Rache aus dem Jenseits / J.D.’s Revenge

Der Jurastudent Isaac „Ike“ Hendricks genießt mit seinen Freunden einen Abend in der Stadt, als sich sein Leben dramatisch verändert. Während er an einer Hypnosevorstellung in einem Nachtclub teilnimmt, ergreift der Geist eines gewalttätigen Gangsters – der in den 40er Jahren ermordet wurde – Besitz von ihm. Ike beginnt nun zu glauben, er sei die Reinkarnation des blutrünstigen Verbrechers J.D. Walker und startet einen Rachefeldzug gegen all diejenigen, die Walker vor etlichen Jahren Unrecht getan haben …

Filme über Reinkarnation lassen sich sehr oft in eine von zwei Kategorien einteilen, entweder in etwas skurril Anmutendes, wie Goodbye Charlie (1964) oder in etwas dem Übernatürlichen verbundenen, wie J.D.‘s Revenge. Obwohl man unter Berücksichtigung des alternativen Titels The Reincarnation of J.D. Walker argumentieren könnte, dass sich das übernatürliche Phänomen dieser Geschichte eher an einer Art von Besessenheit orientiert, als an einer richtigen Reinkarnation. J.D.’s Revenge vermischt die damals vorherrschenden Blaxploitation-Elemente mit der Geschichte eines Kriminellen aus den 1940er Jahren, der aufgrund einer Verwechslung getötet wird und Jahrzehnte später zurückkehrt, um Körper und Geist eines Typen namens Isaac Hendricks (Glynn Turman) nach und nach, immer mehr in Besitz zu nehmen.

Eine Eröffnungsvignette dokumentiert die traurigen Ereignisse, die zum Tod eines gewissen J.D. Walker (David McKnight) führten und versorgt die geneigte Zuschauerschafft dabei mit einer Menge an Informationen, die man erst so richtig einordnen kann, wenn die Handlung schon ein wenig fortgeschritten ist. J.D. beobachtet, wie eine Frau sowie ein Mann in eine hitzige Diskussion verwickelt sind und der Frau plötzlich die Kehle aufgeschlitzt wird. Diese besagte Frau stellt sich später als J.D.‘s Schwester Betty Jo (Alice Jubert) heraus, die ein bestimmtes Geheimnis in sich trug, das die beiden Bliss Brüder Theotis (Fred Pinkard) und Elijah (Louis Gossett Jr.) betrifft. Betty Jos Mörder ist in der Eröffnungssequenz deutlich zu sehen, doch J.D. wird fälschlicherweise für den Täter gehalten und kaltblütig erschossen. Es folgt nun ein Sprung in die Gegenwart, in der der Jurastudent Isaac Hendricks mit seiner Freundin Christella (Joan Pringle) und einem befreundeten Pärchen um die Häuser zieht, um sich von seinem anstrengenden Studium abzulenken.

Der hart arbeitende Isaac, der Anwalt werden möchte, verdient sich seinen Lebensunterhalt derzeit als Taxifahrer, was ihn neben dem Studium manchmal ziemlich stresst. Deswegen gönnt er sich einen freien Abend, um sich mit Christella und Freunden u.a. bei einer Aufführung einer Hypnotiseurin zu entspannen. Isaac lässt sich mit einigen anderen Freiwilligen hypnotisieren und hat währenddessen eine seltsame Vision von J.D. Walker und wie der einst sein Schicksal fand. Kurioserweise ergreift J.D. nun nach und nach Besitz von Isaacs Geist, um sich über seinen Wirt an seinem Mörder rächen zu können. Was allerdings die Frage aufwirft: Warum gerade Isaac? Es besteht schließlich keinerlei Verbindung zwischen Isaac und J.D., weswegen das Ganze doch eher auf Zufall aufzubauen scheint und dadurch nur sehr schwierig nachzuvollziehen ist.

Man muss eben ganz einfach akzeptieren, dass es J.D. – wie und warum auch immer – mehr und mehr gelingt die Kontrolle über Isaac zu übernehmen. Infolgedessen wird dem Publikum auf zuweilen recht verstörende Art und Weise gezeigt, wie ein scheinbar lammfrommer sowie sanftmütiger Typ plötzlich enorm profaner Sprache frönt und sich beunruhigend gewalttätig verhält. Natürlich halten ihn seine Freunde zunächst nur für etwas Überspannt, stellen aber im weiteren Verlauf des Films die Hypothese auf, er könne auch einfach nur langsam „wahnsinnig“ werden. Glynn Turmans gelingt es Isaacs Transformation sehr gut rüberzubringen, vor allem wenn der schon recht bald damit beginnt seinen eigenen Verstand in Frage zu stellen. Jaison Starkes‘ Drehbuch versteht es dabei bestens Isaacs Perspektive zu betonen, was dem Film trotz einer ziemlich hyperbolischen Handlung auch noch einen emotionalen Touch verleiht.

Einer der reizvolleren Aspekte des Films ist, dass er, nachdem er vollkommen aus dem Ruder gelaufen ist, genauso schnell wieder zur virtuellen Normalität zurückkehrt, wenn die Ordnung mehr oder weniger wieder hergestellt worden ist. Warum J.D.s Geist so lange umhergespukt ist, um sich dann nach 34 Jahren ausgerechnet an Isaac zu binden, wird im Film nie zufriedenstellend aufgeklärt, doch zumindest bekommt das Publikum neben diesem besonderen übernatürlichen Phänomen ein glückliches Ende spendiert. J.D.’s Revenge hätte eventuell besser funktionieren können, wenn eine überzeugendere Verbindung zwischen J.D. und Isaac hergestellt worden wäre. Leider wurde der gesamte Besessenheits-Aspekt, der für die Prämisse des Films von zentraler Bedeutung ist, nicht besonders einleuchtent ausgearbeitet, so dass sich die Zuschauer dazu gezwungen sehen, ihn trotzdem akzeptieren zu müssen. Turman liefert jedoch eine wirklich hervorragende schauspielerische Leistung ab, wobei der Film auch so einiges an richtig beunruhigendem Material beinhaltet, vor allem wenn J.D.s gewalttätige Seite die Oberhand über Isaac gewinnt. Auch Louis Gosset Jr. (als Lou Gosset gelistet), der einen Prediger mit einem Geheimnis aus der Vergangenheit verkörpert, spielt gut auf, obwohl seine Rolle sehr viel kleiner gehalten wird, als Turmans. Die technischen Aspekte des Streifens sind im Allgemeinen als recht stark (mit einigen kleinen Vorbehalten) zu bezeichnen, während Arrow, wie üblich, einige nette Extras bereitstellt. Trotz aller Problematik mit dem Besessenheitsaspekt zu empfehlen.

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Seitenverhältnis:‎ 16:9 – 1.85:1
Regisseur: Arthur Marks
Medienformat: PAL, Blu-ray
Darsteller:‎ Glynn Turman, Louis Gossett Jr., Joan Pringle, Carl W. Crudup, Julian Christopher
Sprache: Englisch (Dolby Digital 1.0)
Studio:‎ Arrow Video
Anzahl Disks: ‎ 2

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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