Todeskreis Libelle / Una libélula para cada muerto / A Dragonfly for Each Corpse

Angst und Schrecken erfüllen das Nachtleben von Mailand, als ein geheimnisvoller Killer mit unfassbarer Brutalität eine Mordserie beginnt. Junkies, Prostituierte und Kriminelle sind seine auserkorene Beute und die übel zugerichteten Leichen drapiert er mit blutgetränkten Libellen. Inspektor Paolo Scaporella wird mit dem Fall betraut, denn wenngleich seine Methoden im Polizeistab unbeliebt sind, versprechen sich seine Vorgesetzten durch die eigenwillige Ermittlungsarbeit schnelle Erfolge. Doch die Sache gestaltet sich für Scaporella äußerst schwierig, denn der Mörder scheint ihm immer einen Schritt voraus zu sein und hinterlässt keine Spuren. Als eines Tages ein spezieller Knopf an einem Tatort gefunden wird, beginnt auch Scaporellas Freundin Silvana, eine aufstrebende Modedesignerin, eigenmächtig zu recherchieren. Sie bittet ihren Freund Vittorio darum, den Besitzer des Knopfes ausfindig zu machen und als er etwas herausfindet, schlägt der Mörder wieder erbarmungslos zu und schlachtet den wichtigen Hinweisgeber grausam ab, noch bevor er reden kann. Geschockt vom Tod ihres Freundes, geht Silvana den letzten Andeutungen nach und gerät in die Fänge des Monsters. Für Scaporella zählt nun jede Sekunde. Er muss den Libellen-Mörder erwischen, bevor Silvana sein nächstes Opfer wird! (Subkultur Entertainment)

Die spanischen Horror-Stalwarts Regisseur Leon Klimovsky und Schauspieler / Drehbuchautor Paul Naschy (a.k.a. Jacinto Molina Alvarez) gaben ihren Werwölfen eine Pause, um sich an einem in Spanien produzierten Giallo zu versuchen. Da General Franco noch an der Macht war, kam ein in Barcelona gedrehtes Blutbad natürlich nicht in Frage, weswegen Una libélula para cada muerto (wörtlich übersetzt: Eine Libelle für jeden Toten) in Mailand spielt. Ein heroinsüchtiger Hippie-Künstler wird das jüngste Opfer eines mysteriösen Mörders, der die Stadt auf grausamste Art und Weise vom Abschaum befreien will. Es handelt sich dabei scheinbar um einen Verrückten, der auf jeder Leiche eine kleine Libelle aus Glas zurücklässt. Inspektor Paolo Scaporella (Paul Naschy), ein äußerst männlicher, Zigarren kauender Zeitgenosse, wird mit der Untersuchung des Falles beauftragt. Sein einziger Hinweis besteht aus einem extravaganten Knopf, von dem seine temperamentvolle Freundin und Modedesignerin Silvana (Erika Blanc) glaubt, er stamme vom Mantel einer Frau. Die Spur führt Scaporella tief in eine zwielichtige Unterwelt, in der sich auch einige seiner wohlhabenden, angesehenen Freunde tummeln, die dunkle Geheimnisse verbergen, die möglicherweise etwas mit dem mörderischen Amoklauf des Verrückten zu tun haben könnten.

Todeskreis Libelle repräsentiert nach seiner modernen Jack-the-Ripper-Version Jack el destripador de Londres / Seven Murders for Scotland Yard von 1971 (was einen eher erfolglosen Versuch darstellte italienische Filme direkt zu imitieren) und Los ojos azules de la muñeca rota (Blue Eyes of the Broken Doll, 1974) bereits Naschys zweiten vollwertigen Versuch italienische Giallo-Thriller nachzuahmen. Laut David Renske wurde der Film zwar bereits 1973 gedreht, allerdings erst 1975 in Spanien uraufgeführt, während er in Italien erst 1977 in die Kinos gekommen ist und „dort als Il giustiziere sfida la polizia (ungefähr: Der Henker fordert die Polizei heraus) in die Poliziottesco-Welle gedrückt“ wurde (siehe Booklet). Naschy und Klimovsky scheinen die damaligen Giallo-Filme sehr genau studiert zu haben, denn sie würzen ihren Film mit allen üblichen Zutaten: ein unglaublich verworrenes Mysterium, eine High-Fashion-Jet-Set-Kulisse und P.O.V. Aufnahmen des Mörders. Zudem wird auch nicht vergessen den Film genre-typisch in Sadismus und Verderbtheit suhlen zu lassen sowie ihn gleichzeitig dafür zu verurteilen. Der Streifen erweist sich als etwas schriller, als die meisten italienischen Bemühungen und zeichnet sich durch einige besonders exzentrische Aspekte aus: einen Killer, der den vorschriftsmäßigen schwarzen Mantel des „klassischen“ Giallo mit einer leuchtend roten Schlaghose kombiniert (!?); Scaporellas Schießerei während einer Achterbahnfahrt mit einem Transvestiten-Clown, der mit Drogen handelt (?!) und eine Nazi-Straßenbande von weißen Sklavenhändlern, angeführt von einem hochklassigen Zuhälter, dessen abgetrennter Kopf Scaporella später vom Mörder als Geburtstagsgeschenk geschickt wird!

Als Drehbuchautor stellt Naschy die obere Mittelklasse als frevelhafte Hedonisten dar, die im Grunde genommen das bekommen, was sie letztendlich auch verdienen. Scaporella wird als harter Kerl im Charles Bronson-Stil porträtiert, der seine Empörung kaum zurückhalten kann, während er durch die Unterwelt streift. Er scheint die Aktivitäten des Mörders zu befürworten, bezeichnet die Opfer als „Abschaum“ und bemerkt: „Wir müssen schon zugeben, dass dieser Mörder in der Stadt aufräumt.“ Und als ob dieser Punkt extra unterstrichen werden sollte, führt gleich jeder seiner Freunde ein schäbiges Doppelleben. Da gibt es Vittorio (Ramón Centenero), den absurd übertrieben dargestellten Homosexuellen in einem extravaganten gelben Kaftan, dessen Wohnung als ein einziger großer Schandfleck zu beschreiben ist. Die verheiratete Claudia (Susana Mayo) hat eine Affäre mit dem Playboy Armando, der wiederum von seiner eigenen Frau Ingrid (Maria Kosty) mit dem oben genannten Transvestiten-Clown betrogen wird. Darüber hinaus wird der symbolische Intellektuelle der Gruppe, der ältere Professor (der eine unumwunden inkohärente Erklärung für diese Libellen abliefert) als eine verrufene, ekelhafte und verabscheuungswürdige Person entlarvt, die Strip-Clubs besucht und einen Nekrophilie-Fetisch auslebt. Obendrein erweist er sich später auch noch als Erpresser!

Obwohl Todeskreis Libelle nie langweilig wird, gestaltet sich Klimovskys Regieführung nicht so gut wie von ihm gewohnt, während sich Naschys Drehbuch zwischen den Morden durch einige langwierige, seifenopern-ähnliche Nebenhandlungen schlängelt. Wobei das Gesamtergebnis trotzdem recht unterhaltsam ausgefallen ist. Euro-Horror-Vamp Erika Blancs schauspielerische Fähigkeiten werden zunächst in einer niedlichen Rolle verschwendet, bis sie zur Detektivin wird (während sie nackt im Bett in Fotoalben nach Hinweisen sucht!) und dadurch schließlich herausfindet, wer der Mörder ist. Natürlich sorgt Naschy dafür, dass sie während des eher oberflächlich inszenierten Höhepunkts trotzdem die Frau in Not spielen muss. Für Naschy-Fans und Liebhaber des spanischen Horror- bzw. Giallo-Films sehr zu empfehlen.

Subkultur Entertainment spendiert diesem Paul Naschy Flick eine tolle Blu-Ray / DVD-Combo Veröffentlichung als Blu-Ray Deutschlandpremiere, die auf 1500 Stück limitiert ist. Das Bild wird uns im 1.85:1 (1080p) Format (DVD 1.85:1 / 16:9 anamorph) präsentiert, ist sehr gut restauriert worden und lässt kaum Raum für Meckereien. Der Ton bietet mit der deutschen und der spanischen zwei Spuren (DTS-HD MA Mono; Dolby Digital Mono), die beide angenehm zu hören sind. Hierfür können deutsche Untertitel zugeschaltet werden. Als Extras beinhaltet die Combo ein 7seitiges Booklet mit dem Titel „Giallo Mortale der Libelle oder Naschy in Gelb“ mit interessantem Text von David Renske (in dem er u.a. die Frage stellt: „Haben Insekten eine Seele?“), eine umfangreiche Bildergalerie, den spanischen Vor- & Abspann, die spanische Clothed-Fassung 1.37:1 Open Matte (BD: 1080p/23.976fps – DVD: 4:3/PAL) sowie den spanischen Originaltrailer und eine deutsche VHS-Fassung (die dufte Flair versprüht!). Die tolle Veröffentlichung kommt in einem ansprechend gestalteten Papp-Schuber daher und hat auch ein unterschiedliches Covermotiv zu bieten.

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  • Seitenverhältnis: 16:9 – 1.85:1, 16:9 – 1.77:1
  • Alterseinstufung: Nicht geprüft
  • Regisseur: Klimovsky, Leon
  • Medienformat: Blu-ray; DVD
  • Laufzeit: 1 Stunde und 29 Minuten
  • Darsteller: Naschy, Paul, Blanc, Erika, Kosty, Maria, Aranda, Angel
  • Studio: Subkultur Entertainment
Leider konnten wir keinen Trailer zum Film finden. Dafür gibt’s ein Paul Naschy Workout zu bestaunen !!!

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Die Screenshots stammen NICHT von dieser Edition !!!

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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