The Accountant

Rain Man meets John Wick (oder so ähnlich). Christian Wolff wurde mit Asperger-Syndrom und Inselbegabung geboren. Als Kind von der Mutter verlassen, wächst er, zusammen mit Bruder Braxton, bei seinem Vater auf. Dieser ist ein ziemlicher Hardliner mit Militärhintergrund und läßt seinen Söhnen, ohne Rücksicht auf Verluste, harten Drill angedeihen. Christian hat allerdings die Fähigkeit, selbst komplexe Zahlen-Schemata zu durchschauen und zu verarbeiten. Als Erwachsener bestreitet er daher seinen Lebensunterhalt als Buchhalter – allerdings auch für kriminelle Subjekte. Deshalb wird irgendwann das Bundesschatzamt auf ihn aufmerksam und beginnt die Ermittlungen. Zur gleichen Zeit wird er vom Chef einer Firma für Robotik und Prothesenherstellung angeheuert, um das mögliche Verschwinden von Firmenvermögen zu überprüfen. Mit der Buchhalterin Dana löst er das Rätsel quasi über Nacht und plötzlich bekommen sie es mit einem Killerkommando zu tun. Daß Christian, dank seines Vaters, aber auch im Umgang mit Feuerwaffen und Kampfsportarten geschult ist, damit hat man nicht gerechnet.

Technisch und darstellerisch gibt es an The Accountant eigentlich wenig auszusetzen. Aber ich habe mich wirklich gefragt, wer dieses Drehbuch vorher gelesen und genehmigt hat. Den Realismus, ob ein Mensch mit Asperger-Syndrom überhaupt zu den gezeigten Dingen in der Lage wäre, will und kann ich gar nicht beurteilen. Das Problem von The Accountant liegt darin, dass er so viele Handlungsstränge unter einen Hut zu bringen versucht, daß es wie ein holpriges Flickwerk wirkt. Und so muß dann vieles mit Zufällen oder anderen Unglaubwürdigkeiten er- und geklärt werden. Drama über einen Menschen mit Behinderung, Wirtschaftskrimi, Ermittlungen durch das Schatzamt, Jagd durch die Killertruppe (deren Anführer sich natürlich als Christians Bruder entpuppt), die Anbahnung einer Love-Story zwischen Christian und Dana, das ältere Farmer-Ehepaar, dem Christian bei der Steuererklärung hilft und dann eben noch der reine Action-Plot und die Rückblenden, die ein wenig Einblick in die Erziehung der Brüder durch den Vater geben.

[amazon_link asins=’B01LWPZ085′ template=’ProductAdRight‘ store=’nischenkino-21′ marketplace=’DE‘ link_id=’ad6c3a53-0c8e-11e7-9a67-672850090ae2′]Alles viel zu viel. Denkbar wäre auch noch, daß der Film vielleicht mal wesentlich länger war und erst im Schnitt und durch Straffungen zu diesem wackeligen Ganzen geworden ist. Hier wäre eine gradlinige Story, vergleichbar Leon – Der Profi, wesentlich besser und angebrachter gewesen, als diese Was-haben-wir-für-eine-raffiniert-verschachtelte-Handlung-Attitüde. Natürlich hat The Accountant einen gewissen Unterhaltungswert und seine guten Momente, aber dabei halt auch viel Sand im Getriebe. 5,5/10

Andrew Woo

"You don't butt in line! You don't sell drugs! You don't molest little children! You don't profit off the misery of others! The rules were set a long time ago! They don't change!"