisen, dass sie sich mit der falschen Schwester angelegt haben. Marrie Lee wurde im zarten Alter von 17 Jahren von Bobby entdeckt und stach über 200 Damen für die Rolle der Cleopatra aus. Marrie wurde als Doris (!?) Young geboren, jedoch von Bobby A. Suarez in Marrie Lee umbenannt, um von der stetig wachsenden Popularität von Bruce Lee zu profitieren.

Tatsächlich scheinen die meisten von Wongs Attributen auf der damaligen Populärkultur zu beruhen, ein Beweis für Bobbys scharfes Auge, das eindeutig auf den internationalen Markt ausgerichtet war. Cleopatra Wong ist ein weiblicher James Bond mit einer Affinität sich wie Evel Knievel zu kleiden und Menschen in die Eingeweide zu treten. Der Film bietet ununterbrochenen Wahnsinn von seinem funkigen Vorspann bis zum allerletzten Frame. Angereichert mit Action, Comedy (absichtlicher und unbeabsichtigter), Wrestling, Motorrädern mit montierten Maschinengewehren, einer Fülle von Bösewichten (jeder mit seinem eigenen stereotypen ethnischen Akzent) und einem Ende, in dem Dutzende erwachsener Männer als Nonnen verkleidet herumlaufen. Möglicherweise muss man den Film einige Male pausieren, um zwischen den Lachanfällen und schierem „Respekt“ einfach wieder zu Atem kommen zu können. Marrie spielte Cleopatra in zwei weiteren Streifen für Bobby und dessen BAS Film Productions Ltd. und trat sowohl in der Fortsetzung von Superboy – Stärker als 1000 Sonnen, Superboy 2 – Der Blitz aus dem All mit Master Johnson Yap als auch in Pay or Die mit Franco Guerrero auf.

Besonders Pay or Die wäre interessant zu sehen, da der Film Franco anscheinend in Drag zeigt und wie er mit einer fettleibigen Hellseherin Verbrechen bekämpft! Es muss nur noch bestätigt werden, dass in dem Film irgendwo ein Kung-Fu-Zwerg mitspielt und ich werde schon morgen auf die Philippinen reisen, um diesen Streifen zu jagen und zu finden! Wenn man nicht aufhören konnte über Weng Wengs Possen als Geheimagent in Agent 003 1/2 in geheimer Mission zu lachen, oder wenn man immer noch auf Mondo Macabros trailer reel sabbert, in der Hoffnung, dass eines Tages Snake Sisters veröffentlicht wird, dann gibt es keinen Grund warum man zögern sollte, Cleopatra Wong eine Chance zu geben. Sie macht verdammt viel Spaß!

Cargo Records bringt Cleopatra Wong – Die Unüberwindliche auf DVD heraus. Allerdings kann die DVD auf technischem Gebiet nur wenig überzeugen. Das Bild (deutsche Kinofassung, 87min) wird im 4:3 Vollbildformat präsentiert und kann als gerade einmal brauchbar bezeichnet werden. Es macht den Anschein, als würde es sich hier um einen schnöden VHS-Rip handeln. Die englische Version (87min) läuft in den ersten drei Minuten im Breitbildformat, danach nur noch in unscharfer Bildqualität sowie in unerträglichem 4:3-Format. Beim Ton (DD 1.0) stehen die deutsche und englische Spur zur Verfügung, die beide noch ok klingen. Untertitel können nicht zugeschaltet werden. Ein Wendecover ohne FSK Logo ist vorhanden. Weitere Extras bilden eine Trailershow, der deutsche Vorspann und eine unrestaurierte Fassung des Films, die die gleiche Bildqualität offenbart, wie die beiden anderen Fassungen, allerdings ein wenig mehr an Bahnhofskino-Atmosphäre bereithält. Letztendlich kann man bei diesem Produkt nur bedingt eine Kaufempfehlung aussprechen. Der Film ist zwar gut konsumierbar, doch die technische Qualität der DVD lässt sehr zu wünschen übrig.

Ist das nicht Senator Palpatine … ähm Darth Sidious vorne rechts!?

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Darsteller: George Estregan, Dante Varona, Marrie Lee
Regisseur(e): George Richardson
Format: PAL, Breitbild
Region: Region 2
Anzahl Disks: 1
FSK: Freigegeben ab 16 Jahren
Studio: Maritim Pictures / Cargo Records
Produktionsjahr: 1976
Spieldauer: 86 Minuten

https://www.youtube.com/watch?v=Ad7ZtOVmmPk

Diese DVD wurde uns freundlicherweise von Cargo Records zur Verfügung gestellt.

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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