Asphalt Kid / Wild Thing

Schon als kleiner Junge wird „Wild Thing“ mit der unglaublichen Gewalttätigkeit des Großstadtlebens konfrontiert: Der bösartig-brutale Rocker Chopper bringt „Wild Things“ Eltern um. „Wild Thing“ kann entkommen. Aufgezogen von der alten Stadtstreicherin Leah lernt der verwaiste Junge im Laufe der Jahre alles, was er zum täglichen Überlebenskampf braucht. Er wird zum Einzelgänger, zum Jäger und Kämpfer. Doch noch immer begleitet ihn der feige Mord an seinen Eltern wie ein nicht enden wollender Albtraum. Die Vergangenheit bleibt spürbar nah: bis zu dem Tag, an dem „Wild Thing“ erneut Chopper trifft … (Wicked Vision Distribution GmbH)

Was passiert, wenn man Tarzan mit Robin Hood vermischt, ihn in einen Batman für Arme (im wahrsten Sinne des Wortes) verwandelt und in den schmutzigen, korrupten, von Verbrechen geplagten Straßen von (vermutlich) New York City agieren lässt, die der Gegend aus Ein Mann sieht rot (1974) nicht ganz unähnlich sind? Nun, dabei kommt sowas wie Asphalt Kid heraus, ein recht bizarrer Film von Regisseur Max Reid aus dem Jahr 1987, der die Heldentaten eines jungen Obdachlosen porträtiert, der zu provisorischen Waffen greift (eine primitive Mini-Armbrust und eine modifizierte Fahrradluftpumpe, mit der man schießen kann), um damit gegen den Abschaum der Stadt (und deren Rattenpopulation … der Held tötet oder verjagt im Laufe des Films eine ganze Reihe dieser Viecher) anzukommen sowie den vollkommen sinnlosen Mord an seinen Eltern aufzuklären bzw. zu rächen. Doch bevor er neue Hinweise bezüglich dieses traumatischen Erlebnisses bekommt, hat er sich offenbar zur Aufgabe gemacht New York City von seinen unerwünschten vierbeinigen Nagetieren zu befreien.

Eine junge Familie – Vater, Mutter, Sohn – ist mit ihrem Hippie-VW-Bus unterwegs und trifft auf ihrem Weg unglücklicherweise auf Drogendealer, die die Eltern erschießen, wobei einer der beiden Männer offensichtlich ein Polizist ist. Der kleine Sohn des Hippiepärchens, der sich unter Steppdecken auf dem Rücksitz versteckt hat, kann entkommen und wird von der freundlichen, jedoch etwas paranoiden Stadtstreicherin Leah (Betty Buckley) aufgenommen. Sie lehrt ihn Ärzten (Weißmäntel) und Polizisten (Blauhemden) zu misstrauen, was durch seine eigenen Erfahrungen mit „Blauhemden“ nur noch verstärkt wird. Leah verstirbt irgendwann und der Junge wächst zu einem urbanen Mythos namens Wild Thing bzw. Asphalt Kid (Robert Knepper) heran, einem derben Verbrechensbekämpfer, der sich im Schatten verborgen hält. Eines Tages rettet er eine junge Frau namens Jane (Kathleen Quinlan) vor einer Vergewaltigung und fühlt sich (für ihn unerklärlich) von ihr auf seltsame Art und Weise sehr viel mehr angezogen, als von anderen Frauen. Zwischen den Beiden entwickelt sich eine starke Bindung und während ihre Beziehung am Aufblühen ist, kommt Asphalt Kid endlich den Leuten auf die Spur, die für den Tod seiner Eltern verantwortlich sind.

Tatsächlich fließt eine Menge Blut des Caped Crusader durch die Adern dieses Films, eigentlich fehlen nur noch der Anzug, der berühmte Werkzeuggürtel, ein paar Milliarden Dollar und ein Butler. Doch auch wenn Batmans coole Spielzeuge und die endlosen Geldströme zu ihrer Finanzierung fehlen, besteht kein Zweifel daran, dass Wild Thing im Zentrum seines Wesens dieselbe Person wie Bruce Wayne ist, nämlich ein verwaister Junge, der zum Superhelden heranwächst, der Gutes tut, sich aber immer im Schatten verborgen hält. Er wird sogar auch von einer Elternersatzfigur erzogen, die hier allerdings nicht von einem kultivierten älteren Herrn repräsentiert wird, sondern von einer obdachlosen Frau, die endlos über die Korruption in der Welt schwadroniert und sich voll und ganz in die tiefsten, dunkelsten Verschwörungstheorien investiert, die hauptsächlich aus ihrem eigenen Unverständnis der Dinge herrühren. Dennoch ist sie auf ihre Art und Weise ein liebenswerter Mensch, der den Jungen selbstlos bei sich aufnimmt und ihm das Überleben auf der Straße lehrt.

Doch abgesehen von den ziemlich offensichtlichen Batman-Anspielungen, kommen auch noch etliche Tarzan-Motive (einschließlich einer Heldin namens „Jane“) mit ins Spiel, was die Frage aufwirft, ob es dem Film gelingt jenseits der genannten Einflüsse für sich allein stehen zu können, sobald es auf die wesentlichen Details ankommt und das Publikum die nicht allzu subtilen Verweise auf andere Filme bzw. Helden hinter sich gelassen hat. Die Antwort lautet ja, obwohl Asphalt Kid nicht gerade als eine Bastion der Originalität beschrieben werden kann. Abgesehen von der Verknüpfung bereits etablierter Elemente liefert der Streifen allerdings auch eine anständige Charakterstudie über ein extremes Beispiel von Menschsein in seiner besten sowie schlechtesten Form. Wild Thing ist im Wesentlichen ein Mensch, der die Welt um sich herum kaum versteht und dessen gesamtes Wissen letztendlich nur im Zusammenhang mit drei Dingen steht: dem Mord an seinen Eltern, dem, was er sieht, jedoch nicht vollständig verstehen kann und dem, was er von seiner Ersatzmutter gelernt hat, was er in einem größeren „realen“ Kontext allerdings auch nicht vollständig verstehen kann.

Sein Leben ist als ein recht schlichtes zu bezeichnen, das auf der Straße aufgebaut wurde und durch das Prisma einer seltsamen Isolation geprägt worden ist, die ihn zwar nicht physisch vom Rest der Welt getrennt hält, wohl aber emotional und mental. Zum Beispiel versteht Wild Thing den Akt des Liebesspiels zwischen einem Mann und einer Frau ausschließlich auf der Grundlage eines einzigen Augenzeugenberichts, ohne seine tiefere Bedeutung und die über das Physische hinausgehende Verbindung erfassen zu können. Seine Einordnung für Menschengruppen – Polizei und Ärzte zum Beispiel – ist weit gefasst, ohne zu verstehen, dass ein einziger korrupter „Blaukittel“ oder „Weißkittel“ nicht die gesamte Berufsgruppe betrifft. Bei Asphalt Kid handelt es sich um eine faszinierende Charakterstudie und einen intelligenten Mix aus verschiedenen Stilen, der Tarzan aus seiner traditionellen physischen Umgebung entfernt und Batman von seinem tieferen Verständnis derselben physischen Umgebung loslöst.

Während der Film seine Möglichkeiten mit seinem Hauptcharakter nicht vollkommen ausschöpft, fühlt sich Asphalt Kid ein wenig gehetzt an, vor allem im dritten Akt. Insgesamt bietet er jedoch eine zufriedenstellende Studie über den menschlichen Charakter aus einem ziemlich einzigartigen Blickwinkel, auch wenn der Plot aus vorgefertigten Figuren und Themen zusammengesetzt worden ist. Asphalt Kid gestaltet sich nicht sonderlich originell, hat aber eine ziemlich originäre Mischung zu bieten, aus der sich eine interessante, wenn auch ein wenig unterentwickelte Charakterstudie ergibt. Der Film ist gut gespielt und robust aufgebaut, zwar kaum als Klassiker zu bezeichnen, aber als ein interessantes kleines Stück obskuren Kinos anzusehen, das mindestens einen Blick wert ist.

Wicked-Vision veröffentlicht Asphalt Kid als Nummer 73 ihrer Collector’s Edition im Mediabook (Blu-ray und DVD) mit drei verschiedenen Cover-Motiven, die jeweils auf 333 / 222 / 222 Stück limitiert sind, europaweit erstmals in HD. Das Bild (1,85:1 /1080p) bewegt sich auf recht hohem Niveau, da gibt’s überhaupt keine Beschwerden anzumelden. Beim Ton (Deutsch + Englisch DTS-HD Master Audio 2.0 / Dolby Digital 2.0) verhält es sich genauso. Zudem können für den Film deutsche oder englische und für die Extras deutsche Untertitel zugeschaltet werden. Insgesamt handelt es sich bei Asphalt Kid wieder einmal um eine äußerst gelungene Mediabook-Edition mit ordentlichem Bonusmaterial, die bei Liebhabern und Freunden von Filmen solcher Art enorm gut ankommen sollte.

Extras und Besonderheiten:

• Mediabook Matt mit partiellem Spotlack!
• 24-seitiges Booklet mit einem Essay von Christoph N. Kellerbach —> der Autor wirft hier u.a. einen interessanten Blick auf die Mythologie sowie Gesellschaftskritik des Films und berichtet über Asphalt Kids Produktion sowie dessen Veröffentlichungspolitik.
• Audiokommentar mit Dr. Kai Naumann und Laurent Ohmansiek von Wicked Vision —> ein sehr unterhaltsamer AK, während dem man viel Interessantes rund um Asphalt Kid erfahren kann.
• Deutscher Trailer
• Originaltrailer
• Bildergalerie
• eine deutsche VHS-Version von Asphalt Kid ist unter den Extras (versteckt) zu finden

Beim Wicked-Shop bestellen

Freigabe: 16
Ländercode: B/2
Laufzeit: 92 Minuten (ungekürzt) / 88 Minuten (ungekürzt)
Bildformat: 1.85:1 (1080p) / 1:85:1 (anamorph)
Sprache: Deutsch, Englisch
Tonformat: DTS-HD Master Audio 2.0 / Dolby Digital 2.0
Untertitel: Deutsch, Englisch
Untertitel Extras: Deutsch
Verpackung: Mediabook
Discs: 2
Format: Blu-ray / DVD
Disc-Typ: BD-50 / DVD-9
Studio: Wicked Vision Distribution GmbH

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Das Bildmaterial stammt nicht von dieser Edition !!!

Diese Edition wurde uns freundlicherweise von Wicked Vision Distribution GmbH zur Verfügung gestellt.

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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